Embryotoxizität

Schwangerschaft: Diese Arzneimittel sind tabu

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Berlin -

Dass Schwangere mit Arzneimitteln zurückhaltend sein sollten, ist bekannt. Aber welche Mittel sind unbedenklich und was ist zu tun, wenn die Patientin dauerhaft Medikamente zu sich nehmen muss? Wirkliche Gefahren gehen nur von wenigen Medikamenten aus. Diese sollte man jedoch gut kennen.

Statistisch gesehen nehmen Schwangere genauso viele Arzneimittel ein wie alle anderen Frauen, nämlich drei bis acht verschiedene Präparate. Die werdende Mutter sollte aber vorsichtig sein, welche Substanzen sie ihrem Körper und damit dem ungeborenen Kind zumutet. Wer sich selbst behandelt, verabreicht dem Kind automatisch die Wirkstoffe gleich mit – eine besondere Barriere, die das Kind vor äußeren Einflüssen schützt, gibt es nicht.

Nur für wenige Medikamente ist ein schädlicher Einfluss auf das ungeborene Kind tatsächlich belegt. Das prominenteste Beispiel ist nach wie vor Contergan, dessen Einsatz in den 1960er Jahren für Fehlbildungen von Kindern verantwortlich war. Heute sind Schädigungen dieses Ausmaßes kaum zu erwarten; zu streng sind die Vorgaben des heutigen Arzneimittelgesetzes.

Von den Behörden werden Arzneimittel nur unter zwei Bedingungen für Schwangere zugelassen: Entweder wurden klinische Studien durchgeführt, in denen die Medikamente an den werdenden Müttern getestet wurden. Alternativ muss durch jahrzehntelange Erfahrung eine Schädigung des Kindes im Mutterleib mit hoher Sicherheit ausgeschlossen sein. Liegen keine entsprechenden Daten vor, muss vom Einsatz der Medikamente abgeraten werden. Das gilt auch dann, wenn nicht klar ist, ob es überhaupt eine schädliche Wirkung gibt. Im Zweifel geht die Sicherheit vor.

Besonders aufpassen sollte man zwischen der 6. und 12. Schwangerschaftswoche, denn in diesem Zeitraum werden die Organe des Kindes angelegt. Treten in dieser Phase schwerwiegende Belastungen durch Arzneimittel auf, kann das zu dauerhaften Schädigungen führen. Gegen Ende der Schwangerschaft hingegen ist das Risiko deutlich geringer.

Zu den Medikamenten, die in der Schwangerschaft keinesfalls angewendet werden dürfen, zählen Schlafmittel. Die Gruppe der Benzodiazepine kann zu dem sogenannten „Floppy Infant Syndrom“ führen, einer angeborenen Muskelschwäche. Bestimmte Blutdrucksenker, die ACE-Hemmer, rufen Nieren- und Leberschäden des Kindes hervor und dürfen daher ebenfalls keinesfalls eingenommen werden.

Auch bei Antibiotika muss man aufpassen: Während Penicilline und Erythromycin normalerweise keine Probleme machen, muss auf Tetracyclin und die Gruppe der Aminoglykoside verzichtet werden. Tetracyclin lagert sich am Calcium der Zahnanlagen im kindlichen Kiefer ab und sorgt für bleibende Verfärbungen. Gentamicin und Kanamycin schädigen das Gehör des Kindes.

Erlaubt sind hingegen Schmerzmittel, sofern sie in handelsüblichen Dosen eingenommen werden. Bei den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure und Ibuprofen besteht theoretisch die Gefahr frühzeitiger Wehen, wenn sie im dritten Schwangerschaftsdrittel regelmäßig eingenommen werden. Vorsichtshalber kann auf Paracetamol ausgewichen werden. Auch Kortison und Asthma-Medikamente sind in aller Regel unbedenklich.

Besonders schwierig ist die Beratung von Epileptikerinnen mit Kinderwunsch. Carbamazepin beispielweise kann zu einem offenen Rückenmarkskanal und Fehlbildungen an Fingern und Zehen führen. Lässt man jedoch das Antiepileptikum weg, besteht die Gefahr eines epileptischen Anfalles, der das Kind ebenso gefährden kann. Aus diesem Grund müssen sich die betroffenen Patientinnen grundsätzlich mit dem behandelnden Facharzt intensiv beraten, wenn ein Kinderwunsch besteht.

Wer unsicher ist, welche Medikamente in der Schwangerschaft und in der Stillzeit eingenommen werden können, kann sich über die Datenbank Embryotox informieren. Die Internet-Plattform wird von der Charité in Berlin geführt und gepflegt. Mehr als 400 Arzneimittel sind in der Datenbank aufgelistet. Zu jedem Wirkstoff gibt es Hinweise zur Erfahrung beim Einsatz in der Schwangerschaft sowie Empfehlungen zum korrekten Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit. Außerdem kann man sich zu verschiedenen Krankheitsbildern die Mittel der Wahl anzeigen lassen.

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