„Eine Frechheit, dass man so abgezogen wird in der Apotheke“ APOTHEKE ADHOC, 24.10.2019 09:04 Uhr
Der Hessische Rundfunk (hr) hat Produkte aus der Apotheke und Drogerie verglichen. Die Sendung „die Ratgeber“ nimmt unter anderem Hustensaft, Erkältungstees und Meerwassernasenspray unter die Lupe. Dabei geht es um Preis und Inhaltsstoffe. Als Experte tritt Professor Dr. Gerd Glaeske auf, der zwar nicht vom Kauf der Drogerieprodukte abrät, aber auch eine Lanze für Apotheken bricht.
Sind günstige Produkte aus der Drogerie genauso gut wie die teureren aus der Apotheke? Das will der Sender in dem Bericht wissen. Für den Beitrag werden zunächst mehrere Passanten befragt, wo sie überhaupt Arzneimittel beziehen. „Medikamente kaufe ich in der Apotheke. Da frage ich nach, da fühle ich mich irgendwie aufgehobener“, sagt eine Frau. Von der Familie sei es traditionell weitergegeben worden, bei Arzneimitteln in die Apotheke zu gehen, sagt ein anderer. „In der Apotheke hat man da so ein Urvertrauen“, stellt ein weiterer Befragter fest.
Besonders beliebt bei rezeptfreien Produkten seien Hustensäfte, heißt es in dem Beitrag. Jährlich würden rund 54 Millionen Stück verkauft. Verglichen wird der Spitzwegerich Hustensaft V der Rossmann-Eigenmarke Altapharma (0,95 Euro/100 ml) mit Broncho-Sern Sirup von Truw aus der Apotheke (6,60 Euro/100 ml). Könne der Laie überhaupt den Unterschied erkennen? Die befragten Passanten tun sich in dem Beitrag schwer. Der Wirkstoff scheint derselbe zu sein, sagt ein Befragter. Auf dem ersten Blick seien keine großen Unterschiede zu erkennen, heißt es.
Dann klärt Glaeske als Arzneimittelexperte auf: Es sei der gleiche Wirkstoff, sagt der Apotheker. Identisch seien die Produkte wegen den Herstellungsprozessen aber nicht. Da aber das Mittel gleich sei, sei aus seiner Sicht nichts dagegen einzuwenden, den Hustensaft aus der Drogerie zu kaufen. Auch weil er deutlich günstiger eingekauft werden könne.
Der Sender rechnet im Anschluss vor, der Verbraucher könne 5,65 Euro sparen, wenn er zum Drogerieprodukt greife. Das sei eine „enorme Preisspanne“. Dann kommen wieder Passanten zu Wort: „Ich finde es eine Frechheit, dass man so gesehen abgezogen wird in der Apotheke, obwohl es dasselbe Produkt ist“, sagt ein Mann. Ein anderer will nach dieser Information künftig in der Drogerie einkaufen.
In dem rund sechsminütigem Beitrag geht es auch um Erkältungstees. Den Arzneitee gebe es sowohl in der Apotheke als auch in Drogerien. Verglichen wird H&S Arzneitee Nr. 4 (9,88 Euro/100 g) mit dem Erkältungstee der dm-Eigenmarke „Das gesunde Plus“ (6,39 Euro/100g). „Da muss es doch einen Unterschied geben“, so der Sprecher.
Die Prüfung übernehmen Passanten: „Irgendeinen Unterschied wird es wohl haben“, sagt eine Frau. Ein anderer stellt beim Vergleich der Inhaltsstoffe keinen fest. „Komplett die gleichen Bestandteile“, sagt eine andere. Die Produkte haben laut Bericht auch die gleiche Zulassungsnummer. Bei dem günstigeren Tee sei die Menge pro Aufgussbeutel etwas geringer, so Glaeske. „Ob das allerdings bei der Wirksamkeit etwas ausmacht, wage ich zu bezweifeln, denn es geht darum, viel zu trinken.“
Auch beim Vergleich des Altapharma-Nasensprays mit Bepanthen-Nasenspray von Bayer gibt es ein ähnliches Ergebnis. Auch hier könne „mit guten Gewissen“ das günstigere Produkt aus dem Drogeriemarkt gekauft werden, so Glaeske. Grundsätzlich sollte man sich als Verbraucher informieren, was man kaufe und nicht einfach zugreifen. Es gebe gute Datenbanken und Bücher über Arzneimittel.
Insgesamt wurden laut hr neun Drogerieeigenmarken mit Apothekenprodukten verglichen. Das Fazit: Freiverkäufliche Arzneimittel seien in der Drogerie preiswert. Sie wirkten nicht schlechter als die teureren aus der Apotheke. „Dafür muss man sich in der Drogerie aber selber über die Produkte informieren.“
Glaeske weiß laut Bericht, wie die Preisunterschiede zusammenkommen: Grundsätzlich kaufen die Drogeriemärkte als Ketten ein und hätten deshalb Vorteile gegenüber den Herstellern von Arzneimitteln. Zudem hätten sie oft eigene Produktionen. „Das heißt, sie können ganz anders kalkulieren, während Apotheken immer nur kleine Mengen einkaufen, damit nicht so viele Rabatte bekommen und damit natürlich auch nicht die Chance haben, diese Preise anzubieten.“