Cholesterin: Zwischen HDL & LDL Cynthia Wegner, 23.02.2023 10:22 Uhr
Wenn es um die Gesundheit geht, fällt häufig recht schnell auch der Begriff „Cholesterin“. Es ist allgemein bekannt, dass zu hohe Werte mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Verschiedene Maßnahmen können bei der Senkung der Cholesterinwerte helfen – neben der Einnahme von Cholesterinsenkern spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Eine Übersicht zum Download gibt es hier.
Im Grunde genommen ist Cholesterin an sich erst einmal nichts Schlechtes. Es handelt sich dabei um ein Lipid, welches als wichtiger Baustein der Zellmembran fungiert. Ist Cholesterin jedoch im Überfluss vorhanden, kann es sich im Blut und an den Gefäßwänden ansammeln und zu Gefäßverkalkungen – der sogenannten Arteriosklerose – führen. Dadurch erhöht sich das Risiko für Durchblutungsstörungen, Thrombosen, Herzinfarkt und Schlaganfälle.
Rund 80 Prozent des Cholesterins wird vom Körper selbst gebildet. Nur ein kleiner Teil wird über die Nahrung zu sich genommen. Aufgenommen wird es aus dem Darm, anschließend regulieren spezielle Rezeptoren auf der Leber die Konzentration im Blutkreislauf. Der Cholesterinspiegel wird kontinuierlich von der Leber überwacht – ist er zu niedrig, werden Botenstoffe für die Neubildung ausgeschüttet. Im Überfluss hingegen entwickelt es seine schädlichen Wirkungen.
HDL & LDL – wo ist der Unterschied?
Um im Blut transportiert werden zu können, wird Cholesterin in kleine Lipoproteine „verpackt“. Dabei wird im Blut zwischen Gesamtcholesterin, Low-Density-Lipoproteine (LDL) und High-Density-Lipoproteine (HDL) unterschieden. Vor allem LDL wird bei den schädlichen Wirkungen auf die Gefäßwände eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Es gilt: Je niedriger die LDL-Cholesterin-Werte, desto niedriger das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Welche LDL-Zielwerte sollten angestrebt werden?
- gesunde Menschen, mit niedrigem Risiko/ohne Risikofaktoren: LDL-Cholesterinwert unter 116 mg/dl (<3,0 mmol/l)
- gesunde Menschen mit mäßig erhöhtem Risiko (beispielsweise Übergewicht oder leicht erhöhter Blutdruck): LDL-Cholesterinwert unter 100 mg/dl (<2,6 mmol/l)
- Patient:innen mit hohem Risiko (z.B. Menschen mit ausgeprägtem Bluthochdruck, genetisch bedingten hohen Cholesterinwerten oder Raucher:innen): LDL-Cholesterin unter 70 mg/dl (<1,8 mmol/l)
- Patient:innen mit sehr hohem Risiko (z.B. Menschen mit Herzerkrankungen oder Diabetes): LDL-Cholesterin-Zielwert unter 55 mg/dl (<1,4 mmol/l)
- Patient:innen mit sehr hohem Risiko, die innerhalb von zwei Jahren unter einer Statintherapie ein zweites Ereignis erleiden: LDL-Zielwert unter 40 mg/dl (<1,0 mmol/l)
Ernährung & Cholesterin
Häufig treten erhöhte Cholesterinwerte zusammen mit Übergewicht auf – dies muss aber keinesfalls so sein. Haben Betroffene ein paar Kilos zu viel auf den Rippen, kann sich eine Gewichtsreduktion jedoch tatsächlich positiv auf die Cholesterinwerte auswirken. Daher gilt eine gesunde Ernährung als ein wichtiger Faktor zur Senkung der Cholesterinwerte. Als Basis wird häufig auf mehr pflanzliche und weniger tierische Fette gesetzt, da dies positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat. Sind die Werte jedoch viel zu hoch, reicht eine Ernährungsumstellung allein in der Regel nicht aus. Anders sieht es aus, wenn die Triglycerid-Werte erhöht sind – diese lassen sich durchaus gut über die Ernährung beeinflussen. Wichtig ist zudem ein gesunder Lebensstil: Regelmäßige Bewegung sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin können helfen.
Eine ausgewogene Ernährung mit positivem Einfluss auf die Cholesterinwerte umfasst:
- viel frisches Obst und Gemüse, sowie Salate
- Hülsenfrüchte
- Vollkornprodukte
- Fisch
- Nüsse
- pflanzliche Öle
Statine: Medikamentöse Senkung des Cholesterins
Statine gehören zu den sogenannten Hemmern der HMG-CoA-Reduktase, dieses Enzym ist ein Zwischenprodukt der Cholesterinneusynthese. Sie unterdrücken die Bildung des Cholesterins – dies wird mit einer verstärkten Aufnahme aus dem Blutplasma kompensiert. Indiziert bei Hypercholesterinämie und auch zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse sind die Arzneistoffe wie Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin, Fluvastatin und Pravastatin. Die Therapie mit Statinen bewirkt eine deutliche Reduktion an Herzinfarkten und Todesfällen.
Dieser Substanzklasse werden auch sogenannte pleiotrope Effekte zugeschrieben, das heißt die gleichzeitige günstige Beeinflussung weiterer Parameter abgesehen von der bloßen Cholesterinsenkung. Expert:innen diskutieren hier die Verbesserung der Funktion und des Schutzes des Gefäßendothels sowie antioxidative und antientzündliche Effekte. Statine senken den Spiegel des „bösen“ Cholesterins im Blut, dem LDL.
Wie werden Cholesterinsenker eingenommen?
Der Dosierungsbereich liegt für alle Statine bei 5 bis 80 mg pro Tag als Einmaldosis. Die Tabletten sollten abends eingenommen werden, da die körpereigene Cholesterinsynthese nachts am höchsten ist und so gehemmt werden kann. Die 80-mg-Dosis wird nur für Patient:innen mit schwerer Hypercholesterinämie und hohem Risiko kardiovaskulärer Komplikationen empfohlen, bei denen die Therapieziele mit niedrigeren Dosen nicht erreicht wurden und zu erwarten ist, dass der Nutzen der Behandlung den potenziellen Risiken überwiegt.
Patient:innen, die mit Simvastatin behandelt werden, sollten während der Therapie keinen Grapefruitsaft trinken. Inhaltsstoffe der Frucht hemmen Cytochrom P450-Enzyme in der Leber, wodurch die Metabolisierung des Arzneistoffs gehemmt wird. Die gleichzeitige Einnahme ist mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) verbunden. Daher sollte die gleichzeitige Einnahme von CYP3A4-Inhibitoren wie beispielsweise Clarithromycin und Ketoconazol vermieden werden. Möglich ist auch der Austausch auf Fluvastatin, das nicht über CYP3A4 metabolisiert wird.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Unter der Therapie mit Statinen können häufig Myalgien (Muskelschmerzen) und Myopathien (entzündliche oder degenerative Muskelerkrankungen) auftreten. Selten kann es zu einer Rhabdomyolyse führen. Dieser Begriff bezeichnet einen Muskelzelluntergang in der Skelett- und Herzmuskulatur. Mögliche Folgen sind akutes Nierenversagen. Das Risiko ist dabei dosisabhängig. Weitere Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, Exantheme sowie Schlafstörungen. Bei Patient:innen mit Risikofaktoren für eine Rhabdomyolyse, Lebererkrankungen und erhöhten Serum-Transaminasewerten sind Statine kontraindiziert. Weitere Wechselwirkungen bestehen beispielsweise bei Amiodaron, Verapamil, Amlodipin und Diltiazem.
Statine sind während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Sie sollten Frauen im gebärfähigen Alter nur dann verabreicht werden, wenn bei diesen Patientinnen der Eintritt einer Schwangerschaft unwahrscheinlich ist. Wenn eine Patientin plant schwanger zu werden oder schwanger wird, muss umgehend der Arzt/die Ärztin informiert werden und das Arzneimittel wegen des potenziellen Risikos für den Fötus abgesetzt werden.