Cumarine: Vorsicht bei Glucosamin APOTHEKE ADHOC, 29.04.2019 14:27 Uhr
Nicht nur zwischen Arzneimitteln können Wechselwirkungen möglich sein, sondern auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln. Ein Beispiel ist der Einsatz von Cumarinen und dem Aminozucker Glucosamin.
Fall: Eine ältere Kundin will zur Erhaltung der Beweglichkeit der Gelenke und gegen den „Verschleiß“ ein Glucosamin-haltiges Präparat kaufen, mit dessen Hilfe die Knorpelsubstanz im Knie wieder aufgebaut werden soll. Im Gespräch ergibt sich, dass die Dame mit einem Cumarin behandelt wird.
Analyse: Glucosamin ist ein Aminozucker, der als natürlicher Bestandteil von Knorpel, Bindegewebe und Gelenkflüssigkeit im menschlichen Körper vorkommt. Die Substanz wird als Arzneimittel zur Linderung von Symptomen bei leichter bis mittelschwerer Arthrose des Kniegelenks eingesetzt. Außerdem ist Glucosamin Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln. Der endogenen Substanz werden stimulierende Eigenschaften auf die Synthese physiologischer Glycosaminoglykane und Proteoglykane durch Chondrozyten und von Hyaluronsäure durch Synoviozyten zugesprochen. Dies belegen sowohl In-vivo- als auch In-vitro-Studien. Allerdings ist der genaue Wirkmechanismus beim Menschen bislang noch unbekannt.
Cumarine werden zur Prophylaxe und Therapie thromboembolischer Erkrankungen eingesetzt. Außerdem kommen die Arzneistoffe zur Langzeitbehandlung eines Herzinfarktes zum Einsatz, wenn ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen besteht. Vitamin-K-Antagonisten vermindern die Vitamin-K-vermittelte Aktivierung der Gerinnungsfaktoren. Die Wirkung setzt nicht sofort ein, sondern erst, wenn alle noch im Körper vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht sind.
Entdeckt wurde die Cumarin-Wirkung an Kühen, die an Blutungen verstarben, nachdem sie große Mengen an Steinklee gefressen hatten. Die Dosierung erfolgt individuell und wird zum Beispiel durch die Bestimmung der Thromboplastin-Zeit eingestellt. Hierzu kann die Messung des International Normalized Ratio (INR) herangezogen werden. Die Blutgerinnung muss während der Therapie fortlaufend kontrolliert werden. Vitamin-K-Antagonisten werden zur Behandlung und Prophylaxe einer Thrombose und Embolie eingesetzt. Außerdem ist eine Langzeitbehandlung eines Herzinfarktes möglich, wenn ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen besteht.
Glucosamin kann die Cumarinwirkung beeinflussen. In Kombination mit Warfarin kann es zu einer Verstärkung der blutgerinnungshemmenden Wirkung kommen und entsprechend die Blutungszeit verlängert sein. Möglich ist dies laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bereits bei einer Tageszufuhr von isoliertem Glucosamin von 390 bis 790 Milligramm. Es wurde über einen Anstieg des INR-Wertes berichtet.
Der genaue Mechanismus, der der Interaktion zugrunde liegt, ist bislang noch nicht vollständig geklärt. In-vitro zeigte sich jedoch durch Glucosamin eine Hemmung der durch ADP hervorgerufenen Thrombozytenaggregation.
Maßnahmen: Patienten, die Glucosamin-haltige Präparate einnehmen und mit Warfarin behandelt werden, sollten über den Therapiezeitraum engmaschig überwacht werden oder selbst den INR-Wert kontrollieren. Außerdem kann Glucosamin den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Diabetiker und Personen mit eingeschränkter Glucosetoleranz sollten daher den Blutzuckerspiegel regelmäßig überwachen.