Mit Diskretion und Erziehung gegen Verstopfung Nadine Tröbitscher, 31.05.2017 13:11 Uhr
Chronische Verstopfung verursacht bei den Betroffenen einen hohen Leidensdruck. Dennoch scheuen die Betroffenen den Gang zur Apotheke. Diskretion und persönliche Beratung sind bei dem Tabuthema gefragt. Apotheken müssen im Umgang mit den Patienten besonders feinfühlig sein.
Tipp eins: Diskretion wahren. Traut sich der Kunde kaum, über sein Problem zu sprechen, kann das Gespräch in die Beratungsecke verlegt werden. Schließlich soll der Nachbar nicht wissen, dass man ein Problem mit dem Stuhlgang hat. So können dem Kunden die Hemmungen genommen werden, offen über seine Beschwerden zu sprechen. Nur dann können mögliche Ursachen der Beschwerden aufgedeckt und eine individuelle Empfehlung ausgesprochen werden. Aus falscher Scham suchen die Betroffenen oft Hilfe im Internet, wo in den vielen Foren meist Verunsicherung und Sorgen geschürt werden. Auch Patienten, die bereits Abführmittel missbräuchlich einsetzen, können sich im persönlichen Gespräch outen.
Tipp zwei: Chronische Verstopfung oder Irrglaube. Nicht jeder vermeintlich „Verstopfte“ leidet auch tatsächlich an einer Obstipation. Noch immer hält sich die Annahme, jeden Tag Stuhlgang haben zu müssen. Jedoch spricht der Mediziner erst von einer chronischen Verstopfung, wenn der Betroffene sich seit mindestens drei Monaten weniger als dreimal pro Woche entleert, manuell nachhelfen oder einen starken Pressdruck aufbringen muss, der Stuhl hart und klumpig ist oder das Gefühl einer unvollständigen Entleerung besteht.
Tipp drei: Mögliche Ursachen abklären. Etwa 5 bis 15 Prozent der Deutschen leiden an chronischer Verstopfung. Den Beschwerden können verschiedene Ursachen zu Grunde liegen. Bewegungsmangel, Stress, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr oder eine ballaststoffarme Ernährung zählen zu den möglichen Gründen. Nicht nur der Lebensstil, auch Arzneimittel können eine Verstopfung verursachen. Neben den Opiaten können Antidepressiva oder einige Diuretika zu einem verminderten Stuhlgang führen. Aber auch Krankheiten wie eine Störung der Schilddrüsenfunktion, Diabetes oder Parkinson können mögliche Auslöser sein. Anatomische Veränderungen wie etwa ein verlängerter Darm verlängern möglicherweise die Passage und verzögern eine Entleerung.
Tipp vier: Sanfte Hilfe in der Selbstmedikation. Die Betroffenen sollten mit einer Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten beginnen, sofern der Verstopfung keine andere Erkrankung zu Grunde liegt. Schon der tägliche Verzehr von etwa 30 g Ballaststoffen mit einer entsprechenden Flüssigkeitszufuhr kann den Darm wieder in Schwung bringen. Diese Quellstoffe erhöhen das Darmvolumen und regen so die natürliche Bewegung des Verdauungsorgans an. Die Darmpassage wird zeitlich verkürzt und der Stuhlgang normalisiert. Neben Lebensmitteln wie Obst und Gemüse können auch Flohsamenschalen oder Macrogol eingesetzt werden.
Zusätzlich sollten die Betroffenen einen extra Spaziergang einlegen und die Treppe dem Fahrstuhl vorziehen. Denn wer sich ausreichend bewegt, hält auch den Darm auf Trab. Leichte Massagen können zusätzlich Abhilfe schaffen. Für etwa fünf Minuten wird der Bauch mit trommelnden Bewegungen in Rückenlage massiert. Der Reiz kann die Darmtätigkeit anregen.
Wünschen die Betroffenen einen schnellen Effekt, kann ein Klistier zum Einsatz kommen. Chemische Wirkstoffe wie etwa Bisacodyl oder Natriumpicosulfat bringen nach etwa acht bis zwölf Stunden eine Erleichterung. Jedoch ist hier von einem täglichen Gebrauch abzuraten.
Tipp fünf: Den Darm erziehen. Der Darm ist wie ein kleines Kind und muss daher erzogen werden. Eine tägliche Routine kann ihn in Bewegung halten. Betroffene sollten mit einem Glas Wasser in den Tag starten, um den Darm anzuregen. Im Anschluss sollte eine Toilettenhygiene eingehalten werden. So sollte jeden Morgen zur gleichen Zeit der Darm die Möglichkeit zur Entleerung bekommen. Auch wenn man nicht muss, empfiehlt es sich, etwa fünf bis zehn Minuten auf dem stillen Örtchen zu verbringen, um dem Darm ein Signal zu setzen.
Die Routine sollte ungeachtet von freien Tagen erfolgen, denn setzt man an Sonn- und Feiertagen oder im Urlaub aus, macht auch der Darm Pause. Gleiches gilt für das Unterdrücken des Defäkationsreizes. Wer sich nicht entleert, wenn der Darm das Signal dazu gibt, nimmt eine Verstopfung in Kauf. Zudem wird durch das Verkneifen der Stuhl eingedickt. Das kann eine schmerzhafte Entleerung nach sich ziehen.
Bleiben alle Maßnahmen ohne Erfolg, sollten die Betroffenen an einen Arzt verwiesen werden. Grundsätzlich sollte sofort zum Arzt, wer im Rahmen der Verstopfung Blut im Stuhl oder Gewichtsverlust bemerkt oder einen Wechsel von Obstipation und Diarrhö, Fieber oder plötzlich starke Bauchschmerzen verspürt.