... für die Beratung zur Intimpflege Dr. Kerstin Neumann, 21.01.2016 14:17 Uhr
Das Thema ist heikel und wird in der Offizin oft nur ungern angesprochen. Besonders Frauen sind aber häufig von Infektionen im Genitalbereich betroffen und suchen Rat in der Apotheke. Dabei geht es nicht nur um die Behandlung von Pilzinfektionen. Oft wird auch nach guten Tipps für die Intimpflege gefragt. In der Apotheke ist dabei neben der fachlichen Hilfe auch Einfühlungsvermögen gefragt.
Tipp eins: Diskretion wahren. Gespräche über Infekte und die Pflege des Intimbereiches gehören nicht in die Öffentlichkeit. Vielen Kunden ist eine ausführliche Beratung zum Thema Intimpflege unangenehm – und auch als Apothekenmitarbeiter ist es oft nicht einfach, sensible Fragen mit der richtigen Ruhe anzusprechen. Wenn ein Gespräch am HV-Tisch nicht vertraulich geführt werden kann, zum Beispiel weil viele Kunden in der Apotheke sind, sollte man der Kundin anbieten, das Gespräch im Beratungsraum zu führen. Das schafft für beide Seiten Sicherheit.
Tipp zwei: Nicht Übertreiben. Hygiene ist wichtig, es kann aber auch zu viel des Guten sein. Die Haut im Genitalbereich ist empfindlicher als anderswo. Außerdem kann das Gleichgewicht der Vaginalflora durch zu intensives Waschen durcheinander gebracht werden, was zu Infektionen führt. In der Regel reicht es völlig aus, den Genitalbereich mit lauwarmem, klarem Wasser zu säubern und anschließend gründlich abzutrocknen. Wenn die Kundin das Gefühl hat, Wasser reiche nicht aus, können milde Reinigungsprodukte empfohlen werden. Die speziellen Mittel enthalten nur wenige Tenside und sind mit Milchsäure auf einen passenden pH-Wert eingestellt. Intimsprays oder Vaginalspülungen sollten allerdings keinesfalls verwendet werden. Sie zerstören die Schutzflora und trocknen die Schleimhäute aus. Dann siedeln sich pathogene Keime leichter an.
Tipp drei: Achtung Waschlappen. Eigentlich gehören Waschlappen zur Standardausstattung in der Körperpflege. Für die Intimpflege gilt das allerdings nur bedingt: Nach Möglichkeit sollten die Tücher nicht verwendet werden, um durch die Reibung keine Hautirritationen hervorzurufen. Wenn das Gefühl besteht, dass eine Reinigung ohne Waschlappen nicht geht, muss besonders weiches Material verwendet werden. Wichtig ist außerdem, den Lappen nach jeder Verwendung bei 60 Grad zu waschen. Tut man das nicht, besteht die Gefahr dass sich Keime ansiedeln, die beim nächsten Waschvorgang in den Genitalbereich eindringen und die Schutzflora stören. Alternativ können Einmal-Waschlappen eingesetzt werden.
Tipp vier: Richtige Kleidung. Besonders Kundinnen mit Vaginalinfekten durch Bakterien oder Pilze sollte man raten, auf die richtige Kleidung zu setzen. Slips aus Baumwolle oder atmungsaktiven Materialien sind besser geeignet als synthetische Stoffe oder Slipeinlagen mit Plastikfolie. Diese halten mehr Wärme und schaffen daher optimale Bedingungen für schädliche Keime, die man eigentlich loswerden möchte. Gleiches gilt auch für sehr eng anliegende Hosen. Im Falle einer Infektion ist es daher angeraten, auf locker sitzende Hosen, Röcke oder Kleider auszuweichen. Und selbstverständlich sollte die Unterwäsche täglich gewechselt werden.
Tipp fünf: Achtung Antibiotika. Wenn bei Frauen häufiger Infekte des Genitalbereiches auftreten, ist es sinnvoll, die Ursache dafür abzuklären. Hormonschwankungen und Stress beeinträchtigen das Immunsystem, was sich auch auf die vaginale Schutzflora auswirken kann. Aber auch Antibiotika können die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn die Kundin bereits solche Erfahrungen gesammelt hat, kann gleichzeitig mit der Antibiotika-Gabe vorbeugend ein Milchsäure-Präparat empfohlen werden. Die Vaginalzäpfchen oder –tabletten sorgen dafür, dass die Bedingungen für die natürlich vorkommenden Mikroorganismen optimiert werden und schädliche Einflüsse von außen besser abgewehrt werden können.
Zu einer guten Intimpflege gehört übrigens auch das Toilettenpapier. Der Genitalbereich ist empfindlich, Haut und Schleimhäute im Vaginalbereich sind dünn und können leicht gereizt werden. Im alter wird die Haut hormonbedingt dünner und reagiert noch empfindlicher. Schon raues Toilettenpapier mit hohem Holzfaseranteil kann dann kleine Reizungen oder Verletzungen hervorrufen. Wer anfällig für Infektionen ist, sollte daher beim Kauf des Toilettenpapiers nicht sparen und auf weiche Varianten zurückgreifen. Feuchtes Toilettenpapier ist nur dann sinnvoll, wenn es frei von Duft- oder Konservierungsstoffen ist. Diese können die Haut zusätzlich reizen.