Bürojob statt Apotheke? Viel zu langweilig! APOTHEKE ADHOC, 18.08.2018 09:22 Uhr
Schulchor? Nichts für Philipp Steinecke. Aber Musicals, die fand er immer spannend. Als „guter Geist hinter der Bühne“ fing der heutige Apotheker an, organisierte Aufführungen der Musical-AG, bis sein Talent für Tanzen und Singen erkannt wurde. Der Pharmazeut aus der Linda Schlossapotheke in Bad Harzburg ist einer der fünf Finalisten des großen Gesangswettbewerbs „Revoice of Pharmacy“ von APOTHEKE ADHOC und GeloRevoice.
Mit einer ganz einfachen Methode wurde dieser Apotheker für seinen Beruf geködert: Traubenzucker. Schon als Kind fand Steinecke Apotheken spannend. Die Atmosphäre, das Geheimnisvolle, der Umstand, dass man Hilfe bekam, all das faszinierte ihn. Und der Traubenzucker, den er immer geschenkt bekam. Als Kind merkt man sich solche Orte gern.
„Ich bin in Göttingen geboren, als ich sechs Jahre alt war, sind wir nach Goslar gezogen“, sagt der Apotheker. In der Schule mochte er die Fächer Chemie und Biologie, machte in der 9. Klasse ein Schülerpraktikum in einer Apotheke. „Das war beim Vater einer Freundin und hat mir sehr viel Spaß gemacht.“ Die Berufsentscheidung fiel ihm deshalb leicht. „Ich wollte nie den ganzen Tag in einem Büro sitzen.“ Zu langweilig.
Den Zivildienst absolvierte er kurzerhand in einer Krankenhausapotheke in Goslar. „Ich habe ein Dreivierteljahr lang viele Einblicke in den Apothekenalltag bekommen, war im Labor und habe versucht, so viel wie möglich zu lernen.“ Danach stand fest: Apotheke, das ist es. Er studierte Pharmazie in Halle an der Saale.
Dort erfolgte allerdings Ernüchterung: „Ich habe das Studium gehasst“, erinnert sich Steinecke. „Alle anderen Studenten hatten gefühlt viel frei, ich habe jeden Tag von 8 bis 18 Uhr gelernt oder war im Labor.“ Fürs fröhliche Studentenleben blieb kaum Zeit. „Aber ich habe es durchgezogen, denn ich wusste, dass der Job mir Spaß machen würde. Und auch die Praktika waren immer toll. Auswendiglernen macht überhaupt keinen Spaß, zu verstehen, wie was im Körper wirkt und Zusammenhänge zu erkennen, hingegen schon.“
Nach dem Studium zog es ihn in den Süden. „Ich habe in einer Krankenhausapotheke in Friedrichshafen am Bodensee gearbeitet. Das war schon als Kind meine zweite Heimat, weil eine Tante von mir dort lebt und wir sie oft besucht haben.“ Zurück in Goslar wechselte er wieder in eine öffentliche Apotheke. Und entschied sich im vergangenen Jahr für einen neuen Arbeitsplatz in der Schlossapotheke. „Ich habe mittlerweile den Fachapotheker für Allgemeinpharmazie gemacht“, sagt er.
Von einer eigenen Apotheke träumt er nicht. „Das kann ich mir nicht vorstellen, ich finde, dass das Risiko als Unternehmer zu hoch ist.“ Das Schöne am Beruf ist für ihn klar definiert: „Man bekommt jeden Tag ein ‚Danke‘ zu hören. Viele Kunden kommen mit direktem Feedback. Und ich finde, dass Apotheker ein vielseitiger Beruf ist, obwohl er ein angestaubtes Image hat. Viele junge Pharmazeuten wollen in die Industrie oder ins Krankenhaus, weil sie die Jobs dort spannender finden.“ Er liebt die Herausforderung, jeden Tag 150 bis 200 Kunden zu helfen.
In der Musicalbranche bezeichnet er sich als „Quereinsteiger“. Als Kind nahm er Tanzunterricht, hat zehn Jahre lang lateinamerikanischen Tanz trainiert. „Neuerdings habe ich Zumba für mich entdeckt, wir haben eine mexikanische Trainerin“, erzählt Steinecke.
Als Schüler arbeitete er begeistert bei Musical-Projekten mit, schließlich gründete sich in Goslar ein unabhängiger Verein. „Wir erarbeiten jedes Jahr ein Musical. Im September findet jeweils ein großes Casting statt, einmal die Woche ist während des Jahres dann Chorprobe, einmal im Monat gibt es ein großes Treffen.“ Die Künstler treten regelmäßig in einer alten Fabrikhalle auf. „Die verwandeln wir für eine Woche in ein Theater, bauen die Bühne selbst zusammen.“
Philipp ist einer der fünf Finalisten des Gesangswettbewerbs „Revoice of Pharmacy“ und wird zu einem dreitägigen exklusiven Vocal-Coaching-Seminar nach Berlin geladen. Der Workshop findet vom 13. bis 15. September 2018 mit Musikmanager und Vocal-Coach Nik Hafemann statt. Er ist seit Beginn des Wettbewerbs 2016 dabei, leitet den Workshop und weiß, wie man das Beste aus Stimmen herausholt. Unterstützt wird er von der ehemaligen Monrose-Sängerin Bahar Kizil.