Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten Cynthia Möthrath, 23.05.2018 11:31 Uhr
Harnwegsinfekte sind die zweithäufigste bakterielle Erkrankung. Dabei sind Frauen aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre häufiger betroffen als Männer. Ausgelöst werden die meisten Infekte durch das Kolibakterium Escherichia coli, auch andere Bakterien können zu den unangenehmen Beschwerden einer Harnwegsinfektion führen.
Vor einer unkomplizierten Infektion steht vor allem häufiges Wasserlassen mit nur geringen Harnmengen. Dabei können die Betroffenen unter starken Schmerzen beim Wasserlassen sowie im Unterbauch leiden. Ein Harnwegsinfekt ist laut Leitlinie dann unkompliziert, wenn keine funktionellen oder anatomischen Anomalien im Harntrakt vorhanden sind, keine Nierenfunktionsstörungen vorliegen, oder sonstige Begleiterkrankungen, die Harnwegsinfekte begünstigen. Außerdem unterscheidet die Leitlinie zwischen verschiedenen Personengruppen. Die Standardgruppe stellen nicht Schwangere in der Prämenopause dar, hier verlaufen viele Infekte asymptomatisch und klingen nach etwa einer Woche von alleine wieder ab.
Bei Schwangeren ist Vorsicht geboten, ebenso bei Männern, da bei ihnen die Prostata mit betroffen sein kann. Daher gelten Harnwegsinfekte bei Männern immer als kompliziert und es besteht Handlungsbedarf. Bei Diabetikern mit gut eingestellter Stoffwechsellage und Frauen in der Postmenopause ist die Behandlung meist unkompliziert. Bei unbehandelten unkomplizierten Harnwegsinfekten besteht jedoch immer das Risiko einer aufsteigenden Infektion. Deshalb sollte bei Blut im Urin, starken Flankenschmerzen oder Fieber unbedingt der Arzt hinzugezogen werden.
Bei allen unkomplizierten Harnwegsinfekten steht neben der Schmerzlinderung, zum Beispiel mit Ibuprofen, vor allem die Durchspülungstherapie im Vordergrund. Diese wird mit Nieren- und Blasentees durchgeführt, um die Harnmenge zu erhöhen. Die Trinkmenge sollte auch im gesunden Zustand mindestens zwei Liter betragen.
Nieren- und Blasentees enthalten Pflanzen, die eine diuretische Wirkung besitzen. Häufig kommen zur harntreibenden Wirkung noch spasmolytische oder antiphlogistische Eigenschaften. Die Nierendurchblutung wird angeregt, ebenso weisen viele Pflanzen einen hohen Mineralsalzgehalt auf und binden so Wasser an sich. Durch die erhöhte Harnmenge sollen Erreger von den Schleimhäuten ab- und ausgespült werden, um eine schnellere Genesung und Linderung der Beschwerden zu fördern. Wichtig ist, dass die Blase regelmäßig und vor allem trotz der auftretenden Schmerzen vollständig entleert wird.
Die wichtigsten Pflanzen für die Durchspülungstherapie sind Bärentraubenblätter, Goldrutenkraut, Brennnesselblätter, Schachtelhalmkraut, sowie Birkenblätter und Orthosiphonblätter.
Vor allem die Bärentraubenblätter gelten aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehaltes als Harndesinfiziens. Aufgrund ihres Inhaltsstoffes Arbutin kommt es bei längerer Anwendung jedoch zu gastrointestinalen Beschwerden wie Magenreizungen oder Obstipation. Das Arbutin wird im Körper zu Hydrochinon umgewandelt, welches als leberschädigend und krebserregend gilt. Daher sollte es nur kurzzeitig und nicht häufiger angewendet werden.
Goldrutenkraut hat neben seiner diuretischen Wirkung auch spasmolytische und antiphlogistische Eigenschaften. Aufgrund der synergistischen Effekte werden gerne Teemischungen statt Monotees eingesetzt. Für den Geschmack können außerdem aromatische Teedrogen wie Pfefferminzblätter oder Süßholzwurzel als Adjuvans zugefügt werden.