Thermogel und Kapselherstellung nach Masse Nadine Tröbitscher, 09.01.2017 13:36 Uhr
Das Neue Rezeptur-Formularium (NRF) wurde mit der jüngsten Ergänzung um eine Stammzubereitung erweitert. Diese besitzt andere Eigenschaften, als ihr Name „Thermogel“ vermuten lässt. Zusätzlich gibt es eine Änderung in der Kapselherstellung.
Das Thermogel (NRF S. 51) ist eine neue standardisierte Dermatikagrundlage, die keine wärmenden Eigenschaften besitzt. Die Zubereitung verdankt der Sol-Gel-Umwandlung seinen Namen. Das Emulsionsgel ist temperaturabhängig und bei Raumtemperatur halbfest und wird bei Kälte, unter 12 Grad, wieder flüssig. Die Basis bilden Poloxamere und Mittelkettige Triglyceride. Isopropylalkohol, gereinigtes Wasser und Dimethylisosorbid zählen ebenso zu den Bestandteilen. Die Grundlage soll die Haut vor Austrocknung schützen.
Das Gel kann sowohl auf die Haut und Kopfhaut als auch auf die Nägel aufgetragen werden. Kompatibel ist die Grundlage mit 5-Aminolevulinsäure zur Behandlung akinischer Keratosen. Der Wirkstoff kann in dem Gel verarbeitet, besser durch die Haut penetrieren. Tiefere Hautschichten werden von dem Wirkstoff erreicht, die Diffusionsraten sind um den Faktor 10 bis 20 erhöht. Zur Behandlung von Haut- und Nagelpilz kann es Ciclopirox und Terbinafin als Grundlage dienen.
Die Herstellung kann in Fantaschale, Becherglas oder Rührsystem erfolgen. Entwickelt wurde die Grundlage von einer Arbeitsgruppe der Universität Braunschweig.
Für die Kapselherstellung kann künftig ein verlustärmeres Verfahren genutzt werden, das ebenfalls für eine gleichmäßige Befüllung bei optimaler Mischungsgüte sorgen kann. Das Massenbasierte Verfahren dient als neues Konzept und wird vor allem für die Herstellung niedrig dosierter Kapseln verwendet. Auch für standardisierte hoch dosierte Kapseln ist das Verfahren anwendbar.
Die Kapseln werden nach Bestimmung der Masse befüllt. Die Gesamtmasse ist abhängig von der Kapselgröße, Füllmittel und der Anzahl der zu befüllenden Kapseln. Wirkstoff und Füllstoff werden separat vorbereitet und dann in einer glatten Fantaschale gemischt, das Verreiben ist nicht mehr nötig. Wichtig ist, dass alle verwendeten Stoffe eine annähernd gleiche Teilchengröße besitzen.
Voraussetzung für die massenbasierte Methode ist ein Füllmittel mit konstanter Schüttdichte. Hierzu wurde ein Nominalwert von 0,55 g/ml mit einer Toleranz von 0,525 bis 0,575 g/ml festgelegt. Geeignet ist zum Beispiel Mannitol 35 mit einer Schüttdichte von 0,575 g/ml. Der Hilfsstoff kann mit Aerosil in der glatten Fantaschale gemischt werden und entspricht der NRF-Stammzubereitung S.38 mit einer Schüttdichte von 0,55 g/ml.
Die Schüttdichte bestimmt das Fließverhalten und somit eine gleichmäßige Gesamtpulvermasse der einzelnen Kapseln. Ist diese zu niedrig, ist das Fließverhalten verschlechtert und das Volumen nimmt zu, Pulverüberstände können anfallen. Eine zu hohe Schüttdichte zieht einen großen Anteil an Hilfsstoff mit sich. Gerade für den Zucker Mannitol können bei größeren Mengen gastrointestinale Beschwerden auftreten.
Für niedrigdosierte Kapseln gilt die einfache Formel: Masse Füllmittel + Masse Wirkstoff = Gesamtpulvermasse einer Kapsel. Für alle Kapselgrößen werden dem standardisierten Füllstoff einheitliche Nominalwerte des Kapselinhaltes zugeordnet. Das Befüllen und Entleeren des Kalibrierzylinders entfällt.
Ist die Gesamtpulvermasse bekannt, werden die einzelnen Substanzen einzeln abgewogen und nach dem Sandwichverfahren in der Fantaschale gemischt und abgeschabt und anschließend die Kapseln befüllt. Ist die Gesamtpulvermasse pro Kapsel unbekannt, muss eine Validierung in der Apotheke stattfinden.