Die Zecken-Saison ist in vollem Gange. Jährlich erkranken laut Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung etwa 300.000 gesetzlich Krankenversicherten an einer Lyme-Borreliose – Tendenz steigend. Borreliose-Symptome sind häufig unspezifisch. Die Diagnose kann schwierig sein, da die Erreger nicht immer eine Wanderröte verursachen. Was gilt es zu beachten?
Ausgelöst wird die Lyme-Borreliose durch das Bakterium Borrelia burgdorferi, welches durch infizierte Zecken auf den Menschen übertragen wird. Die systemische Infektion gilt dabei als die häufigste durch Vektoren übertragene Krankheit in der nördlichen Hemisphäre. Laut Schätzungen sind jedes Jahr etwa 130.000 Menschen in Europa betroffen.
Ein Bluttest kann zwar Hinweise auf Antikörper gegen die Borreliose-Erreger geben, häufig haben sich diese aber zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht in ausreichender Menge gebildet oder sie stammen von einer vorherigen unentdeckten Infektion mit Borrelien. Daher sind die Ergebnisse oft nicht eindeutig zu interpretieren.
Ein typisches Erkennungsmerkmal ist jedoch die Wanderröte: Um die Einstichstelle herum bildet sich eine ringförmige Hautrötung. Die charakteristische „Erythema migrans“ tritt allerdings nicht bei allen Betroffenen auf. Im Verlauf der Erkrankung können grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder Muskelschmerzen auf eine Borreliose hinweisen. Auch Fieber kann auftreten. Die Behandlung einer rechtzeitig diagnostizierten Borreliose erfolgt antibiotisch mit Doxycyclin. Therapiealternativen sind Cefuroximaxetil oder Azithromycin.
Gefährlich wird es, wenn die Bakterien unbemerkt verschiedene Organe oder auch die Gelenke befallen. Erst Monate später kann es dann zu Hirnhaut- oder Herzmuskelentzündung oder der sogenannten Lyme-Arthritis kommen. Viele Betroffene klagen über brennende Nervenschmerzen, Taubheitsgefühle oder Sehstörungen, die durch eine entstandene Neuroborreliose bedingt sind. Da oftmals viel Zeit seit dem Zeckenbiss verstrichen ist, fällt die Diagnose schwer.
Fakt ist: Je länger die Zecke in der Haut verbleibt, umso höher ist das Risiko für eine Borreliose-Infektion. Nach dem Blutsaugen stößt die Zecke einen Teil ihres Mageninhaltes aus und gibt ihn in die Blutbahn des Menschen ab. Auf diesem Weg gelangen die Bakterien in den menschlichen Körper. Zecken sollten demnach möglichst schnell mithilfe einer Zeckenzange oder -karte entfernt werden. Dabei verzichten Betroffene besser auf kuriose Tricks, wie: die Zecke in Öl tränken oder drehen.
Muss eine Zecke entfernt werden, eignet sich eine spezielle Zecken-Pinzette oder eine Zecken-Karte am besten. Dabei wird die Zecke so nah wie möglich an der Einstichstelle gegriffen und ohne quetschen langsam senkrecht nach oben herausgezogen. Anschließend sollte die Einstichstelle desinfiziert werden.
Achtung: Eine überstandene Borreliose bietet keinen Schutz vor einer erneuten Infektion.
Eine Schutzimpfung wie bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gibt es bisher nicht. Erst im Februar mussten Pfizer und Valneva einen Rückschlag verbuchen: Die beiden Unternehmen waren gezwungen, bei ihrer klinischen Phase-III-Studie zum Borreliose-Impfstoff die Hälfte der bereits rekrutierten Probanden auszuschließen. Grund waren Verstöße gegen den Good Clinical Practice-Standard (GCP) an bestimmten klinischen Prüfzentren.
Am besten sucht man nach jedem Besuch im Freien den Körper gründlich ab. Ein Schutz durch langärmlige Kleidung und zeckenabweisende Sprays kann ebenfalls sinnvoll sein. Dabei sollte die Hose am besten in die Socken gesteckt sowie die Kleidungsabschlüsse mit entsprechenden Repellentien eingesprüht werden. Zecken klettern nicht höher als 1,50 Meter und fallen auch nicht von den Bäumen. Sie klammern sich mit Vorliebe an den Hosenbeinen fest. Auch helle Kleidung hilft, die Spinnentiere schneller zu entdecken. Unterholz und hohes Gras sollte nach Möglichkeit gemieden werden.
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