Ahoi, Alaaf und Helau – die fünfte Jahreszeit fällt genau in die Wochen, in denen sich Erkältungen und Heuschnupfen überschneiden. Wo gefeiert wird, da wird auch häufig Alkohol konsumiert. Doch zu welchen Medikamenten können die Apotheken erkältungsgeplagten Narren raten, wenn sie zu Karneval gerne ein Gläschen Sekt oder Bier trinken möchten? Und dürfen Allergiker während ihrer Therapie feuchtfröhlich feiern gehen?
Die Situation ist in der Faschingszeit alltäglich: ein Kunde mit starker Erkältung betritt die Apotheke und möchte ein Medikament, das ihm hilft, schneller fit zu werden. Er will sich richtig ämüsieren und sich dabei nicht mit seinen Erkältungssymptomen herumplagen müssen. Klar ist natürlich, dass er am besten seiner Gesundheit zuliebe ganz auf den Alkoholkonsum verzichten sollte. Aber wird er das auch tun? Die Erfahrung spricht dagegen, daher sollte er mit Bedacht Wirkstoffe herausgesucht bekommen, die ein Glas Bier verzeihen.
Alkohol wird in der Leber verstoffwechselt, daher würde sich gegen Kopfschmerzen ein Wirkstoff empfehlen, der den Weg über die Niere nimmt. Paracetamol kann durch sein Stoffwechselprodukt N-Acetyl-p-benzochinonimin leberschädigend wirken, was durch Alkoholkonsum sogar noch verstärkt wird. Zudem verlängert sich die Zeitspanne, die die Leber normalerweise benötigt, um den aufgenommenen Alkohol abzubauen. Daher ist die Kombination aus feuchtfröhlicher Feier und Paracetamol-Einnahme am besten auszuschließen.
Nicht empfehlenswert, aber besser als das erste Beispiel wäre hier das bekämpfen von Kopfschmerzen und Fieber mittels Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Aber Achtung! Patienten mit geschädigter Magenschleimhaut müssen hier besonders gut aufpassen. Sowohl Alkoholika, im Besonderen die hochprozentigen, als auch die genannten Wirkstoffe können magenreizend wirken. Das kann zu Magenbluten oder Ulzerationen der Magenschleimhaut führen. Daher gilt die Devise: keine Kombi bei entsprechenden Vorerkrankungen und auch keine Acetylsalicylsäure zu Schnäpsen. Ein Glas Bier nach einer Ibuprofeneinnahme im Normdosenbereich ist für gesunde Erwachsene jedoch zu vertreten.
Wie sieht es nun bei den heuschnupfengeplagten Jecken aus? So warm wie in diesem Jahr ist es selten zur Faschingszeit, daher sind auch die Allergiker schon früher als sonst auf ihre Medikation angewiesen. Im Beipackzettel zu Cetirizin findet sich zum Mischkonsum mit Alkohol folgender Text: „Es wurden keine Wechselwirkungen mit auffälligen Auswirkungen zwischen Alkohol (bei einem Blutspiegel von 0,5 Promille, entspricht etwa einem Glas Wein) und Cetirizin in normalen Dosierungen beobachtet“. Bei empfindlichen Personen wird dennoch auf das erhöhte Risiko einer Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit und des Reaktionsvermögens hingewiesen. Hier scheint Loratadin die bessere Wahl zu sein, denn laut Fachinformation verstärkt der Wirkstoff die Effekte von Alkohol nicht.
Gravierender ist ein Alkoholkonsum unter einer Antibiotikatherapie. Metronidazol hemmt beispielsweise die Aldehyddehydrogenase, die für den Abbau von Acetaldehyd nötig wird, das beim verstoffwechseln von Ethanol entsteht. Die Folgen davon sind zunächst äußerlich am sogenannten „Flush-Syndrom“ zu erkennen, dann kann eine Übelkeit bis zum Erbrechen einsetzen. Auch starke Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Herzrasen können die Folge dieses Mischkonsums sein. Allgemein ist zu bemerken, dass einem Körper der sich von einer bakteriellen Infektion erholt möglichst kein Alkohol zugeführt werden sollte um den Genesungsprozess nicht zu gefährden.
Ein weiterer Wirkstoff aus dem Erkältungsbereich ist was Polizeikontrollen angeht noch zu beachten: das Sympathomimetikum Pseudoephedrin. Medikamente, die diesen Wirkstoff enthalten, sollten ohnehin nicht beim Autofahren eingenommen werden, denn sie wirken sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit aus. Sollte der Apothekenkunde trotzdem unbedingt fahren müssen, sollte er darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein sogenannter „Schweißtest“ der Polizei positiv ausfallen kann. In der Faschingszeit werden vermehrt Autofahrer zu einem solchen Wischtest herangezogen um die Drogenkonsumenten aus dem Verkehr zu ziehen. Pseudoephedrin zeigt bei diesem Schnelltest positiv auf Amphetamine an. Glücklicherweise wird ein darauffolgender Bluttest beweisen können, dass es sich um ein Erkältungsmedikament und keine Droge handelt, aber unangenehm ist das ganze Procedere doch. Also besser: Hände weg vom Steuer bei der Einnahme von Pseudoephedrin und Hände weg vom Alkohol bei Medikamenteneinnahme.
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