Medikationsfehler

Fünf Tipps gegen Anwendungsfehler

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Berlin -

Nicht nur Verwechslungen von Arzneimitteln können zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, sondern auch Anwendungsfehler der angezeigten Medikamente. Die Folge können falsche Dosierungen, eine Verstärkung der Nebenwirkungen oder gar Therapieversagen sein. Fünf Tipps zum Umgang mit Augentropfen, Tabletten, Inhalatoren & Co.

Tipp eins: Augentropfen. Die Anwendung von Augentropfen fällt nicht jedem leicht. Manchmal geht ein Tropfen daneben oder die Patienten können die kleinen Fläschchen nicht richtig halten und entsprechend gut dosieren. Die Apotheke ist gefragt, wichtige Hinweise und Tipps zur Anwendung zu geben. Der allgemeine Ablauf könnte wie folgt sein: Die Patienten sollten sich nach dem Händewaschen hinsetzen und die Augentropfen in der Hand oder der Hosentasche auf Körpertemperatur bringen. Anschließend den Kopf zurücklehnen, das untere Lid vorsichtig zurückziehen und einen Tropfen in das Auge fallen lassen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Spitze der Augentropfenflasche nicht mit dem Auge in Berührung kommt um eine Kontamination zu vermeiden. Ist der Tropfen im Auge, sollte dieses für etwa eine Minute geschlossen aber nicht zugekniffen werden und der Tränenkanal vorsichtig abgedrückt werden. Die Flüssigkeit bleibt so länger im Auge und wird nicht gleich durch den Tränenkanal abtransportiert. Zudem sollte das geschlossene Auge bewegt werden, um eine ganzheitliche Benetzung zu gewährleisten.

Gelangt mehr als der vorgeschriebene eine Tropfen in das Auge, kann bei einigen Arzneistoffen die Gefahr der Nebenwirkungen zunehmen. Glaukompatienten träufeln beispielsweise nicht-selektive Betablocker wie Timolol. Der Wirkstoff hemmt sowohl die Beta-1-Rezeptoren, die sich vorwiegend am Herzmuskel befinden, als auch die Beta-2-Rezeptoren, die beispielsweise auf der Muskelschicht der Lunge lokalisiert sind. Werden mehrere Tropfen in das Auge eingebracht, kann mehr Arzneistoff durch den Tränenkanal abtransportiert werden und systemisch wirken sowie Nebenwirkungen wie Verengung der Bronchien, verlangsamte Herzfrequenz und Pulsschlag und Blutdrucksenkung.

Werden verschiedene Augentropfen angewendet, sollte zwischen den einzelnen Präparaten ein Tropfabstand von mindestens 15 Minuten eingehalten werden. Zudem wird Kontaktlinsenträgern empfohlen die Linsen vor der Anwendung der Produkte zu entfernen. Wer das Auge „nicht trifft“ kann Applikationshilfen zur Anwendung von Augentropfen verwenden. Augentropfen sind nur begrenzt haltbar. Patienten sollten sich an die Aufbrauchfristen halten, da sonst Entzündungen durch verunreinigte Flüssigkeiten die Folge sein können.

Tipp zwei: Inhalationssysteme. Inhalationssysteme bieten viel Erklärungspotential für die Apotheke. Für eine erfolgreiche Therapie müssen die Patienten sicher im Umgang mit den Inhalatoren sein. Im Allgemeinen unterliegt eine Inhalation einer täglichen Routine. Die Patienten sollten mit aufrechtem Oberkörper, also im Sitzen oder Stehen die Arzneimittel anwenden. Vor der Inhalation sollte langsam und entspannt ausgeatmet werden. Mit dem Einatmen über etwa drei Sekunden sollte der Sprühstoß am Inhalator ausgelöst werden, das Mundstück sollte dabei fest mit den Lippen umschlossen sein. Anschließend sollten die Patienten die Luft für etwa fünf bis zehn Sekunden anhalten und langsam über die Lippenbremse wieder ausatmen. Ist eine weitere Dosis angezeigt, sollte bis zur nächsten Inhalation mindestens eine Minute vergangen sein.

Für die einzelnen Inhalatortypen gelten besondere Anforderungen. Aerosole sind beispielsweise vor der Anwendung zu schütteln. Der Sprühstoß wird durch Drücken auf den Wirkstoffbehälter ausgelöst. Drücken und Einatmen sollten zeitgleich erfolgen, dabei ist Koordination gefragt. Um zum Beispiel Kindern die Inhalation zu erleichtern, kann ein Spacer verwendet werden. Nicht für jeden Patienten ist ein Pulverinhalator geeignet. Denn die Inhalation wird vom eigenen Atemzug gesteuert, das bedeutet der Wirkstoff wird durch Ansaugen freigesetzt. Tiefe und Wirkstoffmenge der Inhalation sind von dem eigenen Atemvolumen abhängig. Je kräftiger der Einatemzug desto tiefer die Inhalation. Auch für inhaltierbare Wirkstoffe gelten Besonderheiten: werden Cortisoide inhaliert, sollte nach der Anwendung der Mund ausgespült, etwa gegessen oder getrunken werden.

Tipp drei: Transdermale Systeme. Pflaster ist nicht gleich Pflaster. Transdermale therapeutische Systeme (TTS) sind unterschiedlich aufgebaut. Zudem ist auf die Angabe der Wirkstofffreisetzung zu achten, damit das Pflaster nicht zu früh oder zu spät gewechselt wird. TTS sollten auf die trockene und unbehaarte Haut aufgeklebt werden. Die Haut sollte intakt, frei von Sonnenschäden oder Tätowierungen sein. Seife, Kosmetika oder andere Stoffe, die die Haut reizen oder verändern, können für gefährlich erhöhte Wirkstoffspiegel zum Beispiel nach der Anwendung von Opioid-Pflastern sorgen. Zudem kann Creme die Klebefähigkeit verringern.

Geeignete Körperstellen zum Kleben der TTS können zum Beispiel Rücken, Bauch, Oberschenkel oder Oberarm sein. Von einer Rasur vor dem Aufbringen der Pflaster ist abzuraten. Kleinste Verletzungen können die Wirkstoffaufnahme verändern. Zudem sollten Hormonpflaster nicht auf die Brust aufgebracht werden. Patienten sollten die Hautstelle wechseln. Ist das Pflaster aufgeklebt, bildet sich in der Haut ein Depot, das sich nach dem Entfernen langsam wieder abgebaut wird. Schwimmen, Baden, Duschen oder Sport sind möglich – bei Saunagängen sollte das Pflaster jedoch abgenommen und nach dem Besuch wieder aufgebracht werden.

Eine Gefahr bergen TTS nicht nur für die Verwender, sondern auch für unbeteiligte Personen wie Kinder. Patienten sollten daher auf eine kindersichere Entsorgung der Arzneimittel achten und am Besten das Pflaster in der Mitte nach innen falten, sodass die Klebefläche aufeinander kleben. Das alte Pflaster kann dann in der Folie des neuen Pflasters verpackt entsorgt werden.

Tipp vier: Trockensäfte. Viele antibiotische Kindersäfte liegen als Trockensubstanz vor und müssen vor Gebrauch zubereitet werden. Dazu wird mit Leitungswasser aufgefüllt. Für einige Säfte ist eine Füllhöhe auf der Flasche markiert, für andere liegt ein Messbecher mit der angegebenen aufzufüllenden Menge Leitungswasser der Packung bei. Probleme können bei beiden Varianten auftreten. Zum einen kann zu wenig oder zu viel Wasser aufgefüllt werden, was eine falsche Konzentration des Arzneimittels zur Folge haben kann und somit die Therapie gefährden kann. So kann die Konzentration des Wirkstoffes zu hoch oder zu niedrig sein. Auch das Schütteln kann eine Fehlerquelle sein. Wird nicht genügend geschüttelt wird, kann die Suspension klumpig bleiben. Wird nicht vor jeder Anwendung aufgeschüttelt, kann die Gabe der verordneten Arzneistoffe nicht gewährleistet sein.

Grundsätzlich gilt bei Flaschen mit Markierung der Füllhöhe als erstes mit kaltem Leitungswasser bis kurz unter die Markierung aufzufüllen und so lange zu schütteln bis der Bodensatz verschwunden ist und das Pulver vollständig suspendiert und klumpenfrei ist. Anschließend ist solange zu warten, bis der Schaum sich vollständig abgesetzt hat. Ist die Füllhöhe nicht erreicht, wird nun vorsichtig bis zur Markierung mit Leitungswasser aufgefüllt und erneut geschüttelt. Einige Säfte müssen nun im Kühlschrank gelagert werden.

Vor jeder Anwendung sollte erneut aufgeschüttelt werden. Bei der Gabe sollte zwischen der Angabe ML und ml unterschieden werden. Messlöffel und Milliliter sind unterschiedliche Angaben. Messlöffel, Messbecher oder Spritze – die Handhabung sollte den Eltern in der Apotheke genau erklärt werden und die Dosierung anhand des Körpergewichtes errechnet werden.

Tipp fünf: Tabletten. Schlucken und gut – könnte man denken, aber weit gefehlt. Tabletten bieten viel Potential für eine falsche Anwendung. Nicht jede Tablette ist teilbar und nicht jede Kerbe eine Bruchkerbe. Nur der Hersteller kann die Teilbarkeit bestätigen, wenn gewährleistet ist, dass der Wirkstoff gleichmäßig in der Tablette verteilt ist und ein Überzug oder eine Retardformulierung das Teilen nicht unmöglich macht. Magensaftresistente Überzüge dürfen nicht durch Teilen zerstört werden, denn dann kann die Magensäure den empfindlichen Wirkstoff zerstören. Auch SL-Formulierungen sollten nicht geteilt werden. Die Systeme setzen einen Teil des Wirkstoffes schnell und den anderen langsam frei, wird geteilt, wird das Prinzip zerstört.

Auch die Einnahmeflüssigkeit sollte gut gewählt sein. Grundsätzlich sollten Tabletten mit Leitungswasser eingenommen werden. Säfte oder Mineralstoffe in Tafelwässern oder Milch, können die Aufnahme von einigen Wirkstoffen beeinflussen. Möglich sind Komplexbildungen oder Wechselwirkungen durch Hemmung des Cytochrom P450 Enzyms CYP3A4 durch Grapefruitsaft.

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