Führende Dermatologen aus Europa haben neue Empfehlungen zur Pflege von Säuglingshaut veröffentlicht. Das Update soll Ärzten und Apothekern bei der Beratung von jungen Eltern als Hilfestellung dienen.
Gerade junge Eltern seien oft verunsichert, so die Ärzte. Sie wollten alles richtig machen, seien jedoch aufgrund von fehlender Erfahrung und unterschiedlichsten Empfehlungen häufig verunsichert, heißt es. Von Apotheken und Kinderärzten erhofften sich Mütter und Väter die richtigen Ratschläge, wie die Hautpflege von Neugeborenen korrekt umzugehen sei.
Unter der Führung von Berliner Dermatologen um Professor Dr. Ulrike Blume-Peytavi von der Charité haben europäische Hautärzte reagiert. Die noch aus dem Jahr 2009 stammenden Empfehlungen zur Pflege der Säuglingshaut wurden auf der Basis neuer Studiendaten überprüft und auf den neuesten Stand gebracht.
Neugeborene sollten demnach nicht mit Wasser gewaschen werden, empfehlen die Experten. Es genüge, sie nach der Geburt möglichst vorsichtig mit einem trockenen Handtuch abzutupfen. Sobald sich die Körpertemperatur stabilisiert habe, sei ein abendliches Bad über fünf bis zehn Minuten empfehlenswert. Die Kinder sollten mindestens zwei- bis dreimal pro Woche, besser aber täglich gebadet werden, heißt es in den Empfehlungen. Dies gelte auch dann, wenn der Nabelschnurrest noch nicht abgefallen sei. Das Baden wird ausdrücklich dem Waschen vorgezogen.
Um den Prozess der Hautreifung nicht zu beeinflussen, sollte das Badewasser für Säuglinge im Normalfall keine Zusätze enthalten, so die Experten. Allenfalls speziell für die Babyhaut entwickelte flüssige Reinigungspräparate seien tolerierbar. Pflegeprodukte für Säuglinge sollen den pH-Wert der Haut im leicht Sauren bei etwa 5,5 halten können. Formulierungen mit aggressiven oberflächenaktiven Inhaltsstoffen wie Natriumlaurylsulfat seien in jedem Fall zu vermeiden.
Eine Desinfizierung von Badewanne und Badespielzeug ist nach den neuen Empfehlungen nicht mehr notwendig. Eine weitere Änderung betrifft die Temperatur der Räume, in denen Säuglinge gebadet werden: Hier werden nicht mehr 21 bis 22 Grad Celsius, sondern bis zu 24 Grad empfohlen.
Um die Hautbarriere zu stärken, können geeignete Emollienzien wie Ceramide verwendet werden, die aber nur dünn aufgetragen werden sollen. Besonders für Kinder mit atopischer Dermatitis oder einem hohen Risiko für diese Hauterkrankung gilt die Empfehlung. In diesem Fall sollten die Pflegeprodukte mindestens zweimal wöchentlich verwendet werden.
Für die Zusammensetzung der Cremes gelten außerdem je nach Jahreszeit unterschiedliche Empfehlungen: Bei kühlen Temperaturen etwa soll der Gehalt an Emollienzien höher als der Wassergehalt sein, im Sommer dagegen genügt eine weniger reichhaltige Pflege. Vorübergehende Hauttrockenheit könne mit Babyöl gemildert werden, so die Empfehlung.
Auch für die Phase des Zahnens geben die Experten neue Empfehlungen ab: In dieser Zeit soll besonders darauf geachtet werden, dass die Mundpartie durch den Speichel nicht gereizt wird. Generell empfehlen die Dermatologen, jede Hautreizung oder -veränderung dem Kinderarzt vorzustellen, um beispielsweise eine atopische Dermatitis früh zu erkennen und adäquat zu versorgen.
Schließlich werden weitere Empfehlungen zur Vermeidung von Windeldermatitis gemacht: Von Geburt an soll der Windelbereich vorsichtig mit Wasser und Wattebäuschen oder Tupfern aus Baumwolle gereinigt werden. Auch speziell für die Windelpflege entwickelte, pH-gerechte Tücher sind nach Ansicht der Experten geeignet. Vor dem Anlegen einer neuen Windel muss die Haut vollständig getrocknet sein, um eine Hautreizung zu vermeiden.
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