Nachwuchsmangel

Bürgermeister wirbt für PTA-Beruf

, Uhr
Berlin -

Holger Lebedinzew ist eigentlich Bürgermeister des niedersächsischen Städtchens Hude. Für einen Tag hat er nun seinen Schreibtisch im Rathaus gegen den HV-Tisch der Flores-Apotheke getauscht. Im Rahmen der Aktion „Daumen hoch für Ausbildung“ will man so jungen Menschen Lehrberufe näherbringen. Apotheker Axel Schwirtz hofft, dass der Beruf des PTA bei jungen Leuten auf Interesse stößt.

Bürokauffrau, Einzelhandelskauffrau oder Medizinische Fachangestellte: Das waren im vergangenen Jahr die drei beliebtesten Berufe bei Frauen. PTA oder PKA gehörten nicht dazu. Viele junge Menschen haben sogar überhaupt keine Ahnung, dass es diese Ausbildungsberufe gibt. Deshalb sagte der Apotheker Axel Schwirtz sofort zu, als er gefragt wurde, ob Hudes Bürgermeister im Rahmen der Aktion „Daumen hoch für Ausbildung“ in seiner Flores-Apotheke ein öffentlichkeitswirksames Praktikum machen könne.

Pünktlich um 8.30 Uhr trat Lebedinzew sein Praktikum an – das erste in seinem Leben, wie er später zugab. Als Pharmazeutisch-Technischer Assistent auf Zeit durfte er dem Apothekenpersonal nicht nur über die Schulter schauen – sein Chef für einen Tag hat ihn direkt in den Arbeitsalltag eingebunden.

„Ich war überrascht, dass ich so viel machen durfte“, erklärte der Bürgermeister. So musste er unter anderem den Wareneingang einscannen und die Medikamente dann ins Regal einräumen. „Man muss sich sehr konzentrieren und genau arbeiten. Denn jedes Medikament hat ein eigenes Fach und darf auch nur dort abgelegt werden“, sagte er. Auch an die frische Luft ist Lebedinzew gekommen. Gegen Mittag musste er mit dem knallroten Apothekenfahrrad einer älteren Dame ihr Medikament nach Hause bringen. „Naturwissenschaft, Warenwirtschaft, Verkauf – viele Dinge greifen in diesem Beruf ineinander: Die Vielseitigkeit dieses Berufs hat mich beeindruckt“, sagte er anschließend.

Grund für die Aktion „Daumen hoch für Ausbildung“ sei der Umstand, dass immer mehr Unternehmen im Landkreis Oldenburg Probleme haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Um für Ausbildungsberufe zu werben, entstand bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Oldenburg (WLO) die Idee, regelmäßig Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein eintägiges Praktikum in einem Unternehmen absolvieren zu lassen. „Wir wollen damit zeigen, dass man nicht unbedingt studieren muss. Es ist auch gut, erst einmal eine solide Ausbildung zu machen“, erklärte WLO-Geschäftsführer Hans-Werner Aschoff.

Auch Schwirtz erhofft sich, dass die Aktion bei jungen Leuten Interesse für den PTA-Beruf weckt. Denn er kennt Fachkräftemangel nur zu gut. „Wir suchen händeringend jemanden, der ab Herbst bei uns das halbjährige PTA-Praktikum machen möchte“, erklärte er. Einerseits kann der Apotheker verstehen, dass die Ausbildungskosten einige abschrecken. Andererseits koste die Ausbildung in der Summe weniger als ein Kleinwagen, den so mancher zum 18. Geburtstag bekäme. „Vielleicht sollte man stattdessen die Finanzierung einer tollen Ausbildung in Betracht ziehen“, meint Schwirtz. Denn der Beruf lasse sich nicht nur gut mit der Familie vereinbaren. Als PTA brauche man sich außerdem keine Sorgen über Arbeitslosigkeit zu machen.

Die Aktion wird nicht nur von mehreren lokalen und regionalen Zeitungen begleitet. Um junge Menschen mit der Aktion zu erreichen, wird jeder Praktikumstag eines Prominenten in einem Clip für einen You-Tube-Channel festgehalten. Darin ist zu sehen, was die Praktikanten in den Betrieben gesehen, erlebt und gelernt haben. Außerdem will man an die Schulen gehen und die Clips im Wirtschaftsunterricht zeigen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Ausbildungsfonds gerichtlich bestätigt
Bremen: Wer nicht ausbildet, zahlt
Tarifverhandlungen in Nordrhein
TGL: Verhandlungen laufen
Mehr aus Ressort
10 Prozent auch nachmittags
Heiligabend: Jeder Fünfte arbeitet
Gesund durch die Weihnachtszeit
Nüsse sind wahre Kraftstoffpakete
Gut versorgt durch die Feiertage
Hausapotheke: Jetzt Vorräte aufstocken

APOTHEKE ADHOC Debatte