Dosierung anpassen: Coffein oder Coffeincitrat? Alexandra Negt, 06.07.2020 14:38 Uhr
Aus Coffeincitrat-Lösung wurde vor drei Jahren im NRF Coffein-Lösung, da das Salz als Ausgangsstoff nicht mehr erhältlich war. Immer noch kommt es zu Dosierungsfehlern; bei Verordnungen muss klar sein, worauf sich die Dosierung bezieht. Der anregende Stoff wird bei Frühgeborenen zur Vermeidung von Apnoe-Anfällen eingesetzt.
Eine wässrige Lösung mit Coffein wurde erstmals 2005 im NRF monographiert, damals wurde sie unter Verwendung von Coffeincitrat hergestellt. Dabei handelt es sich um die äquimolare Mischung aus Coffein und Citronensäure. Die Rezeptursubstanz ist jedoch seit längerem nicht mehr erhältlich, folglich wird die Lösung mit reinem Coffein in entsprechender Konzentration hergestellt. Aus der ehemaligen „Coffeincitrat-Lösung 20 mg/ml“ wurde die „Coffein-Lösung 10 mg/ml“. Die Dosierung des eigentlich wirksamen Bestandteils bleibt gleich – Eltern müssen seit der Umstellung weniger Volumen in die Kolbendosierpipette aufziehen.
Herstellung simpel
Die aktuelle Rezepturvorschrift „Coffein-Lösung 10 mg/ml“ NRF 3.1. setzt sich aus Coffein, Wasser und einer Konservierung mittels Sorbinsäure zusammen. Das verwendete, leichter wasserlösliche Kaliumsorbat wird mit Citronensäure kombiniert, sodass ein geeigneter pH-Wert zur Freisetzung der eigentlich konservierenden Sorbinsäure geschaffen wird. Sowohl Kaliumsorbat als auch Citronensäure sind zu Konservierung von Oralia für Säuglinge geeignet. Die Herstellung ist simpel: Coffein wird in gereinigtem Wasser gelöst, Kaliumsorbat und Citronensäure werden hinzugefügt, es wird auf die Endmenge aufgefüllt. Sobald keine Rückstände und Schlieren mehr erkennbar sind, kann die Rezeptur in eine Braunglasflasche mit Kolbendosierpipette abgefüllt werden. Der Umgang mit der Pipette sollte den Eltern erklärt werden. Mitunter ist es sinnvoll, die Skalierung an dem Punkt zu markieren, bis wohin aufgezogen werden soll.
Anwendung aufwendiger
Eltern von Frühgeborenen sind oftmals unsicherer als andere junge Eltern. Gerade wenn es sich um das Erstgeborene handelt, neigen Mutter und Vater zu Unsicherheiten. Die Anwendung des Arzneimittels sollte genauso verständlich erklärt werden wie die Relevanz der regelmäßigen Gabe. Coffein ist ein gut erforschter Wirkstoff – die Anwendung bei Frühchen ist unproblematisch, solange die Eltern sich an das Dosierungsschema halten. Die verfügbaren Kolbendosierpipetten können sich in ihrer Art der Skalierung unterscheiden, so sollten auch Eltern, die die Rezeptur ein wiederholtes Mal erhalten, über das Handling informiert werden. Innerhalb der Beratung sollte nachgefragt werden, ob es bei der letzten Verabreichung Probleme gab, oder ob die Gabe als kompliziert erachtet wurde.
Kolbendosierpipetten müssen senkrecht und kopfüber aufgezogen werden. Bei richtiger Konnektion tritt keine Lösung am Rand aus. Mit aufgesogene Luft muss vor dem Ablesen des Volumens entfernt werden. Bei hydrophilen Zubereitungen kann diese einfach wieder ins Gefäß gedrückt werden. Bei viskoseren Lösungen, oder größeren Volumina ist dieses Vorgehen ohne Druckausgleich nicht ohne weiteres möglich. Die Skalierung ist häufig in Schritte à 0,5 ml unterteilt. Besonders knifflig: Manche Pipetten zeigen nur das ausgegebene Volumen an. Beispiel: Der Stempel einer solchen Kolbendosierpipette zeigt bei vollständig aufgezogenem Volumen 0 ml an. Beim Herausdrücken gleitet der Stempel vor zu 1 ml, später 2 ml und so weiter – es wird also das ausgedrückte Volumen angezeigt. Da dies wiederum nicht bei allen Spritzen der Fall ist, kann die PTA das geforderte Aufziehvolumen markieren und die Eltern über die Bedeutung der Markierung in Kenntnis setzen.
Weniger Volumen durch reines Coffein
Durch die Verwendung von Coffein halbiert sich die spätere Dosierung. Aus beispielsweise 3 ml Coffeincitrat-Lösung werden dann 1,5 ml Coffein-Lösung. Die Ergänzungslieferung 2020/1 des NRF hat deshalb einen Hinweis in die Rezepturvorschrift mit aufgenommen: „Im Rahmen der Risikobeurteilung (Plausibilitätsprüfung) ist sicherzustellen, dass die pädiatrische Verschreibung hinsichtlich der Gebrauchsanweisung und der Einzeldosen unzweifelhaft auf Coffein als Wirkstoff abgestellt ist und nicht auf Coffeincitrat.“ Als Initialdosis werden 10 mg Coffein pro kg Körpergewicht gegeben. Das bedeutet 1 ml pro kg Körpergewicht. Als Erhaltugngsdosis werden einmal täglich 2,5 mg Coffein, entsprechend 0,25 ml Lösung, gegeben. Je nach Dosierung sollte eine geeignete Kolbendosierpipette beigelegt werden. Nicht alle Varianten können 0,25er Schritte anzeigen.
Ursache ungeklärt
Weshalb Frühgeborene häufiger unter diesen Atemstillständen leiden, ist noch nicht vollständig geklärt. Der Pathomechanismus der Apnoe wird auf die Unreife des Atemzentrums beim Säugling zurückgeführt. Auch das verminderte Ansprechen auf eine Sauerstoffunterversorgung spielt aber eine Rolle, so Mediziner. Diese Atempausen dauern im Schnitt bis zu 20 Sekunden an und werden von Bradykardie und einer Sauerstoffminderversorgung des Organiosmus begleitet. Als Folge können kognitive Störungen auftreten. Coffein als anregender Stoff gilt bis heute als Mittel der Wahl.