Fresh-up: Glaukom Cynthia Möthrath, 18.07.2019 08:07 Uhr
Das Glaukom wird im Volksmund häufig auch als „grüner Star“ bezeichnet. Es handelt sich bei dem Begriff um eine Augenerkrankung, die meist mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergeht: Unbehandelt drohen Sehschäden und Erblindung.
Häufig bleibt ein Glaukom lange Zeit unbekannt: Weniger als die Hälfte der chronisch verlaufenden Glaukome in den westlichen Ländern sind den Betroffenen bekannt. Macht sich die Schädigung bemerkbar, ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten. Häufig ist dann schon mehr als ein Drittel der Sehkraft verloren. Bereits entstandene Schäden lassen sich in der Regel nicht mehr rückgängig machen. Ab einem Alter von 40 Jahren ist daher die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt empfehlenswert: Alle drei Jahre sollte der Augeninnendruck überprüft werden. Der volkstümliche Begriff „grüner Star“ stammt von der typisch blau-grünlichen Verfärbung der Linse, die bei Fortschreiten der Erkrankung sichtbar wird.
Die Symptome sind zunächst unspezifisch: Es kann zu Kopfschmerzen und geröteten, geschwollenen und tränenden Augen kommen. Im Verlauf folgt dann oft eine Sehminderung, bei der das Gesichtsfeld bogenförmig von außen eingeengt ist. Auch der Verlust von Sehschärfe und Kontrasten sowie Lichtscheu ist möglich. Die Lichtempfindlichkeit der Sehzellen nimmt immer mehr ab: Objekte werden nicht mehr wahrgenommen, das führt zu Orientierungsproblemen. Im fortgeschrittenen Stadium sind auch Ausfälle zum zentralen Gesichtsfeld bis hin zur Blickmitte möglich.
Fast immer geht ein Glaukom mit einem erhöhten Augeninnendruck einher, manchmal entsteht es aber auch in Folge anderer Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder durch Medikamenteneinnahme. Der erhöhte Augeninnendruck kommt zu Stande, wenn in der vorderen Augenkammer mehr Kammerwasser gebildet wird, als abfließen kann. Durch den erhöhten Druck werden dann Blutversorgung und Ernährung der empfindlichen Nervenzellen gestört.
Je eher der „grüne Star“ erkannt und behandelt wird, umso besser. Die Therapie erfolgt mit Wirkstoffen, die entweder die Bildung des Kammerwassers regulieren, oder den Abfluss verbessern. Es gibt sowohl topische Behandlungsmöglichkeiten in Form von Augentropfen, wie auch systemische Therapien mit Tabletten. Häufig kommen gleich mehrere Substanzen zum Einsatz, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Auf dem Markt gibt es bereits einige Präparate mit verschiedenen Wirkstoff-Kombinationen.
In der lokalen Behandlung werden häufig Betablocker wie Timolol oder Sympathomimetika wie Brimonidin eingesetzt: Sie drosseln die Produktion des Kammerwassers und senken so den Augeninnendruck. Carboanhydrasehemmer wie Dorzolamid oder Brinzolamid wirken ähnlich. Bei einem akuten Glaukomanfall können Mittel dieser Gruppe auch direkt in die Vene gespritzt werden. Eine weitere Alternative sind Parasympathomimetika wie Pilocarpin: Sie sorgen für eine Verengung der Pupille. Dadurch erweitert sich der Kammerwinkel und der Abfluss des Kammerwassers wird erleichtert. Prostaglandine senken den Augeninnendruck indem sie den Abfluss des Kammerwassers verbessern: Bekannte Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Substanzen wie Latanoprost oder Travoprost.
Der Arzt unterscheidet bei der Diagnose zwischen vier Glaukom-Grundformen: Weitwinkelglaukom, Normaldruckglaukom, Winkelblock-Glaukom und Glaukomanfall. Letzterer ist von den „normalen“ Glaukomformen abzugrenzen: Ein Glaukomanfall ist ein akutes Krankheitsbild, welches mit einer erweiterten Pupille und fehlender Lichtreaktion einhergeht. Der plötzliche Druckanstieg kann Übelkeit, Erbrechen, sowie Herzrhythmusstörungen oder einen Kollaps zur Folge haben. Es handelt sich immer um einen Notfall, welcher sofort in ärztliche Behandlung gehört.