Apotheken sehen sich aktuell durch fehlende Fiebersäfte mit der Frage konfrontiert, welche Alternativen es gibt, um Patient:innen weiterhin mit Paracetamol- und Ibuprofen-Saft versorgen zu können. Die patientenindividuelle Herstellung bietet eigentlich gute Möglichkeiten, Versorgungsengpässen entgegenzuwirken. Doch Lieferengpässe machen auch vor der Rezeptur keinen Halt.
Paracetamol-Saft ist derzeit nicht lieferbar. Das Fiebermittel mittels Rezeptur herzustellen, wäre eine Alternative. Doch auch Syrspend und halbfertige Suspensionsgrundlagen werden knapp. Sie werden zum Teil nur noch kontingentiert abgegeben. Laut NRF gibt es die Möglichkeit, eine sogenannte Suspensionsgrundlage selbst herzustellen, in die der Wirkstoff Paracetamol eingebracht werden kann. Dafür wird unter anderem Hydroxyethylcellulose benötigt.
Diese Rezeptursubstanz zählt zu den Hilfsstoffen. In Form von gelblichen Körnern oder Pulver gehört der Stoff in vielen Rezepturen zum Standardsortiment. Darüber hinaus ist die Cellulose in verschiedensten Arzneimitteln enthalten, denn sie dient als Gelbildner, Verdickungsmittel und Stabilisator.
Übrigens: In der Rezeptur nutzt man den Vorteil, dass der Hilfsstoff sowohl in kaltem als auch in warmem Wasser löslich ist – das ist nicht bei allen Quellmitteln der Fall.
als pharmazeutischer Hilfsstoff:
Aufgrund der hohen Nachfrage ist Hydroxyethylcellulose 10.000 im Moment nicht lieferbar. Es müssen also Alternativen gefunden werden. Für das Verdickungsmittel können andere Substanzen eingesetzt werden. 0,5 Prozent Hydroxyethylcellulose 10.000 können dabei nach Angaben des NRF unter anderem durch 1,5 Prozent Carmellose-Natrium oder 1 Prozent Hypromellose ersetzt werden. Die Verdickungsmittel-Alternativen haben dabei keinen Einfluss auf die Dichte der Trägerlösung, diese kann weiter mit 1,040 bis 1,041 g/ml angenommen werden.
Da die Grundlage für Suspensionen nicht besonders süß schmeckt und die Compliance bei Kindern verschlechtert, empfiehlt das NRF zur Verbesserung des Geschmacks die Zugabe eines flüssigen Aromas. Geeignet wären beispielsweise 0,1 Prozent Himbeer- oder Kirscharoma.
Da die Verfügbarkeit der Paracetamol-Rezeptursubstanz unsicher ist, wurde auch die Praktikabilität mit 500-mg-Paracetamol-Tabletten unterschiedlicher Hersteller als Wirkstoffquelle untersucht. Hierfür können die Tabletten in der Fantaschale erweicht werden und bis zur Sollmasse mit Suspensionsgrundlage aufgefüllt werden. Noch ist unklar, wie schnell die Lieferfähigkeit bei solchen Rezepturgrundlagen wieder hergestellt werden kann.
Achtung: Beim Austausch der standardisierten Suspensionsgrundlage sollte immer beachtet werden, dass es zu Viskositätsabweichungen kommen kann. Nur durch gründliches Aufschütteln vor der Verabreichung kann gewährleistet werden, dass sich der Wirkstoff homogen im gesamten Volumen verteilt. Der/die PTA sollte ein entsprechend großes Primärgefäß wählen. Die Haltbarkeit sollte auf maximal vier Wochen begrenzt werden. Besser: Nach der akuten Erkrankung sind Restmengen zu verwerfen.
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