Ausbildung

Ein Jahr Apotheke für PTA-Schüler? APOTHEKE ADHOC, 21.03.2016 15:03 Uhr

Berlin - 

Eine Novellierung der PTA-Ausbildung wird schon lange diskutiert. In der vergangenen Woche haben sich Vertreter der ABDA, der Apothekengewerkschaft Adexa, des Berufsverbands PTA (BVpta) sowie von Kammern und Verbänden in Berlin getroffen, um eine gemeinsame Position zu erarbeiten. Ganz einig ist man sich zwar noch nicht, am wahrscheinlichsten scheint aber eine Verlängerung des Praktikums auf ein ganzes Jahr.

Die Debatte um die PTA-Ausbildung ist nicht neu. Im vergangenen Jahr kam allerdings neuer Schwung in die Diskussion, als die Gesundheitsminister der Länder ankündigten, die Assistenzberufe im Gesundheitswesen stärken zu wollen. Auf der Gesundheitsministerkonferenz wurde einstimmig beschlossen, eine Novellierung der Berufsgesetze voranzutreiben. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) ist daher an einer Stellungnahme der Berufsvertreter interessiert.

Die Meinungen sind sehr unterschiedlich. Laut Adexa haben sich in der vergangenen Woche vier alternative Modelle herauskristallisiert: Die Ausbildungszeit könnte auch weiterhin zweieinhalb Jahre betragen. Durch Kürzungen und Neustrukturierungen würde Platz für neue Lerninhalte geschaffen. Für neue Inhalte könnte alternativ die Schulzeit um ein halbes Jahr verlängert werden.

Stattdessen könnte man auch beim Praktikum ansetzen und es um ein halbes Jahr verlängern. Ohne zusätzlichen Unterricht könnte auf diese Weise die Praxis gestärkt werden, ohne dass die Schüler länger Schulgeld zahlen müssen. Die besten Aussichten hat laut Adexa allerdings die vierte Variante: Das Praktikum wird um ein halbes Jahr verlängert; zur Qualitätssicherung gibt es begleitenden Unterricht, zum Beispiel durch die Kammern oder die PTA-Schulen.

Weil die Meinungen sehr unterschiedlich waren, wurden bei der Adexa die Widerstände gegen die vier relevanten Vorschläge ermittelt. Bei der vierten Variante gab es laut Adexa die höchste Akzeptanz und die niedrigsten Widerstände.

In der Debatte sei klar geworden, dass sich die ABDA, die Bundesapothekerkammer (BAK) und einzelne Kammern an das Votum der ABDA-Mitgliederversammlung gebunden fühlten, so die Adexa. Sie beharren auf den zweieinhalb Jahren und sehen keinen Spielraum für einen anderslautenden Konsens – im Gegensatz zu den die Interessenvertreter der PTA, die sich für eine Verlängerung der Schulzeit ausgesprochen hatten.

Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern, als es um die Gründe für die Novellierung ging: „Zum einen sind es Veränderungen in den Tätigkeiten der PTA und bei den Rahmenbedingungen der öffentlichen Apotheken“, so die Adexa. Zum anderen sei es der drohende Fachkräftemangel, der nur durch eine Steigerung der Attraktivität von Ausbildung und Beruf abgewendet werden könne. Auch der Wunsch nach bundeseinheitlichen Rahmenlehrplänen ist laut Adexa weit verbreitet.

Die PTA haben sich zuletzt wiederholt für eine Verlängerung der Ausbildung ausgesprochen: Laut einer Umfrage der Adexa unter PTA und PTA-Schülern sind 80 Prozent dafür, dass die Ausbildung auf drei Jahre verlängert wird. Und das, obwohl 68 Prozent der Befragten Schulgeld zahlen oder zahlten.

53 Prozent der Befragten favorisieren laut Adexa eine Verlängerung der Schulzeit. 21 Prozent befürworten ein längeres Praktikum, 6 Prozent ist es egal, welcher Teil verlängert wird. 69 Prozent gaben an, die Zeit zum Bewältigen des Lernstoffs sei zu kurz. Nur 14 Prozent lehnen eine Verlängerung ab.

Dr. Frank Dombeck von der Apothekerkammer Niedersachsen präsentierte bei dem Treffen die Ergebnisse einer Umfrage unter PTA-Schüler, PTA, Apothekern und Lehrkräften. 60 Prozent der Schüler befürworten demnach „unbedingt“ eine Ausweitung auf drei Jahre, bei den fertigen PTA sind es 51 Prozent und bei den Apothekern 73 Prozent. Anders sieht es bei den befragten Lehrkräften aus: Hier sind 77 Prozent gegen eine Verlängerung.