Darreichungsform, Einnahme & Co.

Eisen-Präparate: Worauf kommt es bei der Beratung an?

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Berlin -

Ein Eisenmangel kann viele Ursachen haben und sich durch verschiedene Symptome zeigen. Frauen und Schwangere sind besonders häufig betroffen. Bei der Beratung in der Apotheke können wertvolle Tipps mit auf den Weg gegeben werden, die wichtig sind, damit die Supplementierung erfolgreich ist. Eine Übersicht zum Download gibt es hier.

Tipp 1: Die richtige Darreichungsform wählen

Um dem Körper Eisen zuzuführen, stehen verschiedenste Darreichungsformen zur Verfügung. Oft geht es dabei vor allem um die persönlichen Einnahme-Vorlieben. Bei der Eisen-Substitution spielt die Auswahl der Darreichungsform jedoch eine besondere Rolle. Unterschiede gibt es auch bei der Eisenverbindung: Zweiwertiges Eisen (Fe++) gilt als besonders gut resorbierbar, außerdem wird es schnell freigesetzt. Medikamente mit dreiwertigem Eisen (Fe+++) können hingegen schlechter aufgenommen werden und setzen den Wirkstoff verzögert frei.

Dragees, Kapseln & Tabletten

Die „einfachen“ Darreichungsformen stellen den größten Marktanteil dar. Sie werden von verschiedensten Herstellern angeboten und eignen sich zunächst einmal für alle Patientengruppen.

Beispiele:

  • Ferro sanol Dragees (UCB Pharma)
  • Eisen Verla (Verla-Pharm)
  • Cefavit ferrit (Cefak)
  • Eisentabletten Ratiopharm (Ratiopharm)
  • Eisentabletten AbZ (AbZ)
  • Meta Care Eisen (Institut Allergosan)
  • Floradix Eisen (Salus)
  • Eisen Intercell (Intercell Pharma)

Retard-Formulierungen und veränderte Wirkstofffreisetzung

Darreichungsformen mit einer veränderten Wirkstofffreisetzung sind vor allem für Patient:innen mit einem empfindlichen Magen-Darm-Trakt geeignet. Denn hier findet die Resorption nicht im Magen, sondern erst im Zwölffingerdarm (Duodenum) statt. Dadurch können gastrointestinale Beschwerden nach der Einnahme gelindert werden.

Beispiele:

  • Ferro sanol duodenal (UCB Pharma)
  • Tardyferon Depot-Eisen (Pierre Fabre)
  • Ferrum Hausmann Retardkapseln (Vifor Pharma)

Flüssige Darreichungsformen

Unter den flüssigen Darreichungsformen sind vor allem Tropfen und Lösungen zu nennen. Sie sind vor allem für Kinder, aber auch für Personen mit Schluckstörungen zu empfehlen. Abgeteilte Lösungen im Beutel sind zudem eine praktische Alternative für unterwegs.

Beispiele:

  • Ferro sanol Tropfen (UCB Pharma)
  • Ferrum Hausmann Tropfen (Vifor Pharma)
  • Ferrotone (Nelsons)
  • Floradix mit Eisen Tonikum (Salus)

Direkt-Granulat/Sticks

Die Einnahme von Direkt-Granulat eignet sich besonders für unterwegs, da das Pulver ohne Wasser eingenommen werden kann und sich auf der Zunge auflöst. Auch für Patient:innen, die Schwierigkeiten bei der Einnahme von Tabletten oder Kapseln haben, kann das Granulat eine Alternative darstellen. Allerdings ist hier bei empfindlichem Magen das erhöhte Nebenwirkungspotenzial zu erwähnen.

Beispiele:

  • Eisen Verla Plus direkt (Verla-Pharm)
  • Cefavit ferrit Stix (Cefak)
  • Taxofit Eisen direkt (Klosterfrau)
  • Menssana Ferro (Mensana)

Brausetabletten

Brausetabletten spielen eine eher untergeordnete Rolle, können jedoch ebenfalls bei Patient:innen mit Schluckstörungen eine sinnvolle Alternative zu Tabletten & Co. sein.

Beispiele:

  • Lösferron (Mibe)
  • Vitaferro Brause (Dr. Kade)

Tipp 2: Pflanzliche Alternativen

Der Trend zu pflanzlichen Arzneimitteln ist groß. Nicht nur Veganer:innen und Vegetarier:innen suchen daher nach Alternativen zu klassischen Nahrungsergänzungsmitteln. Bei pflanzlichen Eisenpräparaten haben sich vor allem solche auf Basis der Currypflanze (Murraya koenigii) oder braunem Senf (Brassica juncea) durchgesetzt. Oft wird pflanzlichen Alternativen jedoch noch immer eine schlechtere Bioverfügbarkeit zugeschrieben.

Beispiele:

  • Iron (Artgerecht)
  • Eisen Komplex (Pure Encapsulations)
  • Eisen Vegan (Natugena)
  • Ferroverde (Nicapur)

Tipp 3: Nebenwirkungen vermeiden

Da es bei der Einnahme von Eisen-Präparaten zu unangenehmen Nebenwirkungen kommen kann – die häufig dazu führen, dass die Einnahme abgebrochen wird – sollten diese im Beratungsgespräch auf jeden Fall angesprochen werden. Schließlich können sie durch die Auswahl der richtigen Darreichungsform und ein paar Tipps bei der Einnahme weitestgehend vermieden werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Übelkeit
  • Verstopfung
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfall

Patient:innen sollten außerdem folgende Ratschläge mit auf den Weg gegeben werden:

  • Eisenpräparate sollten am besten nüchtern eingenommen werden (bei unempfindlichem Magen)
  • bei empfindlichem Magen sollte die Einnahme jedoch zu oder unmittelbar nach einer Mahlzeit erfolgen, um Nebenwirkungen zu verringern
  • der beste Einnahmezeitpunkt ist vor oder zu dem Frühstück
  • bei späterer Einnahme idealerweise einen Abstand von zwei Stunden zur letzten Mahlzeit einhalten
  • der Stuhl kann sich unter der Einnahme schwarz-grünlich verfärben, diese Verfärbung ist jedoch ungefährlich

Tipp 4: Wechselwirkungen beachten

Die oben beschriebenen Abstände sind zudem wichtig, damit es nicht zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln kommt. Auch auf diese sollte im Beratungsgespräch hingewiesen werden:

  • schwarzer & grüner Tee
  • Kaffee
  • Milch & Milchprodukte
  • Phosphathaltige Lebensmittel (z.B. Cola)
  • Oxalsäurereiche Nahrungsmittel (z.B. Spinat, Rhabarber oder Rote Beete)
  • Phytinsäure-haltige Lebensmittel wie Reis, Soja und Vollkornprodukte
  • Schilddrüsenhormone wie L-Thyroxin: Hier sollte das Eisenpräparat vorzugsweise mittags oder abends eingenommen werden
  • weitere Medikamenten-Wechselwirkungen: Antibiotika, Antazida, Levodopa und Methyldopa, Cholestyramin, Mineralstoffpräparate mit Calcium, Magnesium oder Zink

Tipp 5: Compliance sichern & Vorteile aufzeigen

Wichtig für die optimale Eisen-Supplementierung ist die Compliance. Denn nur, wenn das Präparat regelmäßig und unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen eingenommen wird, können sich die Eisenspeicher wieder füllen. Der wichtigste Punkt für die Compliance ist daher, die Verträglichkeit wie oben beschrieben zu optimieren. Denn kommt es zu Übelkeit oder Verstopfung, brechen viele Patient:innen die Einnahme ab. Jenachdem wie gravierend der Eisenmangel ist, sollte die Therapie drei bis sechs Monate betragen. Denn die Speicher füllen sich nur langsam. Oft wird die Einnahme mit einem Glas Orangensaft aufgrund des Vitamin C-Gehaltes empfohlen, da es für eine bessere Aufnahme sorgen kann. Zur Kontrolle sollte etwa sechs bis acht Wochen nach der Eisenbehandlung mithilfe eines Blutbildes eine Nachkontrolle beim Arzt durchgeführt werden.

Im Beratungsgespräch sollte vor allem auf die Vorteile der Eisen-Substitution hingewiesen werden. So können mögliche Nebenwirkungen in den Hintergrund rücken und die Bedenken relativiert werden. Denn mit einer Motivation vor Augen, klappt es mit der Compliance viel besser. Vorteile der Einnahme können sein:

  • mehr Konzentration
  • bessere geistige Leistungsfähigkeit
  • weniger Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • weniger Blässe
  • weniger Hauttrockenheit
  • kein Frösteln mehr
  • schönere, vollere Haare durch weniger Haarausfall
  • stärkere, kräftigere Nägel
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