Gleichförmigkeit der Masse

Dronabinol-Kapseln: Wirkstoffgehalt schwankend Alexandra Negt, 06.02.2020 07:47 Uhr

Dronabinol-Kapseln werden gegossen. Die Unterhälften werden vollständig mit der Hartfettmischung gefüllt. Ein späteres Korrigieren der Füllmenge ist nicht möglich. Foto: Bionorica
Berlin - 

Dronabinol (Delta-9-Tetryhydrocannabinol) wird als Muskelrelaxans bei Multipler Sklerose, zur Appetitsanregung bei Kachexie, als Analgetikum bei neuropathischen Schmerzen oder als Antiemetikum im Rahmen einer Chemotherapie angewendet. Das NRF enthält eine Vorschrift zur Herstellung von Kapseln. Die Herstellung mittels Schmelze kann jedoch zu ungleichmäßig befüllten Kapseln führen. Ein Ausbessern ist, im Gegensatz zu Pulverkapseln, nicht möglich. 

Herstellung

Die Kapselfüllung erfolgt mittels lipophiler Schmelze. Die Grundlage der Kapseln ist palmitoylascorbinhaltiges Hartfett. Bei der Verwendung von Kapseln der Größe 1 beträgt die Füllmenge pro Kapsel 0,430 Gramm. Das Gewicht ändert sich mit steigender Dosierung an Dronabinol nicht, da Wirk- und Hilfsstoff annähernd die gleiche Dichte besitzen. Das Harz wird mit Hilfe eines Föhns angewärmt, sodass es flüssig wird. Die benötigte Menge wird auf einen Glasstab getropft. Entspricht die Menge dem Soll, kann das Hartfett hinzugefügt werden. Die Schmelze wird auf einem Wasserbad auf ungefähr 40 Grad temperiert, bei dieser Temperatur ist die Mischung besonders fließfähig. Die Kapselunterhälften werden komplett oder minimal konkav befüllt.

Gleichförmigkeit der Masse

Nach jeder Herstellung muss sichergestellt werden, dass die Kapseln gleichmäßig befüllt sind. Zur Kontrolle kann die Prüfung des Europäischen Arzneibuchs „Gleichförmigkeit der Masse“ (Ph. Eur. 2.9.5) durchgeführt werden. Dazu werden 20 Prozent der Chargengröße nach dem Zufallsprinzip entnommen und einzeln gewogen, in der Praxis werden meistens 20 Kapseln gewogen. Um das Leergewicht der Kapseln zu erhalten, werden vor der Herstellung 10 leere Kapseln gewogen. Von diesem Gewicht kann der Durchschnittswert ermittelt werden.

Der Sollwert einer Kapsel liegt bei Dronabinol-Kapseln bei 0,430 Gramm. Keine Kapsel darf dabei mehr als 15 Prozent vom Sollwert je Kapsel und Durchschnittswert aller Kapseln abweichen. 15 Prozent von 0,430 Gramm sind 0,0645 Gramm. Das heißt, eine Droabinol-Kapsel darf zwischen 0,3655 und 0,4945 Gramm wiegen. Auf den Wirkstoffgehalt umgerechnet bedeutet dies, dass eine rezeptierte 2,5 mg Dronabinol-Kapsel einen Wirkstoffgehalt zwischen 2,125 mg und 2,875 mg aufweisen darf. Kapseln sind ungenauer zu dosieren als Dronabinol-Tropfen. Das NRF enthält ebenfalls Vorschriften zur Herstellung von öligen und ethanolhaltigen Tropfen.

In der Praxis zeigt sich, dass diese Werte öfter überschritten oder unterschritten werden. Liegt eine Kapsel außerhalb der zulässigen Range, so darf die Charge nicht abgegeben werden. Im Gegensatz zu Pulverkapseln können die Kapseln nicht entleert und neu befüllt werden. Ist die Kapsel zu schwer, kann das Fett nicht aus der Kapsel entfernt werden. Ist die Kapsel zu leicht, darf keine Nachwägung erfolgen. Die alternativ vom NRF vorgeschlagene Befüllung mittels Kolbenhubpipette ist wenig praxistauglich – es kommt zu Verstopfungen oder Verklebungen innerhalb des Gerätes. Aufgrund des klebrigen Harzes muss die Pipettenspitze häufig gewechselt werden.

Gravimetrische Herstellung

Um einen exakten Wirkstoffgehalt zu gewährleisten, müssten Apotheker und PTA die Kapseln gravimetrisch herstellen. Aufgrund des geringen Gewichtes der Kapseln eignet sich nur die Herstellung auf der Analysenwaage. Diese bietet für ein normales Kapselfüllgerät keine ausreichend große Grundfläche, zudem kann der maximale Wägewert der Waage überschritten werden. Momentan ist kein serienmäßiges Kapselbrett für eine gewichtsbezogene Herstellung verfügbar.

Befüllung mittels Spritze oder Pipette?

Die Befüllung der Kapseln erfolgt laut NRF-Vorschrift mit einer 1 ml Spritze – mit dieser können zwei Kapselunterhälften befüllt werden. Die Wahl der Kanüle sollte auf eine möglichst kurze und weitlumige Kanüle fallen, so lassen sich Verstopfungen leichter verhindern. In der Praxis zeigt sich, dass die Spritze häufig schwer zu kontrollieren ist. Es tritt zu viel oder zu wenig Flüssigkeit aus. Bewährt hat sich die Verwendung einer Einmalpipette, da diese nicht mithilfe eines Stempels kontrolliert werden muss.

Gießkanäle vernachlässigen

Nach dem Abkühlen der Kapseln dürfen eventuelle Gießkanäle nicht erneut befüllt werden. Analog zur Zäpfchenherstellung, lässt sich die Bildung von Gießkanälen durch eine exakte Temperatureinstellung weitestgehend verhindern. Um eine homogene Masse zu erhalten, muss die Fettschmelze stets gerührt werden. In den Ansatz darf kein Wasser gelangen, deshalb sollte das Becherglas stets mit Folie oder Urglas abgedeckt werden.