Faulbaumrinde: Natürliches Abführmittel mit Risiken Cynthia Möthrath, 12.06.2018 12:34 Uhr
Sie riecht extrem nach Fäulnis und wirkt gut bei Verstopfung. Die Faulbaumrinde trägt ihren strengen Geruch und den Namen nicht umsonst. Rhamnus frangula aus der Familie der Kreuzdorngewächse wirkt aber nicht nur abführend. Sie regt auch die Gallentätigkeit an und kann bei Gallestau angewendet werden. Die Hauptindikation ist jedoch die kurzzeitige Obstipation.
Faulbaumrinde ist dickdarmwirksam und sollte daher wie alle Laxantien nur bei akuter Obstipation eingesetzt werden. Für den Dauergebrauch ist die Droge nicht geeignet. Neben Gerbstoffen, muss die Rinde laut Arzneibuch mindestens sieben Prozent sogenannte Glucofranguline enthalten. Es handelt sich hierbei um Anthrachinon-Derivate, die sogenannten Anthranoide. Diese sind an pflanzliche Zuckermoleküle gebunden und gelangen so in den Dickdarm. Hier wird der Zucker durch Bakterien enzymatisch abgespalten. Dadurch wird das Anthranoid in seine aktive Form umgewandelt.
Es fördert zum einen den Einstrom von Wasser und Elektrolyten in den Darm und verhindert gleichzeitig das Austreten von Wasser durch eine Abdichtung der Darmschleimhaut. So steigt das Darmvolumen enorm und es kommt schließlich zur Entleerung. Bei der Faulbaumrinde ist diese antiabsortive und sekretagoge Wirkung jedoch etwas schwächer ausgeprägt als bei anderen Anthrachinon- Drogen wie Aloe und Sennes, da die Anthranoide hauptsächlich in oxidierter Form vorliegen.
Bei der Anwendung von Anthrachinon-haltigen Drogen kann es zu krampfartigen Bauchschmerzen und einer Urinverfärbung kommen. Diese Nebenwirkungen sind jedoch meist nur kurzzeitig und daher unbedenklich. Bei häufigerem Gebrauch, der unbedingt unterlassen werden sollte, kommt es zu Pigmenteinlagerungen in der Darmschleimhaut, die bei einer Darmspiegelung schnell Aufschluss über einen Abusus geben können. Zudem kommt es zum typischen Laxantien-Teufelskreis. Es tritt vermehrt Verstopfung auf, wodurch der Gebrauch von Abführmitteln steigt. Schließlich kommt es durch den Dauergebrauch zu Elektrolytverschiebungen.
Auch mit vielen Medikamenten kann es gravierende Wechselwirkungen geben. Durch den Elektrolytverlust, vor allem den Verlust von Kalium, kommt es zur verstärkten Wirkung von Antiarrhythmika und Herzglykosiden. Auch bei zeitgleicher Einnahme von Diuretika ist eine verstärkte Hypokaliämie möglich. Ebenso darf Faulbaumrinde nicht bei gleichzeitiger Kortisonbehandlung eingenommen werden.
Faulbaumrinde darf unter keinen Umständen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Darmverschluss sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Außerdem ist sie bei Kindern unter zwölf Jahren kontraindiziert.
Die Rinde kann entweder in Form von Fertigarzneimitteln wie beispielsweise Legapas (Pascoe) angewendet werden, oder als Aufguss. Mit einem Wirkeintritt kann nach etwa acht bis zwölf Stunden gerechnet werden. Für den Aufguss sollte etwa ein Teelöffel getrocknete Rinde mit 250 Millilitern kaltem Wasser übergossen werden und für zwölf Stunden ziehen gelassen werden. Vor dem Verzehr kann der Auszug dann leicht angewärmt werden und mit spasmolytischen Drogen wie Kümmel, Anis oder Kamille kombiniert werden, um eventuellen Nebenwirkungen entgegenzuwirken.
Vor der Einnahme von Faulbaumrinde, Aloe und Sennes müssen also unbedingt einige Rahmenbedingungen abgeklärt werden, denn bei vielen Kunden herrscht immer noch die Annahme, das natürliche Mittel die schwächeren sind, was bei den Abführmitteln der gegenteilige Fall ist.