Doppelmord statt Suizid

Göttingen: PTA-Mörder legt Geständnis ab

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Berlin -

Doppelmörder Frank N. hat am Mittwoch ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der 53-Jährige hatte Ende September in Göttingen eine PTA und ihre Kollegin brutal ermordet, zwei herbeigeeilte Helfer verletzt und war daraufhin geflüchtet. Vor dem Landgericht Göttingen hat er am Mittwoch erklärt, er wolle die „Verantwortung für die von mir angerichtete unvorstellbare Katastrophe“ übernehmen.

Es sei eine Tat aus Verzweiflung gewesen, so der Angeklagte am Mittwoch: Bei der ermordeten PTA hatte es sich um seine ehemalige Lebensgefährtin gehandelt. Seit April 2017 waren die beiden ein Paar, doch die Beziehung ging in die Brüche. Das hätte er nie erwartet, so der Angeklagte in einer Einlassung, die sein Anwalt vor Gericht verlas. Demnach sei die Beziehung über zwei Jahre harmonisch verlaufen. Kurz vor der Tat habe die Frau dann den Kontakt abgebrochen. Er habe mehrmals versucht, mit ihr zu sprechen, sei jedoch stets gescheitert.

Offenbar spielte auch Eifersucht eine große Rolle: Er habe an einem Abend durch das Fenster beobachtet, wie seine Ex-Freundin leicht bekleidet mit einem anderen Mann auf dem Sofa lag. Dadurch sei er gekränkt, wütend und verzweifelt gewesen, er habe geschrien, ans Fenster geklopft und Balkonmöbel geschleudert. Daraufhin hatte die 44-Jährige eine Kontaktsperre erwirkt. Das habe ihn sehr mitgenommen, so der Angeklagte: Er habe in der Folgezeit weder schlafen noch essen können, habe innerhalb weniger Tage acht Kilogramm Gewicht verloren und sich vorübergehend zur Behandlung in die Psychiatrie begeben. „Ich war so verzweifelt, dass ich vorhatte, mich selbst mit Benzin zu übergießen und anzuzünden“, so seine Einlassung.

Am 26. September habe er dann versucht, einen letzten Gesprächsversuch zu unternehmen. Falls es dabei nicht zur Aussprache komme, habe er sich umbringen wollen. Deshalb sei er mit dem Fahrrad zu der Apotheke gefahren, in der die 44-Jährige arbeitete. In den Satteltaschen habe er abgefülltes Benzin und zufällig mehrere Messer gehabt. Als er sie auf der Straße traf, habe sie es allerdings abgelehnt, mit ihm zu sprechen. Daraufhin kam es zu der Tat.

„Ich habe bis heute keine Erklärung dafür, warum ich meine ursprüngliche Überlegung, mich selbst zu töten, nicht umgesetzt habe“, zitiert die Braunschweiger Zeitung aus der Einlassung. Der Staatsanwaltschaft zufolge konnte er die Trennung und die Vorstellung, dass seine ehemalige Lebensgefährtin eine neue Beziehung mit einem anderen Mann beginnt, nicht akzeptieren.

Also bespritzte er seine ehemalige Lebensgefährtin mit Benzin und zündete sie an. Als sie versuchte zu flüchten, stach er mit einem Messer auf sie ein, zündete sie erneut an und schlug sie mit einem Feuerlöscher. Die PTA verstarb noch vor Ort. Daraufhin stach er auf eine Kollegin ein, die zu Hilfe geeilt war. Sie verstarb später im Krankenhaus. Zwei weitere Helfer verletzte er mit dem Messer, um sie vom Eingreifen abzuhalten. Die beiden Männer sind nun Nebenkläger in dem Prozess. Dem Täter gelang es zu flüchten. Erst nach 34-stündiger Suche konnte die Polizei ihn in Göttingen festnehmen. Vor Gericht gab der Täter an, sich nicht an den genauen Ablauf der Ereignisse erinnern zu können. Er habe einen „Filmriss“ gehabt. Er habe jedoch keine Zweifel daran, dass sich die Tat wie in der Anklage beschrieben abgespielt habe. Er wolle dafür die volle Verantwortung tragen.

Ihm droht nun eine lebenslange Haftstrafe. Und es wäre nicht sein erster Gefängnisaufenthalt: Dem NDR zufolge war er zuvor bereits dreimal wegen Vergewaltigung verurteilt worden. Das Gericht schätzt ihn als gefährlich und fluchtbereit ein und führte ihn erneut in Handschellen in den Gerichtssaal. Der war wegen der Coronakrise nur spärlich gefüllt: Das Gericht hatte nur wenige Zuhörer zugelassen, um die vorgesehenen Sicherheitsabstände einhalten zu können. Eine Verschiebung des Prozesses wurde abgelehnt, da der Angeklagte in Untersuchungshaft sitzt.

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