Die Booster-Impfungen gelten als wesentlicher Baustein zur Eindämmung der aktuellen Corona-Welle. Eine Studie hat nun untersucht, wie die Wirkung der einzelnen Booster-Impfungen ist. Das Ergebnis: Die Booster wirken unterschiedlich stark. Nicht alle konnten überzeugen.
Die „CoV-Boost“-Studie der Universitätsklinik in Southampton wurde kürzlich im Fachjournal „Lancet“ veröffentlicht und sorgte für Aufsehen. Denn sie zeigt zwar, dass alle Booster geeignet sind – allerdings ist die Wirksamkeit der einzelnen Hersteller und Kombinationen unterschiedlich. In einer aufwändigen, doppelblinden und randomisierten Versuchsreihe haben die Wissenschaftler:innen sieben Covid-Impfstoffe an doppelt Geimpften in voller und halber Dosierung getestet. Die Unterschiede in Bezug auf Antikörper- und T-Zell-Antworten waren relativ groß.
Getestet wurden die bereits zugelassenen Impfstoffe von AstraZeneca, Biontech/Pfizer, Janssen (Johnson & Johnson) und Moderna sowie die in der Pipeline stehenden Impfstoffe von Novavax und Valneva. Insgesamt nahmen knapp 3000 Erwachsene ab einem Alter von 30 Jahren an der Studie teil. Knapp die Hälfte war über 70 Jahre alt. Die Teilnehmer:innen erhielten zehn bis zwölf Wochen nach ihrer Zweitdosis eine Auffrischungsimpfung. Anschließend wurde die Immunantwort durch Blutproben untersucht. Die Proband:innen wurden in 13 Versuchs- und Kontrollgruppen aufgeteilt und erhielten entweder die verschiedenen Booster-Impfstoffe oder Placebo.
Das Team stellt heraus, dass durch alle Booster eine „feststellbare Immunantwort“ zu verzeichnen war – mit einer Ausnahme: Wer bereits doppelt mit Comirnaty (Biontech/Pfizer) geimpft war, konnte durch Vaxzevria (AstraZeneca) keinen Effekt erreichen. Die einzelnen Vakzine erzielten sehr unterschiedliche Ergebnisse: Die Steigerung der Antikörperantworten gegenüber der Zweitimpfung lag zwischen dem Faktor 1,3 und 32,3. Den niedrigsten Wert erzielte eine halbe Dosis Valneva nach zwei Dosen Biontech, den höchsten Wert gab es bei der vollen Dosis Spikevax (Moderna) nach zwei Dosen Vaxzevria (AstraZeneca). Rund 28 Tage nach der Auffrischungsimpfung war kein Unterschied mehr zwischen den verschiedenen Altersgruppen zu ermitteln. Die Forscher:innen sehen dies als den Zeitraum an, ab dem der volle Schutz der Booster hergestellt ist.
Bei einer Grundimmunisierung mit zweimal AstraZeneca war eine volle Dosis Biontech/Pfizer (24,48) oder Moderna (32,3) am wirksamsten. Bei einer Grundimmunisierung mit Biontech zeigte sich eine weitere volle Dosis Biontech (8,11) oder Moderna (11,49) als besonders effektiv. Der Totimpfstoff Valneva war als Booster nur schwach wirksam. Das proteinbasierte Vakzin von Novavax hingegen zeigte sich ähnlich wirksam wie ein Booster mit AstraZeneca.
Mit Blick auf die Impfreaktionen zeigte sich, dass vor allem jüngere Probanden unter Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit litten. Auch Schmerzen an der Einstichstelle waren häufig. Am stärksten waren die Reaktionen bei einem Moderna-Booster nach AstraZeneca-Grundimmunisierung und nach einer Auffrischung mit Janssen oder AstraZeneca nach einer Grundimmunisierung mit Biontech/Pfizer.
Im Zuge der Studie soll nun noch untersucht werden, wie wirksam die einzelnen Impfstoffe gegen die Virusvarianten sind. Weitere Studien sollen Daten drei Monate und ein Jahr nach der Auffrischungsimpfung liefern. Diese sollen Aufschluss über die Auswirkungen auf den Langzeitschutz und das immunologische Gedächtnis geben. Ergebnisse werden im kommenden Jahr erwartet.
Valneva hat bereits ein Statement zur Studie abgegeben, in dem der Hersteller das schlechte Abschneiden seines Totimpfstoffes erklärt: Ziel der Untersuchung sei es gewesen, schnell Daten zu generieren, um die Empfehlungen des Gemeinsamen Ausschusses für Impfung und Immunisierung in Großbritannien zur Auffrischungskampagne im Herbst zu unterstützen. „Die Teilnehmer erhielten relativ früh eine Auffrischungsdosis, nur zwei bis drei Monate nach Abschluss der zweiten Dosis der Grundimmunisierungsserie, wenn sie weder aus immunologischer Sicht noch unter dem derzeit empfohlenen Intervall für zugelassene Covid-19-Impfstoffe eine Auffrischimpfung benötigten.“
Der Hersteller hält es für wahrscheinlich, dass dieses kurze Intervall die Ergebnisse seines Kandidaten negativ beeinflusst haben könnte, da für inaktivierte Impfstoffe im Allgemeinen ein längeres Intervall erforderlich sei. Man habe bereits damit begonnen Daten zu generieren, die eine potenzielle Booster-Indikation untermauern. „Das Umfeld in der Studie lässt uns glauben, dass CoV-Boost keine Schlussfolgerungen bezüglich der Verwendung von VLA2001 als Booster in einem realen Umfeld zulässt“, erklärt Juan Carlos Jaramillo, Chief Medical Officer von Valneva. Die schützende Antikörperschwelle sei noch nicht festgelegt worden, daher solle ein relativer Anstieg der Antikörperspiegel nicht als Hinweis auf die Wirksamkeit gewertet werden.
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