Impfreaktionen gehören bei den meisten Immunisierungen dazu. Auch die aktuell zugelassenen Corona-Impfstoffe führen zu unterschiedlichsten unerwünschten Ereignissen, allen voran die Reaktionen an der Einstichstelle. Doch es kommt nicht nur zur Rötung und Schwellung – so sanft die Injektion auch war, viele klagen einige Stunden später über starke Schmerzen im Arm. Der sogenannte Covid-Arm hindert so manchen Impfling sogar am Tippen auf Handy oder PC. Was kann man den Betroffenen raten?
Es kann nach einigen Stunden, aber auch nach mehreren Tagen auftreten – der Arm fühlt sich nach der Impfung schwer und schmerzhaft an. Einige Impflinge klagen über ausstrahlende Schmerzen in die Schulter, selbst das Tippen auf der Tastatur fällt schwer. Der Covid-Arm scheint sich vor allem nach Impfungen mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna zu entwickeln, wobei es zu der Spätreaktion wohl vor allem beim Vakzin des US-Herstellers kommt. Auch zeichnet sich eine Geschlechter-Tendenz ab: Frauen scheinen häufiger betroffen als Männer. Noch sammelt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Meldungen über diese Nebenwirkung.
In den Zulassungsstudien wurde sie nur selten beobachtet. Bei der klinischen Prüfung des Corona-Impfstoffs von Moderna in den USA und Kanada wurde nur sehr selten über verspätete Lokalreaktionen berichtet: 0,8 Prozent der Studienteilnehmer klagten nach der ersten Dosis über Rötung, Schwellung & Co. – nach der zweiten Impfung waren es nur noch 0,2 Prozent. Doch in der Praxis zeigt sich nun ein anderes Bild: Die Schmerzen im Arm, sei es unmittelbar nach der Impfung oder wenige Tage später, treten bei vielen Geimpften auf.
Bereits im März berichtete das PEI von wiederholt gemeldeten Fällen verzögerter Lokalreaktionen einschließlich verzögerter Hautreaktionen sowohl nach Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff von Moderna als auch mit dem von Biontech. Bei AstraZeneca wurden diese Meldungen nur vereinzelt verzeichnet. Die Gründe für den Covid-Arm sind aktuell ungeklärt. Vermutet wird eine verzögerte kutane Überempfindlichkeitsreaktion im Zusammenhang mit dem Aufbau des körpereigenen Immunsystems. „Es gibt keinen Grund, bei den betroffenen Personen die zweite Impfdosis auszusetzen oder zu verzögern“, so das PEI. Auch Moderna verweist auf die aktuellen Daten des PEI: Zum aktuellen Zeitpunkt ließen sich keine Aussagen zu möglichen Nebenwirkungen sowie deren Gründe treffen, die über die bereits veröffentlichten Informationen hinausgingen.
Und ja: Eine Krankschreibung nach der Impfung ist möglich. Führen die Reaktionen des Körpers dazu, dass man seiner Tätigkeit nicht mehr nachgehen kann, so kann der Hausarzt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den Zeitraum der unerwünschten Ereignisse ausstellen. Den meisten Geimpften geht es aber bereits am Folgetag wieder gut. So kann beispielsweise auch ein schmerzhafter Arm zu einem kurzzeitigen Arbeitsausfall führen. Nicht selten treten gleichzeitig Müdigkeit und ein allgemeines Schwächegefühl auf.
Bis Ende April wurden rund 1,67 Millionen Impfungen mit dem Vakzin von Moderna durchgeführt. Zu dem mRNA-Impfstoff gab es 3073 Verdachtsfälle von unerwünschten Ereignissen. Zugelassen wurde das Vakzin am 6. Januar, seit Mitte Januar wurden die Impfungen durchgeführt. Von den 3073 Verdachtsmeldungen stellten sich 175 als schwerwiegende Nebenwirkungen heraus, das entspricht einem prozentualen Anteil von 5,7 Prozent. Daraus ergibt sich eine Melderate für schwerwiegende Ereignisse von 0,1 Prozent. In drei von vier Fällen waren die Impflinge weiblich – das liegt laut PEI jedoch auch an der allgemeinen Geschlechterverteilung: Gerade zu Beginn wurden vor allem Frauen geimpft. Schmerzen an der Injektionsstelle waren die am häufigsten berichtete Nebenwirkung nach der Impfung mit Moderna.
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