Fieber: Was hilft außer Paracetamol & Ibu? Cynthia Möthrath, 21.07.2022 09:20 Uhr
Da die gängigen Fiebersäfte mit Paracetamol und Ibuprofen aktuell nur schwer zu bekommen sind, greifen viele Eltern auf Hausmittel zurück. Oft wird dabei das Internet befragt. Doch nicht alle Alternativen sind auch bereits für Säuglinge geeignet. Falsch angewendet, kann es zu Komplikationen kommen. PTA & Co. sollten daher aufklären und sinnvolle Alternativen aufzeigen können.
Die aktuellen Lieferengpässe sorgen für große Bedenken bei Eltern. Denn wenn das Baby Fieber hat, wird in der Regel schnell gehandelt und ein entsprechender Saft oder ein antipyretisches Zäpfchen verabreicht, um die steigende Körpertemperatur zu senken. Grundsätzlich ist Fieber keine alleinstehende Erkrankung, sondern vielmehr ein Symptom. Die Ursachen können vielfältig sein.
Tipps aus dem Internet hinterfragen
Da sowohl Säfte wie auch Zäpfchen im Moment nur schwer erhältlich sind, suchen besorgte Eltern nach Alternativen – nicht selten auch im Internet. Dort werden bekanntermaßen nicht immer sinnvolle Hinweise gegeben. Im Beratungsgespräch sollte daher immer vor vermeintlichen Ratschlägen aus dem Internet gewarnt werden. PTA und Apotheker:innen können gute Hausmittel erläutern und ihre Grenzen aufzeigen.
Grundsätzlich muss erhöhte Temperatur nicht sofort gesenkt werden, da es sich um einen natürlichen Schutzmechanismus des Körpers handelt. Durch die hohen Temperaturen wird die Immunreaktion ausgelöst und Krankheitserreger werden abgetötet. Ab Werten von über 39°C sollte jedoch gehandelt werden. Bei Kindern sollte Fieber über 38°C oder länger anhaltendes Fieber immer ärztlich abgeklärt werden.
Verschiedene Hausmittel können helfen, die Temperatur in den Griff zu bekommen. Vor allem bei nur leicht erhöhter Temperatur sind sie oft wirksam. Wichtig ist allerdings die richtige Durchführung der einzelnen Hausmittel – falsch angewendet können sie zu Kreislaufproblemen wie Schwindel, Übelkeit oder Schwäche führen. Im schlimmsten Fall droht ein Kreislaufzusammenbruch.
Kräutertees: Linde, Holunder & Mädesüß
Ab dem Kleinkindalter eignen sich verschiedene Kräutertees, welche durch ihre fiebersenkende und schweißtreibende Wirkung helfen können. Gut geeignet sind beispielsweise Tees mit Linden- und Holunderblüten oder Mädesüß. Wichtig ist eine ausreichend lange Ziehzeit, hier kann ein Blick auf die Herstellerangaben helfen. Um die beste Wirkung zu erzielen, sollten Erwachsene den Tee möglichst heiß trinken. Bei Kindern können verdünnte und abgekühlte Varianten zum Einsatz kommen.
Wadenwickel nicht zu kalt durchführen
Das bekannteste Hausmittel sind wahrscheinlich die Wadenwickel: Durch sie soll die überschüssige Wärme sanft aus dem Körper geleitet werden. Auch wenn es verlockend ist, sollten die Wickel auf keinen Fall mit kaltem Wasser gemacht werden. Damit der Körper nicht zu stark belastet wird, ist eine Temperatur von 2-3°C unter der Körpertemperatur optimal. Wichtig ist, dass Hände und Füße stets warmgehalten werden und der Betroffene zugedeckt wird, damit er nicht zu stark auskühlt. Beginnt der/die Patient:in zu frösteln, müssen die Umschläge abgebrochen werden.
Ideal für die Durchführung sind Baumwoll- oder Leinentücher. Sie werden ins kühle Wasser gegeben und anschließend ausgewrungen. Oft findet sich auch eine Variante mit Essig: Dabei wird verdünnte Essigessenz oder Apfelessig mit ins Wasser gegeben. Danach werden die feuchten Tücher vom Fußgelenk bis zur Kniekehle um die Waden gewickelt. Nach rund zehn Minuten sollten sie erneuert werden, da sie dann die Körpertemperatur angenommen haben. Bei Bedarf kann der Vorgang mehrfach wiederholt werden – allerdings sollte nach jedem Wickel die Körpertemperatur kontrolliert werden.
Achtung: Wadenwickel sind grundsätzlich erst bei Kindern ab sechs Monaten geeignet, da es sonst zu Kreislaufproblemen kommen kann. Alternativ bringt ein kalter Waschlappen auf der Stirn oder dem Puls Linderung.
Körperwaschungen als Alternative für Kinder
Für Kinder bieten sich als Alternative zum Wadenwickel auch Waschungen an: Dazu wird ein Waschlappen in körperwarmes Wasser getaucht und der gesamte Körper des/der Erkrankten sanft abgewaschen. Wichtig: Immer von außen nach innen und von unten nach oben waschen, am besten in kreisenden Bewegungen. Eine Waschung sollte also von den Fingerspitzen in Richtung Brust und von den Beinen hinauf in Richtung Kopf erfolgen.
Absteigende Vollbäder: Gefahr für den Kreislauf
Der Tipp absteigende Vollbäder zu nehmen, kommt nur für Erwachsene in Frage – allerdings ist die Methode oft belastender für den Kreislauf als die zuvor genannten Alternativen. Vor dem Bad sollte das Bett gut aufgewärmt werden. Anschließend wird Wasser mit etwa 35°C in die Wanne eingelassen. Wenn der Patient in der Wanne liegt, wird langsam kaltes Wasser zugefügt, um die Temperatur weiter zu senken. Nach etwa 20-30 Minuten darf der/die Patient:in die Wanne verlassen und sich ins vorgewärmte Bett legen. Bekommt der/die Erkrankte Gänsehaut oder friert, muss das Bad abgebrochen werden.
Achtung: Solche Bäder dürfen nur bei kreislaufstabilen Personen und nicht bei Kindern oder Senior:innen durchgeführt werden!