Berechnung und Herstellung

Fresh-Up: Suppositorien in der Rezeptur

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Berlin -

Zäpfchen bieten mehrere Vorteile: Ein schneller Wirkeintritt, da die Wirkstoffe direkt über die Darmschleimhaut ins Blut gelangen und die Umgehung des „First-Pass-Effektes“. Auch bei Personen mit Schluckbeschwerden oder Magen-Darm-Erkrankungen, die von Erbrechen begleitet werden, sind Suppositorien oralen Arzneiformen überlegen. Falls eine Herstellung durch die Apotheke notwendig ist, ist dabei einiges zu beachten.

Suppositorien können lokal im Mastdarm wirken, etwa gegen Hämorrhoiden. Häufiger sollen die enthaltenen Wirkstoffe aber systemisch wirken, etwa bei Analgetika, Spasmolytika oder Antiemetika. Der Wirkstoff wird im Körper durch das Schmelzen der Suppositoriengrundlage freigesetzt und anschließend resorbiert. Das Auflösen ist eher für Vaginalsuppositorien (Ovula) typisch; im Darm ist dafür nicht genug Flüssigkeit vorhanden.

Grundlage auswählen

Als Grundlage für rektal angewendete Suppositorien werden Hartfett (Adeps solidus) oder Kakaobutter (Oleum cacao) genutzt. Hartfett wird aufgrund der einfacheren Verarbeitung und längeren Haltbarkeit bevorzugt – aufgrund hoher Nachfrage war dieses in der letzten Zeit aber oft nur schwierig zu bekommen. Bei der Verwendung von Kakaobutter sind einige Besonderheiten zu beachten. Für Ovula eignet sich eine Grundlage aus Macrogolen oder einem Gemisch aus Gelatine, Glycerol und Wasser. Je nach Wirkstoff ergeben sich Lösungs-, Suspensions- oder Emulsionszäpfchen.

Hartfett wird für die Zäpfchenherstellung im Klarschmelzverfahren auf dem Wasserbad so hoch erhitzt, dass es flüssig und klar geschmolzen vorliegt. Eine Inprozesskontrolle für das Klarschmelzverfahren ist daher das Vorliegen einer klaren, farblosen Schmelze ohne feste Bestandteile. Kakaobutter hingegen darf nicht so hoch erhitzt werden, da sich sonst aufgrund einer Konformitätsänderung Schwierigkeiten bei der Verarbeitung ergeben. Deshalb wird das sogenannte Cremeschmelzverfahren verwendet, bei dem die Grundlage nur soweit erwärmt wird, bis sie cremig, aber noch fließfähig ist.

Vor der Herstellung der Zäpfchen muss die benötigte Menge an Grundlage ermittelt werden. Hierzu kommen in der Apotheke zwei verschiedene Methoden in Frage: Bei der Methode nach Münzel werden die Wirkstoffe in etwas Grundmasse eingearbeitet, dann werden alle Aussparungen teilweise ausgegossen und mit Grundmasse aufgefüllt. Die daraus entstehenden Zäpfchen werden nach dem Erkalten erneut eingeschmolzen, homogenisiert und ausgegossen.

Eichfaktor und Verdrängungsfaktor

Eine zweite Methode zum Ermitteln der Grundlagenmenge ist der Verdrängungsfaktor. Bei ihr wird berücksichtigt, wie viel Grundmasse durch den einzuarbeitenden Wirkstoff verdrängt wird. Eine Liste mit den geläufigsten Faktoren findet sich in der dazu aufgestellten DAC-Tabelle.

Neben dem Verdrängungsfaktor wird auch der Eichfaktor der verwendeten Gießform benötigt. Verwendet werden können Metall- oder Plastikformen; letztere sind nur für den Einmalgebrauch geeignet, das Kalibriervolumen ist im DAC/NRF hinterlegt. Um den Eichfaktor für eine Metallform zu ermitteln, werden alle Aussparungen der Form mit der benötigten Grundmasse gefüllt und die daraus entstehenden Suppositorien einzeln gewogen. Das Durchschnittsgewicht in Gramm stellt den Eichfaktor der Form für die verwendete Grundlage dar. Dieser Faktor sollte auf der Gießform notiert werden, damit er nicht für jede Herstellung erneut bestimmt werden muss.

Grundlagenmenge berechnen

Sind Eichfaktor und Verdrängungsfaktor bekannt, kann mit Hilfe einer Formel die benötigte Menge an Grundlage ausgerechnet werden. Um sicherzustellen, dass genügend Masse vorhanden ist, wird immer für mehr Zäpfchen kalkuliert als tatsächlich hergestellt werden. Die letzten Zäpfchen sollten laut Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker aufgrund des Risikos von Überdosierungen nicht ausgegossen werden.

Laut DAC/NRF wird für Suspensionszäpfchen daher folgender Überschuss eingewogen:

  • 4 Stück bei 1- 6 Zäpfchen
  • 5 Stück bei 7- 10 Zäpfchen
  • 6 Stück bei 11- 20 Zäpfchen
  • 10 Stück bei 21- 30 Zäpfchen

Die Formel für die Verdrängungsfaktor-Methode lautet: M=N(E-fA)

M = benötigte Menge an Grundlage; N = Anzahl der herzustellenden Suppositorien + 1; E = Eichfaktor der verwendeten Form; f = Verdrängungsfaktor des Wirkstoffs; A = benötigte Wirkstoffmenge pro Zäpfchen

Beispiel: Es sollen sechs Paracetamol-Zäpfchen mit einem Wirkstoffgehalt von 0,5 g hergestellt werden. Die Grundlage ist Hartfett. Der berechnete Eichfaktor der Gießform beträgt 1.95. Der Verdrängungsfaktor von Paracetamol ist 0,72.

M=7(1,95-0,72x0,5); M=7(1,95-0,36); M=7x1,59; M=11,13

Es werden also 11,13 g Hartfett benötigt.

Gießschwarte nicht vergessen

Die Grundlage wird auf dem Wasserbad geschmolzen, die fein gepulverten Wirkstoffe werden anschließend in die geschmolzene Grundlage rührend eingearbeitet, bis eine cremeartige homogene Mischung entsteht.

Die cremige Masse wird in die vorbereitete Gießform eingefüllt. Jede Aussparung der Form sollte mit konvexem Überstand (Gießschwarte) ausgegossen werden. Die überstehende Masse wird nach der Erstarrung mit einem angewärmten Spatel entfernt. Nach dem Erkalten der Zäpfchen in der Form kann mit einem einfachen Trick getestet werden, ob die Zäpfchen bereits vollständig ausgehärtet sind. Dazu wird von oben leicht auf jedes einzelne Zäpfchen gedrückt. Ist es fertig, spürt man beim Drücken ein kurzes Absacken des Zäpfchens in der Form. Dann können die Form geöffnet und die Zäpfchen entnommen und auf ihre Unversehrtheit überprüft werden.

Luftdicht verpacken

Als Inprozesskontrolle kann darüber hinaus die Masserichtigkeit oder die Masseeinheitlichkeit überprüft werden. Zäpfchen in Plastikformen können gegen eine Lichtquelle gehalten werden, um so den Füllstand zu kontrollieren. Dann werden diese luftdicht verpackt – es kann ein Klebestreifen über die Gießöffnungen geklebt werden.

Die Zäpfchen aus der Metallgießform werden einzeln in Alufolie eingeschlagen und anschließend in eine einfache Kruke gefüllt, um sie vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen. Die Lagerung sollte immer bei Zimmertemperatur erfolgen, bei Temperaturen über 30 Grad besteht die Gefahr des Schmelzens. Eine Lagerung im Kühlschrank wird nicht empfohlen, da die Suppositorien durch die Kälte leicht brüchig werden und kaputt gehen können.

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