Dos and Don'ts: Blasenentzündung im Sommer Cynthia Möthrath, 12.07.2021 12:19 Uhr
Oft gelten Blasenentzündungen als klassisches Problem der kalten Jahreszeit. Doch auch im Sommer lauern Gefahren, die eine Cystitis provozieren können. Mit einigen Tipps und Tricks lassen sich Harnwegsinfekte jedoch vermeiden.
Jede zweite Frau erkrankt im Laufe des Lebens mindestens einmal an einer Blasenentzündung, bei jeder vierten Betroffenen ist der Infekt sogar rezidiv. Häufig gilt die Cystitis daher als klassisches Frauenleiden. Der Grund ist anatomisch bedingt: Denn durch die vergleichsweise kurze Harnröhre, können Bakterien leichter in die Blase wandern und zu Entzündungen führen.
Begünstigt werden solche Infektionen durch eine Unterkühlung: Die Immunabwehr des Körpers und die Durchblutung der Schleimhäute im Unterleib werden dadurch herabgesetzt. Die Erreger haben dann leichtes Spiel und können sich schnell vermehren. Das kann nicht nur im Winter passieren – denn im Sommer wird der Effekt aufgrund der hohen Temperaturen häufig unterschätzt. An vermeintlich warmen Sommerabenden kann es mit kurzer Kleidung doch recht frisch werden – ist dann keine warme Kleidung oder eine Decke zum Überziehen zur Hand, kann es schnell zu einer Unterkühlung kommen. Auch Zugluft und Klimaanlage können eine entscheidende Rolle bei der Entstehung spielen.
Ein weiteres Risiko birgt das Trocknen von nasser Badekleidung auf der Haut – bei empfindlichen Frauen reicht die dabei im Unterleib entstehende Kälte bereits aus. Hinzu kommt, dass sich im Wasser aus Freibädern & Co. häufig Bakterien befinden, die während dieser Zeit in die Blase wandern können. Daher sollte nach dem Schwimmen die nasse Kleidung gewechselt und etwas Trockenes angezogen werden. Gleiches gilt nach dem Sport: Denn auch nassgeschwitzte Kleidung kann auf dem Körper schnell auskühlen und Blasenentzündungen provozieren. Nach dem Training sollte daher nicht nur das T-Shirt, sondern auch die Unterwäsche schnell gewechselt werden.
Die Kleidung stellt neben einer ausreichenden Trinkmenge die wichtigste Vorbeugung dar – das Zwiebelprinzip ist am besten geeignet: So kann je nach eigenem Empfinden ein Kleidungsstück aus- oder übergezogen werden. Denn oft lässt sich in geschlossenen Räumen – beispielsweise auf der Arbeit – nicht auf alle individuellen Temperaturwünsche eingehen. Wichtig ist außerdem bei Harndrang sofort auf die Toilette zu gehen. Nur so werden eventuell vorhandene Bakterien ausgespült. Andernfalls verbleiben sie in der Blase und können sich vermehren.
Dann kann es zu den typischen Symptomen kommen: Brennen beim Wasserlassen und ständigem Harndrang. Meist werden jedoch nur geringe Urinmengen unter Schmerzen ausgeschieden. Oft kommt es zudem zu krampfartigen Schmerzen im Bauch- oder Rückenbereich. Der Urin kann trüb sein und unangenehm riechen. Im schlimmsten Fall ist er blutig. Bei schweren Infekten kommt häufig auch Fieber hinzu. Ist dies der Fall, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen. Eine Selbstmedikation ist in einem solch fortgeschrittenen Stadium nicht zu empfehlen. Auch Schwangere sollten immer einen Arzt konsultieren. Denn bei schwerwiegenden Entzündungen kann die Verordnung eines Antibiotikums notwendig sein, um die Erreger in den Griff zu bekommen.
Bei allen unkomplizierten Harnwegsinfekten steht neben der Schmerzlinderung vor allem die Durchspülungstherapie im Vordergrund, um die Harnmenge zu erhöhen. Außerdem wurden pflanzliche Arzneimittel und Mannose in die S3-Leitlinie aufgenommen. Im Phytobereich stehen verschiedene Arzneipflanzen als Mono- und Kombipräparate zur Verfügung. Dazu zählen Bärentraubenblätter, Goldrutenkraut, Tausendgüldenkraut, Liebstöckel oder Rosmarin. Die S3-Leitlinie empfiehlt außerdem den Einsatz der Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel.
2017 wurde auch der Zucker D-Mannose in die Empfehlung aufgenommen, der sich mittlerweile immer größerer Beliebtheit erfreut. D-Mannose wird unverändert aus dem Körper ausgeschieden und nicht resorbiert. Der Zucker soll die Bakterien ummanteln und somit verhindern, dass sich diese in den Schleimhäuten anheften können. Mit dem Urin werden die eingeschlossenen Bakterien dann ausgespült. Für Cranberry-Präparate wurde bisher keine Empfehlung ausgesprochen, da die Studienergebnisse widersprüchlich sind.