Fachkräfte werden in allen Branchen händeringend gesucht. Der Nachwuchs fehlt. Auch in den Apotheken. Dass die Apotheke als Arbeitsplatz attraktiver werden muss, wird seit einiger Zeit diskutiert. Stichwort Vergütung. Aus Sicht der Apothekengewerkschaft Adexa sind Apotheken „nicht konkurrenzfähig“.
Das Apothekenhonorar wurde seit Jahrzehnten nicht mehr erhöht und die gestiegenen Kosten sind auf allen Seiten spürbar – bei den Arbeitgebenden, Arbeitnehmenden und Auszubildenen. Doch um die Apotheke als Arbeits- und Ausbildungsplatz attraktiv zu halten, muss auch die Vergütung stimmen. Wie eine aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs zum Thema Tarifvertragliche Ausbildungsvergütungen zeigt, reagieren die einzelnen Branchen mit unterschiedlichen Erhöhungen auf den Fachkräftemangel. Und auch regional gibt es Unterschiede.
Auszubildene erhalten von der gesetzlichen Mindestausbildungsvergütung ich Höhe von 620 Euro monatlich im ersten Ausbildungsjahr – Friseurhandwerk oder Floristik (neue Bundesländer) bis hin zu 1580 Euro im Bauhauptgewerbe (alte Bundesländer, viertes Lehrjahr).
Der Nachwuchs in den Apotheken liegt in puncto Vergütung im unteren beziehungsweise mittleren Bereich. Pharmazeut:innen im Praktikum erhalten im Tarifgebiet der ADA eine monatliche Ausbildungsvergütung In Höhe von 1040 Euro. PTA-Praktikant:innen erhalten 793 Euro und angehende Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte bekommen eine monatliche Ausbildungsvergütung in Höhe von 793 Euro im ersten Ausbildungsjahr, 850 Euro im zweiten Ausbildungsjahr und 906 Euro im dritten Ausbildungsjahr.
Angehende Apotheker:innen und PKA reihen sich während der Ausbildungszeit (PKA je nach Ausbildungsjahr) ganz knapp mit angehenden KfZ-Handwerker:innen, Azubis im Einzelhandel, dem Bauhauptgewerbe sowie dem Gebäudereinigungshandwerk und dem Backhandwerk ein, wo die monatliche Vergütung zwischen 800 und 1000 Euro liegt. PTA liegen sogar im unteren Bereich von weniger als 800 Euro. Ebenso wie Azubis in der Landwirtschaft im Bezirk Nordrhein mit 790 Euro, dem nordrhein-westfälischen Friseurhandwerk mit 610 Euro und der ostdeutschen Floristik mit 585 Euro.
„Es sollte den Arbeitgeberverbänden zu denken geben, dass sie mit den aktuellen tariflichen Vergütungen von unter 800 Euro im ersten PKA-Ausbildungsjahr und auch im PTA-Praktikum in die niedrigste der drei Kategorien fallen“, so die Adexa-Bundesvorsitzende Tanja Kratt. So könne man für verantwortungsvolle Gesundheitsberufe im Wettbewerb mit anderen Branchen nicht konkurrenzfähig sein. Oder gar ambitionierten Nachwuchs gewinnen, der der öffentlichen Apotheke nicht nach kurzer Zeit den Rücken kehrt.
„Wer die Politik von einer angemesseneren Honorierung der Apotheken überzeugen will, braucht nach wie vor gute Argumente und offenbar auch einen langen Atem“, so Kratt. Doch dass sich ein Mangel an Auszubildenden und somit an Fachkräften drastisch auf die Arzneimittelversorgung auswirken wird, dürfe von der Politik nicht billigend in Kauf genommen werden. „Und dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihr Personal – gerade in Zeiten hoher Inflation – höher entlohnen müssen, muss auch jeder und jedem politisch Verantwortlichen einleuchten“, appelliert Kratt.
Dass eine Steigerung der Ausbildungsvergütung möglich ist, zeigen verschiedene Branchen. Den größten Sprung erlebte das Backhandwerk mit einer Steigerung der Ausbildungsvergütungen ab dem 1. August um 26,5 Prozent. Auch Azubis im bayerischen Gastgewerbe, der westdeutschen Floristik und der Süßwarenindustrie Nordrhein-Westfalen dürfen sich über 20 Prozent mehr freuen. Um mehr als 10 Prozent stiegen die Ausbildungsvergütungen im sächsischen Gastgewerbe, in der Landwirtschaft (Mecklenburg-Vorpommern) und im Privaten Bankgewerbe, so die Auswertung des WSI-Tarifarchivs.
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