Die Mühlen-Apotheken in Neumünster haben aus der Not eine Tugend gemacht: Atemmasken sind kaum noch zu bekommen und viele Vollzeitkräfte kommen derzeit kaum auf ihre Stunden. Apothekerin Antonie Hansen hatte deshalb eine Idee: Abends sitzt sie nach der Arbeit zuhause und näht Atemmasken für das ganze Team – in den Farben der Apotheke und mit ihrem Logo gebrandet. Das hilft nicht nur, sondern macht auch einen guten Eindruck auf die Kunden.
Menschen mit Atemmasken sind für viele ein einschüchternder Einblick: Der Mundschutz signalisiert, dass es eine gegenwärtige Gefahr gibt. In den Mühlen-Apotheken in Neumünster sieht es hingegen schon weit weniger gefährlich aus. Das Team begrüßt die Kunden einheitlich in freundlichen grünen Masken mit dem Kreuz-Logo der Apotheke. Und die sind sogar aus eigener Produktion: „Die nähe ich abends zuhause, quasi in der Nachtschicht“, sagt Hansen, angestellte Apothekerin in den drei Apotheken von Inhaber Lars-Peter Wall.
Der hat seine Mitarbeiter aus Gründen des Infektionsschutzes in Teams eingeteilt, die sich vormittags und nachmittags abwechseln – wodurch einige Vollzeitkräfte allerdings nicht mehr auf ihre Stunden kommen, Hansen zum Beispiel. „Ich mache sowieso gerade weniger Stunden, da bietet sich das als Ausgleich an“, sagt sie. Die Idee dazu sei von ihr gekommen. „Man sieht ja derzeit überall Aufrufe, Atemmasken selbst zu nähen, da dachte ich mir, ich mache das auch. Wir kriegen ja auch keine mehr.“
Also sitzt die Pharmazeutin abends ab 22 Uhr an der Nähmaschine. Früher geht es nicht wegen der beiden Kinder. Atemmasken zu nähen, sei glücklicherweise nicht sehr kompliziert. „Das ist sehr einfach, im Prinzip werden sie aus drei Stoffteilen gefaltet und dann zusammengenäht“, erklärt Hansen. Sie näht doppellagig aus kochfester Baumwolle, damit die Masken nach dem Tragen ausreichend gewaschen werden können. Das Logo kommt aus dem Plotter und wird aufgebügelt.
Ein kleines Extra kann an der Innenseite befestigt werden: eine Slipeinlage. „Die nimmt die Feuchtigkeit aus der Atemluft auf und kann ganz einfach gewechselt werden, damit man die Maske länger tragen kann“, erläutert Hansen. Vorerst produziert sie nur für das Team – und das ist schon eine Menge. Die drei Apotheken haben 40 Mitarbeiter und für jeden will sie drei Stück anfertigen – glücklicherweise hilft ihr eine Bekannte bei der Arbeit. 40 Stück hat sie bereits hergestellt.
Bei den Kunden sind die Masken der Renner. „Wir haben natürlich viele Kundenanfragen deswegen. Viele würden gern wissen, wo wir die herhaben, und wollen dann nicht glauben, dass wir sie selbst produzieren.“ So lange sie nicht mit den 120 Masken für das Team durch ist, könne sie keine verkaufen, sagt Hansen. „Das hat Priorität. Die Kunden wollen alle welche haben, aber ich komme mit der Produktion kaum hinterher. “
Sie überlege aber bereits, danach weiterzumachen und die Masken dann zum Selbstkostenpreis zu verkaufen, der Bedarf ist schließlich auch in der Bevölkerung groß. Einen höheren Preis wolle sie aber nicht anlegen. „Ich finde es furchtbar, dass so viele an der Krise verdienen wollen“, sagt sie. Dass selbstgenähte Masken nicht ausreichend vor einer Infektion schützen können, sei ihr bewusst. „Aber man schützt damit andere vor einer Ansteckung. Von daher geben sie ein gutes Gefühl.“
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