So wird Kindern nicht übel Nadine Tröbitscher, 20.06.2017 12:23 Uhr
Wer mit Kindern auf Reisen geht, hat nicht nur mit der Langeweile auf der Rückbank zu kämpfen, sondern auch mit der Übelkeit. Wenn statt Pommes die Spucktüte gefragt ist, ist das Gehirn durcheinander. Der Körper befindet sich im unbeweglichen Raum obwohl das Gleichgewichtsorgan schaukelt. Die Reaktion – Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Es folgen Tipps, um ohne Reisekrankheit am Urlaubsort anzukommen.
Tipp 1: Nachts fahren. Wer die Urlaubsfahrt mit dem Auto oder dem Bus in der Nacht startet, kann gleich in zweierlei Hinsicht profitieren. Einerseits schlafen die Kinder und quengelnde Kommentare wie „Wann sind wir endlich da?“, „Ich will Pommes“ oder „Ich muss Pipi“ bleiben aus. Auf der anderen Seite macht auch das Gleichgewichtsorgan eine Pause, das bereits bei Kindern ab dem zweiten Lebensjahr ausgebildet ist. Sind die Augen geschlossen, verarbeitet das Gehirn nur einen Sinneseindruck.
Wer sich am Tage mit einem Buch oder einem Spiel ablenkt, sorgt im Gehirn für Verwirrung, denn man befindet sich in einem Raum, in dem sich nicht bewegt. Beschleunigen und Bremsen sorgen jedoch für eine Wahrnehmung im Gleichgewichtsorgan. Es kommt zur Übelkeit. Während des Schlafens ist die Reaktion jedoch vermindert und so wachen die Kleinen meist gar nicht auf und alle kommen entspannt am Urlaubsort an.
Tipp 2: Bordapotheke befüllen und vorbeugen. Wer stets mit einer Kinetose zu kämpfen hat, sollte vorbeugen und vor Reiseantritt ein Medikament einnehmen oder für den Ernstfall gewappnet sein. Empfohlen ist die Anwendung eines Arzneimittels etwa 30 bis 60 Minuten vor Reiseantritt. So kann den unangenehmen Symptomen vorgebeugt werden. Für Kinder sind Präparate mit Dimenhydrinat als Saft, Zäpfchen, Kaugummi und Tablette im Handel, diese können je nach Alter und Gewicht unterschiedlich dosiert werden. Der Arzneistoff unterdrückt die Wirkung des Botenstoffs Histamin und wirkt so Übelkeit und Erbrechen entgegen.
Vomex-Sirup (Klinge) kann ab einem Körpergewicht von sechs Kilogramm eingesetzt werden. Kinder können drei bis viermal täglich den Saft verabreicht bekommen, dabei ist die Dosierung genau einzuhalten. Pro Kilogramm Körpergewicht darf 1,25 mg Dimenhydrinat verabreicht werden. Überdosierungen können vor allem bei Kindern unter drei Jahren lebensbedrohlich sein. Nach der Einnahme können die Kinder über Müdigkeit klagen. Superpep-Kaugummis können ab dem sechsten Lebensjahr gegen die Reiseübelkeit gekaut werden.
Wer homöopathisch entgegenwirken will, kann auf Cocculus D6 oder Nux Vomica zurückgreifen. Die Therapie sollte bereits einige Tage vor Reiseantritt erfolgen. Je nach Alter werden dreimal täglich drei bis fünf Globuli gelutscht. Im Akutfall kann dann auch halbstündlich ein Streukügelchen unter die Zunge gelegt werden. Tabacum kann angewendet werden, wenn zudem Kreislaufprobleme auftreten.
Ein Tipp für Erwachsene: Ein bekanntes und gut wirksames Hausmittel ist Ingwer. Am besten hilft die Wurzel in Kapselform (Zintona). Der Vorteil: Im Vergleich zu Dimenhydrinat macht Ingwer nicht müde und schränkt das Reaktionsvermögen nicht ein. In sehr schweren Fällen können vom Arzt auch Pflaster mit dem Wirkstoff Scopolamin verschrieben werden, die hinter das Ohr geklebt werden können und bis zu 72 Stunden wirken.
Tipp 3: Leichte Kost. Vor Reiseantritt sollte keine üppige Mahlzeit auf dem Programm stehen, denn wer fettig und schwer isst, kann so die Übelkeit verstärken. Um den Magen-Darm-Trakt zu entlasten sollten Zwieback, Obst oder Salat gegessen werden. Gefragt ist ein gutes Mittelmaß, denn auch ein leerer Magen kann die Reisekrankheit fördern. Zwischendurch sind auch Bonbons mit Pfefferminz oder Ingwer erlaubt, die der Übelkeit entgegen wirken können. Wer auf große Fahrt geht, sollte auch auf seine Flüssigkeitsreserven achten. Getränke wie Milch oder Kaffee sind tabu, geeignet sind hingegen Tee aus Ingwer oder Pfefferminze sowie Wasser ohne Kohlensäure.
Tipp 4: Pausen einplanen. Kleine Pausen nehmen nicht nur die Langeweile, sondern tanken den Körper auch mit Sauerstoff auf. Kinder können Toben und Spielen und der Fahrer hat Zeit für eine kurze Entspannung. Daher sollte etwa alle zwei Stunden ein kurzer Stopp eingeplant werden, um auch dem Gleichgewichtssinn eine kleine Pause zu geben. Essen ist in den Pausen erlaubt, jedoch keine Pommes sondern leichte Kost wie Bananen oder Vollkornbrot. Zum Rauchen ist die Pause jedoch nicht gedacht, denn Nikotin kann bei Erwachsenen die Entstehung der Reisekrankheit fördern.
Tipp 5: Horizont und Hörspiele. Ablenkung ist ein bewährtes Mittel gegen Kinetosen. Hörspiele können Kinder ablenken und die Fahrzeit verkürzen. Dabei können die Kleinen aus dem Fenster gucken und sich auf einen fest Punkt am Horizont konzentrieren. Wer auf das Hörspiel verzichtet, kann auch Wolken zählen oder „ich sehe was, was du nicht siehst“ spielen.