Blässe, Müdigkeit und Abgeschlagenheit zählen zu den typischen Symptomen eines Eisenmangels. Eine Eisensubstitution kann jedoch mit Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Verstopfung einhergehen und die Therapie gefährden. Der Eisenstoffwechsel des menschlichen Körpers unterliegt einem festen Regelwerk, in dem nicht nur die Wahl der Eisenverbindung sondern auch Hepcidin eine entscheidende Rolle spielt.
Steht die Diagnose Eisenmangel, muss substituiert werden. Geeignet sind Präparate zur oralen oder parenteralen Gabe. In der „First-line-Therapie“ werden Kapseln und Tabletten sowie flüssige Zubereitungen empfohlen. Unterschiede gibt es dabei in der Eisenverbindung. Zweiwertiges Eisen (Ferro sanol duodenal, Tardyferon) kann vom Körper besser aufgenommen und schnell freigesetzt werden. Es gibt Formulierungen die entweder im Magen oder im Zwölffingerdarm (Duodenum) resorbiert werden. Medikamente mit dreiwertigem Eisen (Ferrum Hausmann Lösung) können hingegen schlechter aufgenommen werden und setzen den Wirkstoff verzögert frei.
Eine Schlüsselfunktion bei der Eisenaufnahme spielt das Protein Hepcidin, das in der Leber produziert wird und aus 25 Aminosäuren besteht. Hepcidin reguliert den Eisenstoffwechsel, indem es das Membran-Transportprotein Ferroportin blockiert. Somit ist der Übertritt von Eisen aus den Dünndarmzellen in den Blutkreislauf gestoppt. Die Leber beginnt bei der Zufuhr von Eisen mit der Bildung von Hepcidin und der negativen Rückkopplungsschleife. Bindet das Protein an Ferroportin, wird weniger Eisen an Transferrin abgegeben und im Blutkreislauf transportiert. Das überschüssige Eisen geht dann über den Stuhl verloren. Das Überangebot im Darm kann zur Entstehung freier Radikale und damit verbundener Entzündungen beitragen. Die gebildeten Entzündungsfaktoren wie Interleukin 6 verstärken zudem die Produktion von Hepcidin – der Eisentransfer ins Blut wird zunehmend gestoppt.
Ziel einer Eisensubstitution ist es daher die Verfügbarkeit des Spurenelements mit dem höchsten Gehalt im menschlichen Körper zu verbessern. Dies gilt besondern für Patienten, die an einer Entzündungsanämie leiden. Das Glykoprotein Lactoferrin soll die Bildung proinflammatorischer Zytokine verringern und somit die Ausschüttung von Hepcidin aus der Leber senken. Somit bleibt Ferroportin aktiv und mehr Eisen kann aus dem Darm ins Blut transportiert werden. Geeignet ist der Einsatz des Glykoproteins für Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Vorgestellt wurde Lactoferrin auf der Expopharm in Düsseldorf. Salus Pharma erweitert das Floradix-Portfolio Ende September um Floradix Lactoferrin. Das diätetische Lebensmittel könne bei Eisenmangelanämie einschließlich entzündungsbedingter Formen sowie Eisenmangel eingesetzt werden. Das Präparat zeichne sich durch eine hohe Eisenresorption aus. Möglich macht das das Glykoprotein Lactoferrin, das die Verfügbarkeit des eingenommenen Eisens für den Körper optimiert.
Das eisenbindende Glykoprotein Lactoferrin wird aus entrahmter Kuhmilch gewonnen. Es senkt die Bildung proinflammatorischer Zytokine und damit die Ausschüttung von Hepcidin durch die Leber. Dadurch wird die Eisenausbeute aus Nahrung und oralen Eisenpräparaten gesteigert. Die Floradix Lactoferrin Kapseln kommen in einer Verpackung mit 30 Stück und einer UVP von 27,95 Euro auf den Markt.
Die Wirksamkeit von Lactoferrin wurde bereits 2010 in einer Studie, Paesano R. et al., an Schwangeren beschrieben. Die Probandinnen erhielten entweder 200 mg Lactoferrin beziehungsweise 520 mg Eisen-(II)-sulfat. Nach 90 tagen zeigte die Lactoferrin-Gruppe einen signifikant höheren Anstieg des Serum-Eisens sowie des Eisenspeichers Ferritin. Auch der Hämoglobinwert konnte im Vergleich zur Eisen-(II)-sulfat-Gruppe einen höheren Anstieg vorweisen.
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