Für viele nichtakademische Gesundheitsberufe wird an zahlreichen freien Schulen immer noch Schulgeld fällig, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Das ist aus Sicht der Linken ein Grund für sinkende Absolventenzahlen.
In vielen Gesundheitsberufen sind die Absolventenzahlen in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahrzehnt deutlich gesunken – von insgesamt 2208 im Jahr 2010 auf 1553 im Jahr 2019. Bei pharmazeutisch-technischen Assistenten sank die Zahl von 110 auf 60. Beendeten etwa 2010 noch 418 Krankenpfleger ihre Ausbildung im Nordosten, waren es 2019 nur 331. Bei Ergotherapeuten sank die Zahl der Absolventen demnach von 109 auf 52, bei Kranken- und Altenpflegehelfern von 381 auf 196. Die Altenpfleger-Ausbildung ist eine der wenigen mit steigenden Absolventenzahlen. 2010 verließen 319 frisch ausgebildete Altenpfleger die Schulen, 2019 waren es 401.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Linke-Fraktion im Landtag, Torsten Koplin, sieht einen Grund für den Rückgang im Schulgeld, das noch immer in vielen Gesundheitsberufen zu zahlen sei. „Ein besonderer Negativ-Schub ist nochmals seit 2017 zu verzeichnen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass viele Bundesländer die Schulgeldfreiheit angekündigt und inzwischen eingeführt haben“, sagte er. So habe Schleswig-Holstein die Schulgeldfreiheit für alle Gesundheitsfachberufe zum 1. Januar 2019 eingeführt. Nordrhein-Westfalen übernehme 70 Prozent des Schulgeldes seit 2018.
Koplin forderte für Mcklenburg-Vorpommern eine Schulgeldfreiheit für alle nichtakademischen Gesundheitsfachberufe zum nächsten Ausbildungsjahr. „Die Schulgeldpflicht für die Ausbildung an Privatschulen in Mecklenburg-Vorpommern stellt einen eklatanten Wettbewerbs- und Standortnachteil gegenüber den Ländern dar, die die Schulgeldfreiheit bereits hergestellt haben.“ Für die Kranken- und Altenpflegeausbildung hatte das Land Mecklenburg-Vorpommern 2019 das Schulgeld übernommen. Seit 2020 gilt dafür eine bundesweite Schulgeldfreiheit.
Die Hessische Landesregierung hat Anfang Mai beschlossen, ab dem neuen Ausbildungsjahr das Schulgeld für die PTA-Schüler aus der Landeskasse zu bezahlen. Bislang mussten die PTA-Schüler das Schulgeld von circa 390 Euro aus eigener Tasche bezahlen. Der Hessische Apothekerverband (HAV) wurde trotz jahrelanger Lobbyarbeit vom Beschluss der Landesregierung überrascht, freut sich aber umso mehr über die Entscheidung: „Damit werden sich wieder mehr Schüler um die Ausbildung an einer Fachschule für pharmazeutisch-technische Assistenten bewerben“, erwartet der HAV.
„Die PTA-Ausbildung bildet eine hervorragende Grundlage für eine spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit in den Apotheken vor Ort“, so Holger Seyfarth, Vorsitzender des HAV. Daher bestand lange Zeit große Nachfrage nach kostenfreien Ausbildungsplätzen der PTA-Schulen. „Seitdem in Hessen jedoch Schulgeld gezahlt werden musste, wählten viele begabte Schüler eine andere Ausbildung“, erläutert der Apotheker. Er hofft, dass nun wieder mehr PTA ausgebildet werden können.
Ausbildungen in anderen Bereichen sind auch deshalb rückläufig, da Schulen geschlossen oder Ausbildungen gänzlich abgeschafft werden. Neben dem Beruf der PTA gibt es auch noch die Berufe der BTA und CTA. In einigen Bundesländern werden die nach Landesrecht geregelten Ausbildungen der BTA und CTA zurückgefahren oder ganz abgeschafft. Seit 2012 sind staatliche Berufsfachschulen für diese beiden Ausbildungen in der Verordnung über die Schulentwicklungsplanung für berufliche Schulen in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr zu finden. Das Staatsministerium für Kultus in Sachsen sieht keine berufliche Erstausbildung für beide Ausbildungen vor.
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