Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) könnten künftig mehr Kompetenzen erhalten. Mit dem Vorstoß der Landesgesundheitsminister, weitere Möglichkeiten für Assistenzberufe zu schaffen, ist neuer Schwung in eine alte Debatte gekommen. Der Bundesverband PTA (BVpta) fordert seit Jahren Veränderungen. APOTHEKE ADHOC sprach mit der Vorsitzenden Sabine Pfeiffer über zeitgemäße Ausbildung, den Mangel an Fachkräften und der Angst vorm „Apotheker light“.
ADHOC: Sie kämpfen seit Jahren für mehr Aufgaben für PTA. Haben sie neue Unterstützer in den Ländern gefunden?
PFEIFFER: Für uns ist der Anstoß der Gesundheitsministerkonferenz eine Bestätigung, dass wir gehört werden. Meine Vorstandskollegen haben aktiv unsere Ideen in den Ländern vorgestellt. Bisher ist es aber nur eine Bitte an das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Wir hoffen, dass nun tatsächlich eine Veränderung in Angriff genommen wird.
ADHOC:Warum brauchen PTA mehr Möglichkeiten?
PFEIFFER: Schon allein wegen des akuten Fachkräftemangels. Wird der Beruf nicht attraktiver, werden PTA-Schulen in fünf bis zehn Jahren jeden Bewerber nehmen. Das Ausbildungsniveau wird extrem sinken. Ich weiß nicht, ob die Apotheken dann noch ihrem Versorgungsauftrag gerecht werden können.
ADHOC: Warum kommen Ihre Forderungen dann nicht durch?
PFEIFFER: Ich denke die Apotheker sind für uns ein Hemmschuh. Sie befürchten, dass ihre Position durch eine Aufwertung des PTA-Berufs geschwächt werden könnte. Auch das Kettenthema wird immer wieder angebracht, nach dem Motto: Wenn Ketten kommen, könnten PTA ganz schnell den Apotheker ablösen.
ADHOC: Sie wollen also keine „Apotheker light“?
PFEIFFER: Diese Sorge ist unbegründet. Mit der Aufwertung des Berufes stützen wir die Apotheker sogar und halten ihnen den Rücken frei. Sie können sich dann intensiv der pharmazeutischen Betreuung oder dem Medikationsmanagement widmen. „Apotheker light“ steht bei uns gar nicht zur Diskussion, auch wenn die ABDA immer wieder davor warnt, dass mehr Kompetenz zu einer Vertretungsbefugnis führen könnte. Wir wollen eine gute, den heutigen Ansprüchen des Gesundheitssystems gerechte Ausbildung.
ADHOC: Haben Inhaber auch Angst vor mehr Gehaltsforderungen?
PFEIFFER: Ein höherer Lohn muss nicht schlecht für die Apotheker sein. Er zeigt eine Wertschätzung der Angestellten. Wenn es besser ausgebildetes Personal gibt, können die Apotheker selbst mehr für ihre Gesamtleistung verlangen. Sie sollten diese zusätzliche Versorgungsqualität, die die Apotheke vor Ort dann bietet, in die Honorarforderungen mit einbringen.
ADHOC: Wie sollte die PTA-Ausbildung aussehen?
PFEIFFER: Wir fordern eine Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre und Weiterbildungen – das muss ja nicht immer nur ein Pharmaziestudium sein. Gehen PTA heute in die Wirtschaft, legen sie meist ihre Berufsbezeichnung ab. Das finden wir sehr schade. PTA sollten nicht länger unter Aufsicht Arzneimittel abgeben, beraten, prüfen oder herstellen. Wir wollen, dass sie diese pharmazeutischen Aufgaben unter Verantwortung des Apothekers verrichten können, eben selbstständiges Handeln. Das wäre auch eine Kompetenzerweiterung. Dies alles muss in einem neuen modernen Berufsgesetz geregelt und die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung entsprechend angeglichen werden.
ADHOC: Die ABDA will mit einer Umfrage mehr über PTA und PTA-Schülerinnen erfahren. Ist das ein erster Schritt in ihre Richtung?
PFEIFFER: Wir begrüßen die Umfrage und bieten der ABDA dabei unsere Unterstützung an. Ich persönlich frage mich allerdings, warum nur Praktikanten und Berufseinsteiger befragt werden sollen. Sie können sich eigentlich noch gar kein Urteil über die Zukunft des Berufs und die Aussichten am Arbeitsmarkt erlauben. Junge Menschen sind wahrscheinlich erst einmal froh, dass sie die Schule bald hinter sich lassen oder den Abschluss in der Tasche haben. Da war ich nicht anders. Im Übrigen: Die ABDA besteht ohnehin kompromisslos auf zweieinhalb Jahre Ausbildung. Uns interessiert dennoch was bei der Befragung herauskommt.
ADHOC: Was sagt das BMG zu ihrer Forderung?
PFEIFFER: Vorstandskollegen waren im Januar dort und haben unsere Positionen mit dem Referatsleiter diskutiert. Wir bleiben auch weiter am Ball. Das BMG will jetzt, nach weiteren Gesprächen auch mit anderen Interessengruppen wie ABDA und Adexa selbst einen Vorschlag erarbeiten und danach noch einmal mit den betroffenen Gruppen sprechen.
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