Magen-Darm-Erkrankungen

Fresh-up: Helicobacter pylori

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Berlin -

Helicobacter pylori ist ein gefürchteter pathogener Keim, der mit diversen Magen-Darm-Erkrankungen wie Gastritis, Ulcera und Magenkrebs assoziiert ist. Experten gehen davon aus, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung mit dem Erreger infiziert ist. Doch nicht jeder, der den Keim in sich trägt, erkrankt zwangsweise. Ein Überblick.

H. pylori ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium und kann – im Gegensatz zu den meisten anderen Bakterien – das saure Milieu im menschlichen Magen überleben, obwohl es säureempfindlich ist. Dazu hat hat der Keim Anpassungsmechanismen ausgebildet, die ihm das ermöglichen: Als Überlebensstrategie bildet der Erreger Urease, die die Umwandlung von Harnstoff in Ammoniak katalysiert. Letzteres hebt den pH-Wert der Umgebung an, ein neutrales Milieu entsteht. Diese Reaktion wird auch diagnostisch ausgenutzt (Helicobacter-Urease-Test). So kann sich H. pylori in und unter die Magenschleimhautbarriere einnisten. Seine Geißeln (Flagellen) sind mit einer säurestabilen Hülle überzogen. So kann sich das Bakterium im zähen Magenschleim bewegen und an der obersten Schleimhautschicht festhalten.

Der Pathomechanismus von H.pylori ist nicht vollständig geklärt. Unter anderem ist bekannt, dass der Erreger über seine Geißeln ein Peptidoglykan ins Innere der Magenepithelzelle injiziert. Dort löst es nach Interaktion mit dem Rezeptor Signalprozesse aus, die dann eine Entzündung der Magenschleimhaut hervorrufen. Das eingeschleuste Molekül kann wiederum die Wirtszelle so umprogrammieren, dass Krebs entstehen kann und auch das menschliche Immunsystem wird dadurch beeinflusst. Der Körper kann in der Folge das Bakterium nicht erkennen und dadurch auch nicht eliminieren. Weitere Studien zeigen auch, dass das in die Zelle eingeschleuste Peptidoglykan auf bestimmte Proteine trifft, die proinflammatorische Signale an den Zellkern weiterleiten und so eine Entzündungsreaktion einleiten.

H. pylori gilt als Hauptverursacher chronischer Magenschleimhautentzündungen. Für diese Entdeckung erhielten die beiden Forscher Robin Warren und Barry Marshall 2005 den Nobelpreis für Physiologie. Experten schätzen, dass 40 Prozent der Deutschen den Keim in sich tragen. Eine chronische Entzündung im Gastrointestinaltrakt kann sich später in Magengeschwüren oder -krebs äußern. Nicht umsonst ist der Erreger auf der Liste der Kanzerogene der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO aufgeführt.

Eine Infektion mit H. pylori kann zu einer Gastritis führen. Zu den möglichen Anzeichen gehören Übelkeit, Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Aufstoßen sowie Appetitlosigkeit. Mit einer Magenspiegelung mit Gewebeentnahme (Gastroskopie) sowie einem Stuhl- oder Atemtest lässt sich die Krankheit nachweisen. Der Übertragungsweg ist bis heute ungeklärt. Es scheint sich auf fäkal-oralem Weg zu verbreiten. Epidemiologische Daten deuten außerdem auf die Möglichkeit eines oral-oralen oder gastro-oralen Übertragungsmechanismus hin. Außerdem wird auch eine mögliche Übertragung durch Schmeißfliegen diskutiert.

Eine Prävention einer H.-pylori-Infektion ist derzeit nicht möglich und Impfungen stehen bislang nicht zur Verfügung. In der Praxis hat sich zur Eradikation des Erregers mit der Tripletherapie bewährt. Dabei werden die Antibiotika Amoxicillin (französisches Schema) oder Metronidazol (italienisches Schema) mit Clarithromycin und einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) kombiniert und sieben bis 14 Tage lang eingenommen. Falls der Patient nicht auf die Therapie anspricht, kommt die Quadruple-Therapie, bestehend aus Metronidazol, Tetracyclin, Bismutsalz und einem PPI, als Erstlinientherapie zum Einsatz.

H. pylori-Infektionen korrelieren zwar mit Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts, doch möglicherweise sind auch andere Krankheiten auf den Keim zurückzuführen. So fanden Wissenschaftler im Tiermodell heraus, dass das Neurotoxin des Erregers Parkinson induzieren kann. Das Bakterium könnte daher auch eine Rolle in der Pathogenese von degenerativen Hirnerkrankungen spielen. Am Menschen ist das allerdings noch nicht bewiesen.

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