Über die Zukunft der PTA-Ausbildung wird derzeit wieder heftiger diskutiert. Anstoß war der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, Assistenzberufe im Gesundheitswesen zu stärken. In die Debatte hat sich nun auch die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) eingeschaltet und sich für eine Beibehaltung der zweijährigen Schulzeit ausgesprochen.
Der Bundesverband PTA (BVpta) fordert seit einigen Jahren mehr Kompetenzen für PTA, verbunden mit einer Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre. Die DPhG-Arbeitsgemeinschaft „Theoretische und Praktische Ausbildung“ sieht die Frage der Ausbildungszeitverlängerung als offen an. „Vorstellbar ist eine zweieinhalbjährige Ausbildungszeit wie bisher, ebenso wie eine Verlängerung auf drei Jahre“, heißt es in der Stellungnahme.
Allerdings soll die Zeit in der Schule die gleiche bleiben. Das würde bedeuten, dass die Schüler nach wie vor zwei Jahre in der Schule lernen, aber ein ganzes statt ein halbes Jahr als Praktikanten in der Apotheke arbeiten. Burkhard Pölzing, DPhG-Schatzmeister und Leiter der Völker-Schule Osnabrück, hält das nicht für sinnvoll.
„Eine zweieinhalbjährige Ausbildung an der Schule würde schon nicht in den Schulrhythmus passen“, erklärt er. Entweder müssten die Schulen für ein halbes Jahr auf einen Teil ihrer Schüler verzichten, oder Bewerber müssten ein halbes Jahr auf den Beginn ihrer Ausbildung warten. Das Hauptproblem ist für Pölzing aber die Finanzierung. Eine Verlängerung der Ausbildung würde die Kosten in die Höhe treiben.
Ganz abgesehen von den Probleme bei der Umsetzung sieht Pölzing keinen Nutzen in der Verlängerung der Ausbildung. „Der Einzige, der profitiert, ist der Apothekenleiter – der spart ein halbes Jahr am Gehalt“, meint er. Schließlich seien die Schüler nach insgesamt drei Jahren gleich weit – die einen hätten ein halbes Jahr länger als Praktikant gearbeitet, die anderen stattdessen als fertige PTA. Dass man auf diese Weise mehr Bewerber erreicht, bezweifelt Pölzing.
Seiner Meinung nach müssen drei Punkte angepackt werden, um die Qualität der PTA-Ausbildung zu verbessern: Die Finanzierung muss gesichert, qualifizierte Bewerber gewonnen und die Ausbildungsinhalte umstrukturiert werden.
Ein gutes Bewerberklientel hält Pölzing für besonders wichtig. Er spricht von einer Aufwärtsspirale: Durch gute Schüler kann die Qualität der Ausbildung hoch gehalten werden, die Absolventen überzeugen ihre Arbeitgeber, die wiederum die Ausbildung an der Schule empfehlen. Dadurch melden sich genügend Bewerber, um die besten auswählen zu können.
An der Völker-Schule funktioniert das gut. Jedes Jahr beginnen laut Pölzing fünf Klassen à 28 Schüler die Ausbildung. „Bereits um Ostern herum sind die Klassen voll und bis dahin haben wir nicht geeignete Bewerber abgelehnt“, so der Schulleiter. Auf einen Platz kämen bis zu zwei Bewerber und schon jetzt seien zwei Klassen für das kommende Jahr voll. „Man darf nicht auf die Schüler warten, sondern muss selbst aktiv werden“, so Pölzing.
Wie es nicht geht, zeigt sich Pölzing zufolge in Nordrhein-Westfalen. Der Versuch, auf die Probleme der Schulen aufmerksam zu machen, ist aus seiner Sicht nach hinten losgegangen: „Es wurde häufig über Apothekenschließungen berichtet und über hohe Schulgelder. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Schülerzahlen nicht die sind, die man möchte.“
Durch eine Verlängerung der Ausbildung werde sich die Schülerklientel allerdings nicht verbessern, ist Pölzing überzeugt. Im Gegenteil: „Man kann sogar damit werben, dass es eine kurze Ausbildung ist, die schnell in den Beruf führt.“ Stattdessen müsse man den Beruf aber so attraktiv darstellen, das junge Menschen ihn ergreifen wollten. Dafür müssten PTA auch besser bezahlt werden.
In vielen Ländern müsse auch die Rolle der Apothekerkammer überdacht werden, findet Pölzing. „Es gibt Kammer-Webseiten, da findet sich kein Hinweis auf PTA“, kritisiert er. Insgesamt gebe es kaum Hinweise auf die PTA-Schulen im eigenen Land. Besonders ärgerlich findet Pölzing das deshalb, weil auf der neuen ABDA-Webseite apotheken-karriere.de auf die Kammer-Seiten verlinkt wird – die sich als Sackgasse herausstellten.
„Wir brauchen gute qualifizierte Menschen – das sind gute Realschüler oder Abiturienten, die nicht gleich ein Studium anstreben“, erklärt Pölzing. Er hat allerdings schon von einer Schule gehört, dass Absolventen, die nicht weiter wissen, die PTA-Ausbildung anstreben – mit dem Argument, dass sie dann zumindest Bafög bekämen.
Selbst wenn es einmal nicht genügend Bewerber gäbe, will Pölzing lieber nur vier Klassen eröffnen, als Schüler anzunehmen, die er für ungeeignet hält. Für eine große Schule wie seine wäre das durchaus verkraftbar: „Schlimmer wäre es für kleine, zweizügige Schulen – fehlt eine Klasse, fällt ein Viertel der Schüler weg“, räumt er ein.
Aus seiner Sicht wäre es daher an manchen Standorten sinnvoll, Schulen zusammenzulegen. So hält er es zum Beispiel nicht für nötig, dass jeder Stadtstaat über eine eigene PTA-Schule verfügt, wenn es über die Stadtgrenzen hinaus andere Schulen gibt. „Man muss sich auch über die Kostenstrukturen Gedanken machen.“
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