Cystitis: Alternativen zu Antibiotika APOTHEKE ADHOC, 19.10.2021 14:48 Uhr
Eigentlich kennt es jede Frau – gefühlt kommt das Brennen und Zwicken vom einen auf den anderen Moment. Der Gang zur Toilette bestätigt dann meist die Befürchtungen – es ist eine Blasenentzündung. Einige Frauen leiden mehrfach im Jahr unter einer Cystitis, andere erwischt es seltener. Durch den vermehrten Einsatz von Antibiotika sind einige Wirkstoffe kaum mehr wirksam. Doch nicht immer muss ein Antibiotikum her.
Die unkomplizierte Blasenentzündung ereilt die meisten Frauen einmal im Leben. Doch eine große Gruppe kennt auch die rezidivierenden Blasenentzündungen. Die Cystitis macht sich dann häufig bei Unterkühlung, nach dem Schwimmen oder nach dem Geschlechtsverkehr bemerkbar. Sind die Beschwerden sehr ausgeprägt oder Blut im Urin, so muss meist ein Antibiotikum eingenommen werden. Doch wer früh reagiert, der kann auch mit Mannose, Bärentraubenblätter & Co. eine Symptomlinderung erreichen.
Mit Zucker gegen Entzündungen
Dr. Ludwig Baumgartner erklärte im Rahmen der Expopharm, weshalb D-Mannose bei unkomplizierten Blasenentzündungen eine Alternative zur Antibiotikatherapie sein kann. Mannose zieht – solange es in der Blase verbleibt – Escherichia coli, den Hauptausköser von Harnwegsinfekten, an. Eigentlich versucht das Bakterium sich an die Mannose-haltige Glycoprotein-Oberfläche des Urothels zu heften. Erst danach kommt es zu den typischen Entzündungszeichen. Nimmt die Frau nun zusätzliche Mannose ein, so bindet der Keim mit seinen Fimbrien an der „frei vorkommenden“ Mannose.
Baumgartner empfiehlt 2 Gramm Mannose pro Tag. Da der Stoff nahezu vollständig unverstoffwechselt wieder ausgeschieden wird, besteht keine direkte Kalorienzufuhr. Seit 2017 ist D-Mannose auch Teil der Leitlinien. Der Zucker wird unverändert aus dem Körper ausgeschieden und nicht resorbiert. Der Zucker soll die Bakterien ummanteln und somit verhindern, dass sich diese in den Schleimhäuten anheften können. Mit dem Urin werden die eingeschlossenen Bakterien dann ausgespült.
Phytopharmaka vorne mit dabei
Im Phytobereich stehen verschiedene Arzneipflanzen als Mono- oder Kombipräparat zur Verfügung. Dazu zählen Bärentraubenblätter, Goldrutenkraut, Tausendgüldenkraut, Liebstöckel oder Rosmarin. Die S3-Leitlinie empfiehlt außerdem den Einsatz der Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel. Bärentraubenblätter enthalten Arbutin. Im Körper wird dieser Stoff zu Hydrochinon umgewandelt. Hydrochinon kann das bakteriumwachstum stoppen und wirkt leicht desinfizierend. Hydrochinon wird renal ausgeschieden und kann deshalb seine Wirkung in den ableitenden Harnwegen entfalten.
Andere Pflanzen, darunter Goldrute, weisen eine entwässernde Wirkung auf. Die enthaltenen Flavonoide wie Rutosid regen die Niere an mehr Wasser auszuscheiden. Darüber hinaus enthält die Droge Triterpensaponine und Phenolglykoside – diese Substanzen wirken in Kombination leicht krampflösend und antientzündlich.
Wichtig für das Beratungsgespräch: Bestehen die Beschwerden seit mehr als drei Tagen, dann sollte ein Arzt/eine Ärztin konsultiert werden. Gleiches gilt, wenn es zu Blutausscheidungen im Urin oder Fieber kommt. Mädchen unter 12 Jahren, Schwangere, Diabetiker und Immunsupprimierte sollten ebenfalls direkt einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen und keinen Selbstmedikationsversuch starten. Bei allen anderen Frauen kann der Versuch der gesteigerten Flüssigkeitszufuhr in Kombination mit Mannose oder Phytopharmaka zu einer raschen Symptomlinderung ohne Antibiotika-Einnahme führen.