Das Wunder kommt seltener allein Julia Germersdorf, 13.10.2023 10:41 Uhr
Eine Mehrlingsschwangerschaft ist ein faszinierendes Ereignis, die die Geburtswelt in vielerlei Hinsicht bereichert. Wächst mehr als ein Fötus im Mutterleib heran, ist von Zwillingen, Drillingen oder sogar Vierlingen die Rede. Die Schwangerschaft kann neben einiger medizinischer, sozialer und emotionaler Herausforderungen, selbstverständlich auch große Freuden über die besonderen Geschwister mit sich bringen. In den letzten Jahren ist die Anzahl an Mehrlingsschwangerschaften gestiegen.
Die Geburt des eigenen Kindes ist zweifellos eines der aufregendsten Ereignisse im Leben werdender Eltern. Die Vorfreude auf das heranwachsende Baby, die körperlichen Veränderungen und die Vorbereitungen auf die Mutter- oder Vaterschaft füllen diese Zeit mit Spannung, Neugierde, Ungeduld und Freude. Doch wenn Eltern erfahren, dass sie nicht nur ein, sondern gleich zwei, drei oder sogar noch mehr Babys erwarten, wirft die Schwangerschaft bei dem ein oder anderen Paar eine Vielzahl von Fragen auf. Nicht ohne Grund, denn Eltern von Mehrlingen stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es darum geht, die Bedürfnisse mehrerer Kinder gleichzeitig zu erfüllen, sei es finanziell, emotional oder organisatorisch.
Mehrlingsschwangerschaften sind medizinisch ein Wunder und zugleich ein faszinierendes und höchst anspruchsvolles Ereignis, das die Welt der Geburtshilfe und Neonatologie herausfordert. Mehrlingsschwangerschaften können auf natürliche Weise auftreten oder auch durch assistierte Reproduktionstechniken herbeigeführt werden. So gibt es beispielsweise mehr Zwillinge als je zuvor. Jedes 42. Kind hat ein besonderes Geschwisterchen. Zwillingsschwangerschaften bilden die häufigste Form von Mehrlingsschwangerschaften.
Unterschiede und Wahrscheinlichkeit
Man unterscheidet bei Mehrlingsschwangerschaften grundsätzlich zwei Formen: Eineiige (monozygote) und zweieiige (dizygote) Zwillinge. Eineiige Mehrlinge entstehen, wenn eine befruchtete Eizelle sich in zwei oder mehr Embryonen aufteilt. Diese Geschwister teilen sich denselben genetischen Ursprung und sind oft zum Verwechseln ähnlich. Bei zweieiigen Mehrlingen entstehen zwei oder mehr Föten aus unterschiedlichen Eizellen, die gleichzeitig befruchtet werden. Diese Geschwister teilen sich etwa 50 Prozent ihrer Gene und ähneln sich in der Regel genauso wie Geschwister aus verschiedenen Geburten.
Bei drei oder mehr Kindern kann es also vorkommen, dass entweder alle Babys eineiig sind. Oder aber es gibt unter ihnen ein Zwillingspärchen. Bei Vierlingen können es somit auch zwei Zwillingspärchen sein. Möglich ist auch, dass alle Geschwister unterschiedlich aussehen. Die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Mehrlingsschwangerschaft ist nicht nur bei älteren Frauen erhöht. Auch bei Frauen mit genetischer Veranlagung für Mehrlinge oder bei Frauen, die bereits Kinder haben, steigt die Wahrscheinlichkeit für doppelt oder dreifaches Babyglück. Zudem finden in den vergangenen Jahren immer mehr Paare ihr Elternglück durch künstliche Befruchtung. Nicht selten wird hierbei mehr als nur eine befruchtete Eizelle eingesetzt, was zu einer erhöhten Anzahl an Mehrlingsschwangerschaften führt.
Medizinische Herausforderung
Eine Mehrlingsschwangerschaft ist nicht nur für die werdende Mutter, sondern auch für das medizinische Geburtsteam eine besondere Herausforderung. Die Schwangerschaft erfordert eine engmaschige Überwachung und medizinische Betreuung, um sicherzustellen, dass alle Babys gesund heranwachsen und sich angemessen entwickeln. Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften entwickeln häufiger Schwangerschaftsrisiken wie beispielsweise das Auftreten von Frühgeburten, die Entwicklung einer Präeklampsie oder eines Schwangerschaftsdiabetes. Daher ist eine sorgfältige ärztliche Betreuung unerlässlich. Heute, dank fortschrittlicher medizinischer Technologien, können Ärzte, Ärztinnen und Hebammen die Entwicklungen in diesen besonderen Schwangerschaften besser verfolgen und somit auch die Gesundheit von Mutter und Föten besser schützen. Ultraschalluntersuchungen, pränatale Betreuung und geburtshilfliche Expertise konnten die Überlebenschancen und Lebensqualität von Mehrlingen erheblich verbessern.
Weiterhin kann die Geburt von Mehrlingen sehr komplex sein, da die Positionen und Größen der Babys im Mutterleib variieren können. Kaiserschnitte sind in vielen Fällen notwendig, um die Gesundheit von Mutter und Kindern gewährleisten zu können.
Neben den erwähnten Herausforderungen gibt es selbstverständlich auch viele erfreuliche Aspekte bei einer Mehrlingsschwangerschaft. Beispielsweise erleben Eltern von Mehrlingen eine einzigartige Bindung zwischen den Geschwistern, die oft ein Leben lang anhält.
Folsäure nicht vergessen!
Die richtige Ernährung während der Schwangerschaft ist Grundvoraussetzung für die normale Entwicklung der Babys. Kinder brauchen Makronährstoffe wie Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette sowie Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralien), damit sie gesund heranwachsen können. Folsäure spielt hier eine essentielle Rolle, um z.B. Neuralrohrdefekten vorzubeugen.
Grundsätzlich sollte die Ernährung in der Schwangerschaft aus einer gesunden, ausgewogenen und nährstoffreichen Mischkost bestehen – ob nun ein oder mehrere Babys im Mutterleib heranwachsen. Die Regel vom „Essen für drei, vier oder fünf“ gilt allerdings als veraltet. Als Beispiel: Der Energieaufwand bei einer Schwangeren mit Zwillingen im Bauch liegt lediglich 10 Prozent höher als bei einer Schwangerschaft mit nur einem Baby.