An der PTA-Lehrakademie in Köln gibt es eine besondere Patenschaft. Jeder Neuling bekommt zu Beginn der Ausbildung eine der etwa 160 Arzneipflanzen im schuleigenen Arzneipflanzengarten zugeteilt und trägt während der Ausbildung die Verantwortung für ihr Wohlergehen. Dadurch soll der etwas trockenere Unterrichtsstoff praxisnaher gestaltet werden.
Die seit 1969 bestehende PTA-Lehrakademie im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, unter derzeitiger Leitung von Dagmar Hußmann, hat sich etwas Besonderes überlegt. Neben dem theoretischen Unterricht, den PTA während ihrer zweijährigen Ausbildung erhalten, soll ihnen die Botanik nähergebracht werden. Die im Unterricht besprochenen Teedrogen und Arzneipflanzen können so direkt in natura betrachtet werden. Neben Belladonna, Hopfen, Oleander und verschiedenen Küchenkräutern wie Thymian und Rosmarin, wachsen auch Bäume wie Ginkgo, Kastanie und Birke im Schulgarten.
Schon einige angehende PTA haben sich verantwortungsbewusst um ihre Schützlinge gekümmert. Neben der Bewässerung und dem Zurückschneiden der Pflanzen zählt auch das Zusammenbinden und der Schutz vor Schädlingen zu den Aufgaben. Schon zweimal musste die Gartenanlage umziehen. Erst im Sommer wurden die Beete großzügiger gestaltet. Einige Beschilderungen werden nun durch verschiedene Firmen gesponsert.
Ursula Mostart, seit 2015 Dozentin für Botanik und Drogenkunde an der Lehrakademie, ist stolz auf den „Klostergarten“. Er trage einen wesentlichen Teil dazu bei, praxisorientierten Unterricht zu ermöglichen. Zusammen mit Kollegin Heike Schneider kümmert sie sich um die Betreuung des Gartens. „Viele der Schüler entwickeln während der Zeit einen grünen Daumen. Andere empfinden die Pflege eher als lästig.“
Während der schulischen Ausbildung an der Lehrakademie muss jeder Schüler zudem eine Projektarbeit über seine „Patenpflanze“ verfassen. Hierbei gilt es zu erforschen, welche Inhaltsstoffe sie enthält, wie der pharmazeutische Nutzen ist und in welchen Fertigarzneimitteln die Wirkstoffe der Pflanze enthalten sind. Außerdem sollen sie in der Facharbeit von der Entwicklung ihrer Pflanze berichten und erläutern, ob es Schwierigkeiten oder Herausforderungen bei der Pflege gab. So wird eine unmittelbare Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis hergestellt – und den Schülern fällt es leichter, das Gelernte umzusetzen.
Der Unterricht an der Lehrakademie erfolgt ausschließlich durch Apotheker und PTA. So können Infos aus der Apotheke direkt im Unterricht landen und umgekehrt. „Aber nicht nur für die Schüler ist das ein enormer Vorteil, auch für uns Dozenten zahlt sich die Verbindung zwischen Lehranstalt und Apotheke aus“, so Bettina Castenholz.
Eine Besonderheit an der Kölner Lehrakademie ist der Semesterbetrieb. Die Ausbildung ist in vier Halbjahre gegliedert. Durch diese Einteilung ist auch ein Ausbildungsbeginn im Frühjahr möglich. Zudem kann bei nicht ausreichenden Leistungen ein Semester vom Schüler wiederholt werden. Seit kurzem erhalten die Schüler eine Förderung des Landes NRW und müssen daher nur noch 30 Prozent des Schulgeldes selbst zahlen. Dies sei ein enormer Vorteil, da das zu zahlende Schulgeld von den Schülern nun notfalls neben der Schule durch einen Minijob verdient werden könne und sich so mehr Schüler die Ausbildung leisten können, so Mostart.
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