Die Personalnot ist in Apotheken derzeit so groß wie nie. Umso mehr freute sich Katharina Hombach, Filialleiterin der Apotheke am Bauhaus in Steinfurt, über eine Bewerbung einer PTA aus Montenegro. Trotz einwandfreier Deutsch- und Englischkenntnisse sowie einer vierjährigen, erfolgreich absolvierten PTA-Ausbildung inklusive Praktikum darf die potentielle Mitarbeiterin nicht eingestellt werden – auch nicht als Praktikantin. Die Behörde will zunächst einen Ausbildungsvergleich ansetzen.
„Ich bin verantwortlich für drei Apotheken, und auch wir haben extrem mit Personalmangel zu kämpfen. Nun hätte ich endlich eine potentielle PTA gefunden, die sofort bereit wäre zu arbeiten, allerdings kommt sie aus Montenegro und ihr werden tausende von Steinen in den Weg gelegt, um eine Arbeitserlaubnis zu erhalten“, so Hombach.
Das sei ein einziges Trauerspiel. „Als die Bewerbung der Dame einging, haben wir Freudensprünge gemacht.“ Die Apotheke liegt etwa 30 km von Münster entfernt, viele Kolleg:innen würden sich eher für die Stadt entscheiden: „Der Fahrtweg wird nicht gern in Kauf genommen, und in Münster suchen auch etliche Apotheken händeringend nach Personal“, so Hombach.
Das Bewerbungsgespräch mit der PTA verlief positiv: „Wir konnten uns sehr gut verständigen, da sie schon während der Ausbildung zur PTA auch Deutsch gelernt hat. Ich hätte sie am liebsten sofort eingestellt, aber da haben die Behörden den Riegel vorgeschoben.“ Trotz der vierjährigen Ausbildung zur PTA mit anschließendem Praktikum in einer Apotheke in Montenegro verlangte die Bezirksregierung eine lückenlose Auflistung der Unterrichtsinhalte, die während der Ausbildung erlernt wurden. „Meine Bewerberin ist dafür extra nochmal in ihr Heimatland gereist, um die Unterlagen zu besorgen, das muss man sich mal vorstellen: solch ein Aufwand“, zeigt sich Hombach empört. Die PTA habe auch die Zeugnisse schon übersetzen lassen, jedoch ohne Erfolg.
Zwischenzeitlich reichte die Apothekerin einen Antrag auf Beschäftigung als PTA-Praktikantin bei der Kammer ein. „Selbst das wurde mir verwehrt. Die Behörde will zunächst einen Ausbildungsvergleich vornehmen“, so Hombach. Dieser sollte nach Angaben der Kammer aber bis zu vier Monate dauern. „Das ist zeitlich für meine Bewerberin gar nicht machbar. Sie hat zwei Kinder zu versorgen und kann sich nicht mit schlecht bezahlten Nebenjobs über Wasser halten.“
Zudem habe es geheißen, dass die PTA voraussichtlich erneut eine PTA-Schule in Deutschland besuchen müsse: „Sie besitzt mit der Ausbildung in Montenegro keinerlei deutsche Anerkennung. Sie würde gern sofort arbeiten und ist auch fähig dazu. Ich verstehe durchaus, dass solch ein Vorgang durch die Behörden genau geprüft werden muss, aber es zieht sich in meinen Augen zu sehr in die Länge “, ärgert sich Hombach.
„Diese Dame ist nun so weit, dass sie wieder zurück nach Montenegro geht, da die Behörden entweder gar nicht antworten oder tausende Unterlagen haben möchten“, so die Apothekerin. Dabei haben sich beide Seiten sehr bemüht um eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. In Montenegro seien die Arbeitsbedingungen allerdings schlecht und die Bezahlung sehr niedrig, das sei auch vorrangig der Grund gewesen, um nach Deutschland zu kommen: „Die Bewerberin liebt ihren Beruf und möchte natürlich auch entsprechende Anerkennung dafür.“ Hombach sei verärgert über die unendliche Bürokratie: „Mir sind einfach die Hände gebunden. Es hätte von beiden Seiten gut gepasst. Ich würde mir wünschen, dass Fachkräften, die nicht aus Deutschland kommen, nicht so viele Steine in den Weg gelegt werden.“
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