Eine Blasenentzündung kann sehr schmerzhaft und unangenehm sein. Auch Rezidive sind keine Seltenheit. Gegen die bakterielle Infektion wird häufig die einmalige Gabe von Fosfomycin verordnet. Patientinnen sollten das Antibiotikum jedoch nicht zusammen mit Metoclopramid (MCP) einnehmen.
Fall: Eine Kundin löst ein Rezept über das Antibiotikum Fosfomycin ein, da sie unter einer Blasenentzündung leidet. Zudem hat die junge Frau mit Migräneanfällen zu kämpfen und bekommt daher ein Triptan in Kombination mit dem Prokinetikum MCP verschrieben. Um für den Notfall gerüstet zu sein, möchte sie auch diese Verordnung einlösen.
Das Antibiotikum hätte sie sich gerne erspart, denn die letzte Antibiose im Rahmen der Therapie einer Blasenentzündung liegt erst kurze Zeit zurück. Sie habe gehofft, der frühzeitige Einsatz von durchspülendem Tee könne den Infekt abwehren. Da das Brennen beim Wasserlassen sich jedoch verstärkte und am Morgen Blut im Urin zu finden gewesen sei, habe sie einen Arzt aufgesucht.
Analyse: Werden Fosfomycin und MCP zeitgleich verabreicht, kann die Konzentration des Antibiotikums sowohl im Serum als auch im Urin vermindert sein. Zurückzuführen ist der Effekt auf die Erhöhung der gastrointestinalen Motilität und einer damit einhergehenden Resorptionsverminderung. Somit kann das Antibiotikum nicht ausreichend gegen die bakterielle Infektion wirken, die Gefahr einer Resistenz ist erhöht.
Fosfomycin ist ein Breitbandantibiotikum. Das Phosphonderivat kann bei akuten unkomplizierten Harnwegsinfekten bei Frauen ab dem 12. Lebensjahr eingesetzt werden. Ab einem Körpergewicht von 50 kg ist die Gabe eines Pulverbeutels erforderlich. Dazu wird das Arzneimittel in einem Glas mit Wasser oder einem anderen alkoholfreien Getränk zu 150 bis 200 ml aufgelöst und sofort getrunken. Die Einnahme sollte zwei Stunden vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit erfolgen.
Geeignet ist beispielsweise die Anwendung vor dem Schlafengehen, denn Patientinnen sollten ein Wasserlassen für etwa drei bis vier Stunden nach der Einnahme des Arzneimittels vermeiden. Das entspricht der Zeit, die das Antibiotikum benötigt, um seine Wirkung vollständig zu entfalten. Danach wird der Wirkstoff fast unverändert über den Urin wieder ausgeschieden.
Das Arzneimittel besitzt eine bakterizide Wirkung. Fosfomycin hemmt das Enzym Phosphoenolpyruvat-Transferase, das Bakterien für den Aufbau von Peptidoglykan, einem wesentlichen Bestandteil der Zellwand, benötigen. Somit ist ein wichtiger Schritt der Mureinbiosynthese gestört.
MCP zählt zu den Prokinetika und regt im oberen Verdauungstrakt die Darmbewegung an. Die verbesserte Peristaltik führt zu einer schnelleren Magenentleerung. Der Wirkstoff kommt bei Motilitätsstörungen, Übelkeit und Erbrechen im Rahmen von Chemo- und Strahlentherapie zum Einsatz. Neben der symptomatischen Behandlung ist auch eine prophylaktische Gabe möglich. Beide Symptome können auch mit MCP behandelt werden, wenn diese durch eine akute Migräne verursacht werden. Zudem steigert der Wirkstoff die Resorption des während des Anfalls verabreichten Schmerzmittels.
MCP kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und zu Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Angst führen. Durchfälle können ebenfalls als unerwünschte Wirkung auftreten.
Die antiemetische Wirkung wird durch zentrale Effekte am Hirnstamm und Hemmung dopaminerger Neurone und Serotonin-Rezeptoren erzeugt. Die Motilitätssteigerung wird zum Teil durch einen peripheren Wirkmechanismus über eine Aktivierung von Serotonin-4-Rezeptoren und eine möglichen Hemmung dopaminerger Rezeptoren erreicht.
Kommunikation: Die zeitgleiche Einnahme von Fosfomycin und MCP ist zu vermeiden. Die Patientin sollte auf eine zeitlich versetzte Anwendung von etwa zwei bis drei Stunden achten.
Therapie: Da die Therapie bei nicht zeitgleicher Einnahme erfolgen kann, können der Kundin weitere therapieunterstützende Maßnahmen empfohlen werden. Sie sollte in den ersten Stunden nach der Einnahme des Antibiotikums wenig trinken, um ein vorzeitiges Ausspülen des Wirkstoffes zu vermeiden. Danach sollte die Trinkmenge auf etwa 2 Liter pro Tag gesteigert werden, um abgetötete Bakterien auszuspülen. Geeignet sind Blasen- und Nierentees, die einen durchspülenden Effekt haben. Zudem sollten Schmerzmittel nur mit Vorsicht eingenommen werden, denn durch die Schmerzlinderung kann ein Verschleppen der Entzündung die Folge sein.
Da die Kundin unter Rezidiven leidet, kann sie auf die Impfung gegen Harnwegsinfekte hingewiesen werden. Diese Möglichkeit ist mit dem Arzt zu besprechen. Die Vakzine enthält inaktive Keime spezifischer Enterobakterien. Das Impfschema kann für Betroffene ab 16 Jahren angewendet werden. Für die Grundimmunisierung sind drei Injektionen mit einem Abstand von ein bis zwei Wochen innerhalb eines Monats notwendig. Patientinnen haben dann einen Rezidivschutz von etwa zwölf Monaten. Eine Auffrischung der Impfung mit dem Booster ist nach etwa einem Jahr nötig. Eine Studie konnte zeigen, dass etwa 60 bis 89 Prozent der Patienten im Verlauf infektfrei waren. Eine schützende Immunantwort baut sich jedoch nicht bei jedem Geimpften auf.
Ergänzend kann der Kundin ein Cranberrypräparat mit einem Gehalt von 400 mg für zweimal am Tag empfohlen werden. Das pflanzliche Präparat soll die Harnwege vor Infektionen schützen. Cranberrys enthalten neben Vitamin C auch Proanthocyanidine (PCA), welche die Adhäsion der Bakterien an die Schleimhäute verhindern sollen.
Aktuell gewinnt der Zucker D-Mannose an Bedeutung. Für die Prophylaxe werden täglich zwei Gramm über einen Zeitraum von sechs Monaten eingenommen. Präparate sind beispielsweise als Kapsel oder Pulver erhältlich. Neu ist die Kombination aus D-Mannose und Cranberry in einem Präparat. Der Hersteller Klosterfrau empfiehlt das Produkt sowohl in der Akutphase als auch zur Prophylaxe.
D-Mannose wird unverändert aus dem Körper wieder ausgeschieden und nicht resorbiert. Der Zucker soll die Bakterien ummanteln und somit verhindern, dass sich diese in den Schleimhäuten anheften können. Mit dem Urin werden dann D-Mannose und eingeschlossene Bakterien ausgespült. Der Zucker wird auch vom Körper selbst gebildet. Das Produkt ist als Trinkgranulat erhältlich und soll im Akutfall in den ersten drei Behandlungstagen drei Mal eingenommen werden. An den nächsten beiden Tagen sind zwei Anwendungen pro Tag empfohlen. Wer einem Infekt vorbeugen will, soll täglich einen Beutel in Wasser auflösen und trinken – ein Sachet enthält zwei Gramm D-Mannose.
Seit September 2015 ist ein weiteres Medizinprodukt erhältlich. Es soll unkomplizierte Harnwegsinfekte mit einer Doppelstrategie therapieren. Xyloglucan-Gelatine setzt in der Darmschleimhaut an und soll Blasenentzündung auslösende Bakterien fern halten. Mit Hibiskus und Propolis sollen der Harn angesäuert und das Wachstum der Erreger gehemmt werden.
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