Asthmaspray: Infektionsgefahr statt Atemnot Nadine Tröbitscher, 21.10.2016 14:45 Uhr
Lungenerkrankungen haben in den letzten 20 Jahren zugenommen, mehr als drei Millionen Deutsche leiden an Asthma. Betroffene verspüren Kurzatmigkeit, Brustenge und Husten. Nur 40 Prozent von ihnen wenden ihre Medikation richtig an. Vor allem Mundsoor ist bei der Inhalation von Glucocorticoiden ein Problem.
Fall: Ein Stammkunde klagt über Halskratzen und leicht geschwollene Lymphknoten – er vermutet eine Erkältung als mögliche Ursache. Zusätzlich beschreibt er eine Geschmacksstörung und ein Gefühl von Pelzigkeit. Zudem leide er unter Schmerzen während des Essens. Er habe schon betäubende Lutschtabletten versucht, die nähmen zwar kurzzeitig den Schmerz, aber sonst trete keine Besserung ein.
Im Medikationsprofil seiner Kundenkarte ist ersichtlich, dass der Patient ein Salbutamol-Spray benutzt. Er sprüht es ab und zu, wenn die Bronchien mal eng sind und er schlecht Luft bekommt. Er erzählt, dass er vor einigen Wochen vom Arzt zusätzliches ein neues Spray verordnet bekommen hat, da sein Husten in der nasskalten Jahreszeit zunahm. Er selbst hat das Rezept aber nicht eingelöst, seine Frau hat die Medikation in einer Apotheke um die Ecke geholt. Er benutzt das Budesonid-Spray zweimal am Tag und im Verlaufe der Anwendung kam es zu den beschriebenen Beschwerden. Auffällig sei auch ein weiß-gelblicher Belag. Zu Beginn waren es kleine Flecken, jetzt fließen die Beläge ineinander. Mit Hilfe eines Zungenreinigers lassen diese sich leicht entfernen.
Analyse: Asthma-Patienten erhalten häufig ein Glucocorticoid zur Inhalation. Hierfür stehen Pulverinhalatoren und Dosieraerosole zur Verfügung. Glucocorticoide sind körpereigene Stoffe, die in der Nebennierenrinde gebildet werden. Die Hormone und die ihnen nachempfundenen Wirkstoffe binden an intrazelluläre Rezeptoren und wirken entzündungshemmend, antiallergisch und immunsuppressiv.
Die Ursache für die Beschwerden des Kunden können in der immunsuppressiven Wirkung des Sprays liegen. Diese unerwünschte Nebenwirkung (UAW) lässt sich durch eine richtige Anwendung vermeiden. Eine Therapie des Mundsoors ist unerlässlich.
Kommunikation: Ein Therapieabbruch ist nicht notwendig. Dem Kunden bleiben zwei Varianten für die Behandlung offen. Er kann sich in der Selbstmedikation ein nystatinhaltiges (Nystatin-Lederle) Präparat kaufen oder sich vom Arzt eine Verordnung über ein Amphotericin-Präparat wie Ampho-Moronal ausstellen lassen. Beide Wirkstoffe sind zur Behandlung eines Mundsoors geeignet.
Therapie: Nystatin hat dabei ein engeres Wirkspektrum, es ist nur bei einer Infektion mit Candida albicans wirksam. Amphotericin B hat ein weites Wirkspektrum und umfasst nahezu alle humanpathogenen Pilze. Zum Einsatz bei der Behandlung kommen Lutschtabletten oder Suspensionen. Sie werden vier Mal täglich nach den Mahlzeiten eingenommen und zwei bis drei Tage über eine Beschwerdefreiheit hinaus angewendet.
Patienten, die mit einem Glucocorticoid zur Inhalation behandelt werden, müssen auf eine richtige Anwendung hingewiesen werden. Es ist unerlässlich, nach der Inhalation etwas zu essen oder den Mund auszuspülen. Das Spülwasser sollte ausgespuckt und nicht geschluckt werden.
Man empfiehlt die Anwendung vor den Mahlzeiten. Bei langer Glucocorticoid-Gabe ist auf eine Substitution von Vitamin D3 zu achten, da Glucocorticoide die Umwandlung von Vitamin D3, von der inaktiven Speicherform in die aktive Form, vermindern. Patienten haben somit eine erhöhte Osteoporosegefahr, da der Einbau von Calcium in die Knochen vermindert ist.