Wechselwirkungen

Bisphosphonate und Calcium, ein alter Hut? APOTHEKE ADHOC, 27.11.2017 13:46 Uhr

Berlin - 

Bisphosphonate sind aus der Osteoporose-Therapie kaum wegzudenken. Sie zählen zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln und werden häufig mit Calcium und Vitamin D3 kombiniert. Bei der Einnahme sind jedoch Besonderheiten zu beachten.

Fall: Eine ältere Dame möchte ein Rezept über Alendronsäure einlösen. Außerdem hat der Arzt Brausetabletten mit Calcium und Vitamin D3 verordnet. Aufgrund einer Osteoporose nimmt sie die Brausetabletten morgens und abends schon seit Längerem ein. Das Bisphosphonat ist jetzt neu dazugekommen.

Analyse: Alendronsäure ist das am häufigsten verordnete Bisphosphonat im Rahmen der Osteoprose-Behandlung. Calcium und Vitamin D3 stellen die Basistherapie dar und müssen ausreichend im Körper vorhanden sein, um einer Hypomagnesiämie und Hypokalziämie, verursacht durch das Alendronat, vorzubeugen. Fehlen beide Substanzen, ist die Knochenmineralisierung unter Alendronsäure gestört. Werden jedoch Calcium und Bisphosphonat zum gleichen Einnahmezeitpunkt angewendet, kann die Resorption von Alendronsäure gestört sein.

Das Bisphosphonat hemmt die durch die Osteoklasten vermittelte Knochenresorption ohne eine direkte Wirkung auf die Knochenbildung. Die Aktivität der Osteoklasten wird jedoch gehemmt und die Knochenmasse nimmt zu. Knochenab- und -aufbau befinden sich üblicherweise im Gleichgewicht. Dabei übernehmen die Osteoklasten die Abbauarbeiten und die Osteoblasten den Aufbau. Alendronsäure bindet an das im Knochen enthaltene Calciumphosphat und verstärkt so die Feinstruktur der Knochen – dieser wird fester.

Alendronsäure wird in der Regel in einer Dosis von 70 mg einmal wöchentlich an einem festen Tag eingenommen. Die Tablette wird am Morgen direkt nach dem ersten Aufstehen, mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück oder dem ersten Getränk mit Leitungswasser geschluckt. Andere Getränke – auch Mineralwasser – sind tabu, da Resorptionsstörungen möglich sind. Die Patienten sollten sich nach der Einnahme nicht mehr hinlegen und frühestens nach 30 Minuten etwas essen. Von einer Einnahme vor dem Schlafengehen ist abzuraten. Mögliche Nebenwirkungen sind Bauchschmerzen, Reflux, Kopfschmerzen sowie Muskel-, Knochen- und Gelenkschmerzen.

Calcium und Vitamin D3 sind als Mono- und Kombinationspräparate in unterschiedlichen Dosierungen erhältlich und können im Rahmen der Osetoporose-Therapie zu Lasten der Kassen verordnet werden. Das Vitamin unterstützt die Knochen in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und sorgt so für gesunde starke Knochen und wirkt einer Osteoporose entgegen. D3 hemmt die Bildung des Parathormons, das den Knochenabbau fördert. Eine hohe Knochendichte kann das Frakturrisiko senken. Außerdem wird das Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Nerven verbessert. Ist die Muskelkraft hoch, können Patienten von einem besseren Gleichgewicht und stärkerer Beinkraft profitieren, sodass weniger Stürze zu erwarten sind.

Vor allem bei Osteoporose-Patienten über 70 Jahren wird D3 zur Sturzprophylaxe eingesetzt. Für den täglichen Bedarf können Präparate mit 1000 mg Calcium und 1000 I.E. Vitamin D3 eingenommen werden. Wird das Sonnenvitamin allein verabreicht, stehen auch höhere Dosierungen von 20.000 I.E. für die wöchentliche Gabe zur Verfügung.

Kommunikation: Werden Calcium und Alendronsäure an einem Tag eingenommen, sollte auf einen ausreichenden Einnahmeabstand geachtet werden. Bisphosphonate bilden mit polyvalenten Kationen schwerlösliche Komplexe. Diese können nicht ausreichend resorbiert werden, was die Therapie gefährdet. Der minimale Einnahmeabstand beträgt 30 Minuten. Patienten können jedoch am Tag der Alendronsäure-Einnahme das Calcium weglassen oder die Einnahme auf den Abend verschieben.

Therapie: Hält sich die Dame an den Einnahmeabstand, ist die Therapie nicht gefährdet. Die Bioverfügbarkeit der Bisphosphonate ist nur gering, daher ist die richtige Einnahme umso wichtiger. Bei einer Einnahme 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück werden 60 Prozent des Bisphosphonats aufgenommen. Nur noch 15 Prozent sind bioverfügbar bei Einnahme zum Essen oder bis zu zwei Stunden danach. Getränke wie Kaffee und Orangensaft können die Aufnahme um bis zu 60 Prozent absenken.