Coenzym Q10 ist Bestandteil in Kosmetika, aber auch als Nahrungsergänzungsmittel wird es angeboten. Was kann das Molekül und was nicht? Gibt es Wechselwirkungen mit Arzneimitteln?
Coenzym Q10, auch Ubichinon-10 genannt, ist ein Chinon-Derivat mit einer lipophilen Isoprenoid-Seitenkette und strukturell verwandt mit den beiden fettlöslichen Vitaminen K und Vitamin E. Es wurde 1957 vom US-Wissenschaftler Frederik L. Crane entdeckt. Die Substanz gehört zu den Ubichinonen. Optisch handelt es sich dabei um ein gelb-oranges, kristallines Pulver. Dabei handelt es sich zunächst um eine körpereigene Substanz, die sowohl über die Nahrung aufgenommen, aber auch im Organismus selbst produziert wird. Q10 ist als Coenzym an der oxidativen Phosphorylierung beteiligt, über die der Großteil der gesamten Körperenergie erzeugt wird. Ohne die Substanz findet keine ATP-Synthese statt. Hohe Konzentrationen finden sich in Herz, Lunge und Leber. Der britische Forscher Peter Mitchell erhielt 1978 für seine Erkenntnisse zur Wirkweise von Q10 den Nobelpreis für Chemie.
Die Substanz ist in verschiedenen Membranen verankert und hat die Aufgabe, über ein reversibles Redoxsystem Elektronen und Wasserstoff zu transportieren. Ubichinon dient als Substrat der Atmungskette. Außerdem hat es eine große antioxidative Wirkung und ist an der Regeneration von Vitamin E beteiligt. Q10 findet sich unter anderem in Leber, Fettfischen, Nüssen, Hülsenfrüchten, Pflanzenölen, Kohl, Zwiebeln, Kartoffeln, Spinat und Brokkoli wieder. Das Coenzym kann durch Kochen zerstört werden. Über die Nahrung nimmt ein Mensch täglich etwa drei bis fünf Milligramm auf.
Stress, Rauchen, exzessiver Sport, Übergewicht und Störungen in der Ernährungsverwertung bei Darmerkrankungen können zu niedrigen Blutkonzentrationen führen. Aber auch Arzneimittel können zu einem Q10-Mangel führen, beispielsweise Statine. Hintergrund ist, dass diese Arzneistoffe die HMGCoA-Reduktase hemmen und somit auch die Ausgangsstoffe für die Biosynthese des Coenzyms verringern.
Bei seltenem erhöhtem Bedarf können Nahrungsergänzungsmittel (NEM) eingesetzt werden, um den Mangel zu vermeiden oder zu kompensieren. Empfohlen werden in solchen Fällen eine tägliche Zufuhr von 100 mg Q10 in Form von Kapseln, so muss es auch auf den Präparaten deklariert werden. Höhere Dosierungen (> 100 mg täglich) des Coenzyms können zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Appetitverlust, Unwohlsein, Reizbarkeit und Hautausschlag führen.
Ob und ab welchen Dosierungen Q10 aus NEM bei Menschen nützlich ist, erscheint insgesamt jedoch sehr unklar. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für gesundheitliche Vorteile von Q10-haltigen NEM bei gesunden Menschen. Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten ohne ärztliche Rücksprache Q10 nicht einnehmen. Die Verbraucherzentrale warnte kürzlich vor einer unbedachten Einnahme von Q10-Kapseln: „Besonders Obacht sollte bei im Internet angepriesenen Mitteln gegeben werden. Gerade hier werden den Q10-Produkten häufig nicht bewiesene Wirkungen zugesprochen.”
Die Einnahme von Q10 kann außerdem zu Wechselwirkungen führen. So sollten Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, Q10 nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen. Hintergrund ist, dass das Coenzym strukturell dem fettlöslichen Vitamin K ähnelt und die Wirksamkeit dieser Arzneimittel vermindern könnte. In Kosmetika soll die Substanz den angeblich im Alter zunehmenden Mangel an Q10 ausgleichen und beispielsweise schädliche Radikale abbauen. Beiersdorf führte 1998 die ersten Hautpflegeprodukte mit dem Wirkstoff Q10 in den Massenmarkt ein.
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