Die schönste PTA-Schule Deutschlands Carolin Bauer, 26.07.2018 09:08 Uhr
Barockgarten, Stuckdecken, meterdicke Mauern: In Kulmbach lernen angehende PTA in historischen Räumen. Der Standort wird von Schulleiter Dr. Edgar Gräf auch als „Hogwarts für PTA“ bezeichnet. In dem ehemaligen Kloster „Langheimer Amtshof“ aus dem späten 17. Jahrhundert werden seit 1981 Apothekenfachkräfte ausgebildet.
Vor vierzig Jahren war der „Langheimer Amtshof“ in schlechtem Zustand. „Das Gebäude war sanierungsbedürftig“, sagt Gräf. Der damalige Vize des bayerischen Apothekerverbands (BAV), Dr. Walter Hubmann, und der Landtagsabgeordnete Herbert Hofmann setzten sich für den Standort ein. „Das Gebäude gehört uns zum Glück nicht“, so Gräf. Die hohen Kosten für die Renovierung wurden vom Land Bayern getragen.
Die PTA-Schule nutzt etwa 500 Quadratmeter in dem Prunkbau. Insgesamt gibt es vier Klassenzimmer sowie Laborräume für die Fächer Chemie, Galenik und Botanik und einen Raum für Apothekenpraxis sowie die Übungsoffizin. „Wir haben das schönste Lehrerzimmer Oberfrankens mit Stuck, altem Parkett und einem historischen Tisch“, freut sich Gräf.
Der Amtshof wurde von dem wohlhabenden Zisterzienserkloster Langheim bei Lichtenfels in Auftrag gegeben. Dort sollten die klostereigenen Güter verwaltet werden. Die Giebelfassade wurde vom Barockarchitekten Johann Leonard Dientzenhofer entworfen. Die Rückseite ist Teil der Stadtmauer. Zuvor befand sich an der Stelle zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Katharinenkapelle, die dem großen Stadtbrand im Jahre 1553 zum Opfer fiel. Heute sind in dem Bau verschiedenen Bildungseinrichtungen wie die Akademie für Neue Medien und Teile der Universität Bayreuth untergebracht.
In der PTA-Schule ist Schulleiter Gräf stolz auf den Standort. „Wir haben hier ein besonderes Vergnügen“, sagt der Apotheker. Und meint damit auch Herausforderungen wie den steilen Anstieg im Winter. Denn wenn es Glatteis gibt, wird das alte Kopfsteinpflaster rutschig. „Ich selbst bin schon hingefallen und die Schüler haben schallend gelacht.“ Sonst sei der Winter kein Problem. Die historischen Räume seien nicht zugig, die Heizung funktioniere gut.
Im Sommer kann es in den Klassenzimmern und Laboren dagegen anstrengend werden. Bei hohen Temperaturen heizten sich die Zimmer zwar erst nach drei bis fünf Tagen auf, doch dann werde man die Hitze wegen der bis zu einem Meter starken Wände nicht los, sagt Gräf. Schwierig sei auch, Technik wie einen Beamer anzubringen. „Das geht an den historischen Stuckdecken nicht.“
Das 14-köpfige Lehrerkollegium und die rund 100 Schüler in zwei Jahrgängen fühlten sich insgesamt sehr wohl, so Gräf. „Wir haben moderne Technik in alten Räumen.“ Die Schule lege großen Wert auf die praktische Ausbildung. „Jeder Schüler muss beispielsweise im Labor seinen eigenen Platz haben.“ Wichtig sei auch, dass die unterrichteten Apotheker nebenher ab und an in der Offizin ständen. „Wir wollen keine Fachidioten, sondern Lehrer mit Nähe zum Beruf.“
Die Stimmung an der Schule sei hervorragend. Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern freundlich und fair. „In so einem überschaubaren Kreis ist keiner nur eine Nummer. Man kennt sich“, so Gräf, der im Frühjahr vom ersten Schulleiter Dr. Konrad Habryka übernommen hat. „Durch die praxisnahe Ausbildung entsteht ein engerer Kontakt etwa wenn man gemeinsam im Labor steht.“
Die Schüler stammen meist aus der Region Oberfränken. Kämen sie von weiter weg, würde bei Bedarf auch eine Zimmervermittlung angeboten. Zudem gibt es eine Jobbörse und eine Wandergruppe für Ehemalige. „Bei Infotagen besuchen uns oft frühere Schüler“, so Gräf. Die Durchfallquote bei Abschlussklassen sei sehr gering. „Wir versuchen, in der elften Klasse auszusieben, bei wem die Ausbildung nicht passt.“ Von 50 Schülern seien maximal fünf betroffen.
Die Schule im oberfränkischen Kulmbach gehört zum Verein zur Unterhaltung der pharmazeutisch-technischen Lehranstalten in Bayern. Weitere Schulen des privaten Trägers sind in Augsburg, Nürnberg, Würzburg, München und Passau. Von den privaten Bildungseinrichtungen wird ein Schulgeld in Höhe von 184,50 Euro pro Monat erhoben.