Ursapharm hat Ärger mit einem Mitbewerber. Der saarländische Hersteller darf die aktuellen Werbematerialien für EvoTears nicht mehr verwenden. Auch Apotheken sollen die Werbung nicht mehr verteilen. Das Produkt selbst ist von dem Streit nicht betroffen. Auch bei Otriven Protect von GlaxoSmithKline (GSK) gibt es offenbar ein ähnliches Problem.
Ursapharm zufolge gibt es eine wettbewerbliche Auseinandersetzung, bei der eine gerichtliche Anordnung erlassen wurde. „Nach dieser ist es uns gegenwärtig untersagt, sämtliche EvoTears Werbematerialen – gleichgültig in welcher Form (Abgaben an Patienten, online, E-Mail, postalisch, etc.) – zu verwenden, zu wiederholen, nochmals neu zu initiieren oder sonst wie fortzuführen, teilt das auf Augenheilkunde spezialisierte Unternehmen in einem Schreiben an Apotheken mit.“
Die Kunden werden gebeten, entsprechende Werbung nicht mehr zu verwenden. Insidern zufolge geht es um vergleichende Werbeaussagen. Für EvoTears wurde demnach zuletzt damit geworben, dass es im Gegensatz zu anderen Produkten unter anderem keine Emulgatoren enthalte. Diese Aussage war offenbar Knackpunkt der Auseinandersetzung. Sie soll zu direkt gewesen sein. Deshalb werden die Materialien kurzfristig aus dem Verkehr gezogen. Davor bezog sich die Werbung auf Inhalt und Wirkweise des Produkts.
Christian Krensel, der in der Geschäftsleitung für Marketing und Vertrieb verantwortlich ist, betont in dem Schreiben jedoch, dass die Auseinandersetzung nichts mit den Augentropfen zu tun habe. Das Produkt werde nicht in Frage gestellt, heißt es. Nicht betroffen seien zudem Packungsbeilage und -abbildung. „Sie können EvoTears Augentropfen wie gewohnt empfehlen und abgeben.“ Weitere Angaben will der Hersteller zu dem Fall nicht machen: Produktmanagerin Dr. Eva Maria Klein verwies auf das laufende Verfahren. „Wir haben alle erforderlichen Schritte eingeleitet und unsere Kunden entsprechend informiert“, sagt sie.
Wer hinter dem Streit steckt, ist nicht bekannt. EvoTears ist seit drei Jahren auf dem Markt. Es sind laut Hersteller wasserfreie, konservierungsmittel- und phosphatfreie Augentropfen, die als einzigen Inhaltsstoff Perfluorhexyloctan (F6H8) enthalten. Dadurch soll der Lipidfilm des Tränenfilms des Auges intensiv und nachhaltig stabilisiert und das Auge dauerhaft von Reizungen geschützt werden.
Apotheken wurden zuvor auch daraufhingewiesen, Materialien von Otriven Protect aus dem Verkehr zu nehmen. Die Aufsteller mussten vor wenigen Wochen aus der Offizin genommen werden. „Teile der Werbeaussagen zu Otriven Protect, die auf den betroffenen Materialien enthalten waren, wurden von einem Wettbewerbsverband beanstandet“, sagt eine GSK-Sprecherin. Einige der beanstandeten Werbeaussagen dürften einstweilig nicht verwendet werden. „Zwar halten wir diese Entscheidung für unbegründet, mit der Information an die Apotheken kommen wir aber unseren rechtlichen Verpflichtungen nach.“
Ursapharm geht auf die 1974 gegründete Firma Bernhard, Buxmann & Co. zurück, die von Apotheker Albrecht Holzer, Dieter Trox, Werner Bernhard und Werner Buxmann gegründet wurde. 2017 setzte das Familienunternehmen knapp 170 Millionen Euro um. Davon entfielen rund 75 Millionen auf Deutschland. Der Gewinn lag bei rund 14 Millionen Euro. Geschäftsführer sind Frank Holzer und sein Sohn Dominik. Weitere Marken des Herstellers mit Sitz in Saarbrücken sind Hylo Eyecare, Polli, Hysan, Zinkorotat-POS, Bromelain-POS, Aronia+ und Posiforlid.
Weitere Anbieter von Produkten im Bereich Augenheilkunde sind Bausch & Lomb. Der Berliner Hersteller vertreibt in der Indikation trockenes Auge Präparate der Marken Artelac (Hypromellose) und Vidisic (Carbomer). Hinter den beiden großen Anbietern folgt mit einigem Abstand Omnivision. Der Hersteller aus Puchheim bei München hat unter anderem Hylo-Vision (Hyaluron), Lacri-Vision (Hypromellose), Pan-Vision (Hypromellose/Dexpanthenol) und Visco-Vision (Carbomer) im Sortiment. Auch Alcon, Allergan, Théa Pharma, Bayer, TRB Chemedica, Santen, Omega und Optima sind in dem Markt aktiv.
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