Fettleibigkeit: Stressfaktor wirkt sich auf das Gewicht aus APOTHEKE ADHOC, 23.03.2022 12:13 Uhr
Also entweder essen Menschen bei Stress ganz wenig und nehmen aufgrund der Nervosität ab, oder sie essen ganz viel und nehmen dementsprechend zu – so die häufige Annahme. Wissenschaftler:innen des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie und des Universitätsklinikums Bonn konnten nun allerdings zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Stress, genauer gesagt einem Stressfaktor und Übergewicht gibt. Daran beteiligt ist ein Protein des zelleigenen Recyclingprogramms.
Übergewicht wird oft in Zusammenhang mit Stress und daraus resultierenden ungesundem Essverhalten und mangelnder Bewegung gebracht. Nun haben Forscher:innen des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie und des Universitätsklinikums Bonn einen weiteren Zusammenhang zwischen Stress und Übergewicht ausgemacht.
Eine zentrale Rolle bei den neuen Erkenntnissen spielt das Protein FKBP51. An sich ist dieses Eiweiß Forschenden schon länger bekannt, bisher wurde es aber eher in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen gebracht. Nun konnte gezeigt werden, dass das Protein als molekulares Bindeglied zwischen dem Stress-Regulationssystem und Stoffwechselvorgängen im Körper fungiert, teilen die Wissenschaftler:innen mit. Es sei unmittelbar an der Autophagie jeder Zelle beteiligt.
Protein steuert Stoffwechsel
„Autophagie ist das Recyclingprogramm der Zelle, um alte oder beschädigte Proteine zu beseitigen. Es kann dadurch Alterungsprozessen entgegenwirken und – wie wir jetzt zeigen konnten – Fettleibigkeit verringern“, erklärt Nils Gassen, Leiter der Forschungsgruppe Neurohomöostase am UKB. Die Wissenschaftler:innen nehmen nun an, dass FKBP51 im Gehirn ein Master-Regulator für Autophagie und damit Fettleibigkeit ist. Noch stehen die Erkenntnisse ganz am Anfang. Aber diese neu entdeckten Zusammenhänge könnten zu innovative Therapieansätze bei Stress-induzierten Stoffwechselerkrankungen führen.
Adipositas: Ab einem BMI von 30 sprechen Mediziner:innen von Adipositas. Erst 2020 wurde Adipositas auch von Seiten der Politik als eigenständige Krankheit anerkannt. Es handelt sich um eine komplexe multifaktorielle Krankheit, sie entsteht durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren und ist allein durch eine verringerte Kalorienzufuhr nicht adäquat behandelbar. Bereits ein langfristiger Gewichtsverlust von 5 bis 10 Prozent des Körpergewichtes kann zu einem signifikanten Nutzen für die Gesundheit führen.