Das Risiko, an Typ-II-Diabetes zu erkranken, ist von mehreren Faktoren abhängig. Eine wesentliche Rolle spielt einer Studie zufolge auch die Berufswahl. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DGG) fordert daher mehr Präventionsprogramme für verschiedene Berufsgruppen.
Etwa 90 Prozent der Diabetiker leiden an Typ-2-Diabetes: Häufig tritt dieser nach dem 40. Lebensjahr auf. Es handelt sich um einen sogenannten „relativen Insulinmangel“. Das bedeutet, die Bauchspeicheldrüse produziert zwar Insulin, aber die Körperzellen verlieren ihre Empfindlichkeit für das Hormon. Oft ist auch die Ausschüttung des Insulins aus den Bauchspeicheldrüsenzellen gestört. Um dies auszugleichen, schüttet die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin aus. Es kommt zu erhöhten Blutzuckerwerten. Ungesunde Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung erhöhen das Risiko für Typ-2-Diabetes.
Eine schwedische Studie ermittelte nun außerdem einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Berufen und dem Diabetesrisiko. Dazu wurden Daten von Menschen gesammelt, die im Laufe des Berufslebens die Diagnose Diabetes erhielten. Ziel der Studie war zu ermitteln, ob in bestimmten Berufen vermehrt Diabetes diagnostiziert wird. Dadurch sollen gezielt Präventivmaßnahmen eingeleitet werden können, um vorzubeugen.
Für die Analyse wurden die Daten von 4,5 Millionen Menschen aus dem schwedischen nationalen Patientenregister ausgewertet: Darunter waren Einwohner, die zwischen 1937 und 1979 geboren wurden, in den Jahren von 2001 bis 2013 einen Beruf ausübten und zwischen 2006 und 2015 eine Diabetesdiagnose erhielten. 4,2 Prozent aller Schweden litten im Jahr 2013 unter Diabetes: Dabei waren Männer häufiger betroffen als Frauen. Vor allem Berufskraftfahrer und Fabrikanten scheinen ein erhöhtes Risiko aufzuweisen. Bei Informatikern gab es mit 2,5 Prozent die wenigsten Diabetes-Diagnosen. Unter den weiblichen Patienten waren neben Fabrikarbeiterinnen vor allem Reinigungskräfte und Küchenassistentinnen betroffen. Frauen im gehobenen Management waren mit 1,2 Prozent am wenigsten betroffen.
Grund für die Häufung in den genannten Berufsgruppen sind vermutlich Bewegungsmangel und Schichtarbeit. Die DDG fordert daher vermehrt Diabetes-Präventions-Programme in bestimmten Berufsfeldern: „Um Betroffenen mehr Lebensqualität aber auch ein langes Berufsleben zu ermöglichen, muss die Arbeitsmedizin die Vermeidung von Neben- und Folgeerkrankungen, die zu frühzeitiger Berentung führen könnten, deutlicher in den Fokus nehmen“, erläutert DDG-Präsidentin Professor Dr. Monika Kellerer. Zur Vorbeugung sollten sich beispielsweise Berufskraftfahrer ausreichend bewegen und gesund ernähren, Schichtarbeiter würden von selteneren Wechselschichten profitieren.
In Bezug auf das aktuelle Coronavirus hatte die DDG kürzlich davor gewarnt, dass durch die Umstellungen in der klinischen Versorgung zugunsten infektiologischer Maßnahmen in Deutschland eine gefährliche Unterversorgung von chronisch Erkrankten und Personen mit akuten Beschwerden drohe: Ärztinnen und Ärzte aus der Endokrinologie und Diabetologie würden derzeit einen starken Rückgang der Patientenzahlen in Praxen, Ambulanzen und Notambulanzen beobachten. „Mancherorts wurden Diabetesabteilungen sogar zugunsten der Versorgung von Patienten mit Covid-19 geschlossen.“
In Folge dessen würden dringliche Vorsorge- und Behandlungstermine häufig nicht nur seitens der Patienten, sondern auch seitens der Kliniken und Praxen verschoben. Die DDG warnt deshalb davor, dass Notfallsituationen zu spät identifiziert und Betroffene hierdurch unnötig gefährdet werden. „Schwere Unterzuckerungen, eine Ketoazidose oder ein unbehandelter diabetischer Fuß gehen ebenso wie ein dauerhaft schlecht eingestellter Blutzucker mit dramatischen Folgen für die Gesundheit einher.“
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