Berufskleidung

Dresscode für die Offizin Carolin Bauer, 06.11.2015 09:00 Uhr

Berlin - 

Knallig oder klassisch: PTA haben bei der Wahl der Berufskleidung nur wenig Spielraum. Die Kleiderordnung wird oft im Team besprochen, letztlich entscheiden aber der Geschmack des Inhabers oder der Verbund. Der Kittel ist in Apotheken aber nie aus der Mode gekommen. Strenge Vorgaben gibt es nur für die Rezeptur.

Kittel, farbige T-Shirts oder alles in weiß: Der Inhaber hat als Arbeitgeber das Recht, eine Kleiderordnung vorzugeben. Auch Namensschilder mit der Berufsbezeichnung könnten angeordnet werden, sagt Adexa-Juristin Iris Borrmann. Dem Inhaber sind aber auch Grenzen gesetzt: „Wenn bereits ein Kittel verpflichtend getragen werden soll, geht es den Arbeitgeber nichts an, was die Mitarbeiter darunter tragen.“

Kein Apotheker dürfe außerdem zu Karneval das Tragen einer Narrenkappe anordnen, so Borrmann. In solchen Fällen überwiege das allgemeine Persönlichkeitsrecht. Bei der Adexa gab es zuletzt einige wenige Anfragen wegen des Tragens von Körperschmuck. Angestellte hätten wissen wollen, ob der Apotheker das Entfernen eines Zungen- oder Lippenpiercings während der Arbeitszeit verlangen dürfe.

Die Adexa verweist darauf, dass bei Berufen in der Gesundheitsbranche auf die Wirkung der Angestellten gegenüber den Patienten zu achten sei. Die Piercing-Frage könne je nach Lage der Apotheke – Großstadt oder Dorf – unterschiedlich beurteilt werden. „Wenn das Erscheinungsbild des Mitarbeiters betriebsschädigende Auswirkung hat, muss er es entfernen“, sagt Borrmann. Ein Totenkopftattoo an einer sichtbaren Körperstelle könne sogar als rechtswirksamer Ablehnungsgrund für einen Bewerber gelten.

Strenge Vorgaben gibt es für Rezeptur und Labor: Hier müssen PTA und Apotheker abhängig von der individuellen Gefahrenbeurteilung Schutzkleidung tragen. Die Technischen Regelungen Gefahrenstoffe (TRGS) geben vor, dass in Laboratorien als Grundausstattung etwa ein langer Labormantel mit langen, eng anliegenden Ärmeln mit einem Baumwollanteil im Gewebe von mindestens 35 Prozent verlangt wird. Außerdem dürfen nur feste, geschlossene und trittsichere Schuhe getragen werden.

Anders als in Pharmaunternehmen oder Banken ist die Kleiderordnung in Apotheken weniger streng geregelt. Ob Mitarbeiter bei sehr hohen Temperaturen beispielsweise auf den Kittel verzichten dürfen, entscheidet ebenfalls der Chef. Bei Hitzewellen wie im vergangenen Sommer haben viele Inhaber ein Auge zugedrückt und auch kurze Hosen erlaubt.

Am HV-Tisch geht es dagegen bunt zu. Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz setzt in ihren beiden Apotheken auf weiße Kittel. Die Entscheidung sei im Team getroffen worden. „Den Schnitt haben wir gemeinsam ausgesucht“, sagt die Inhaberin der Leibniz- und Delfin-Apotheke in Hannover. „Der Kittel kommt besonders bei älteren Kunden sehr gut an.“ Die Kleidung stehe für einen Heilberuf. Außerdem sei der Schnitt positiv für jede Figur: „Der Kittel streckt“, sagt Linz.

Auch bei den Allesgut-Apotheken von Abdellatif Daka besinnt man sich auf die alten Werte. Der Geschäftsführer des niedersächsischen Verbunds hatte nach dem Wechsel von DocMorris zunächst auf petrolfarbene Polo-Shirts gesetzt. In der fünften Allesgut-Apotheke wurde Anfang November mit der Tradition gebrochen: In der Rathauspassage in Greven tragen die Mitarbeiter weiße Kittel. Diese stünden für Kompetenz, sagt Daka.

Die Apotheke sei in den vergangenen Jahren moderner geworden. Der Kittel stelle die Brücke zwischen Tradition und Moderne dar, sagt Daka. Wichtig sei, nicht den Grundcharakter der Apotheke zu verlieren. An den anderen Standorten tragen die Mitarbeiter zu den Polo-Shirts im Sommer weiße Hosen, im Winter Jeans.

Bei den Namensschildern verzichtet der Marketingexperte auf die Berufsbezeichnung. „Ich will kein hierarchisches Gerüst aufbauen“, sagt Daka. Jeder, der am HV-Tisch stehe, müsse eine ausgeprägte Kompetenz haben – egal ob PTA oder Apotheker. Die Kosten für die Berufskleidung übernehme der Inhaber.

Quietschgrün ist bei den easy-Apotheken Trend. Der Inhaber erhält von der Systemzentrale einen Katalog und kann verschiedene Kleidungsstücke auswählen. Christian Melzer hat sich für die grünen Polo-Shirts entschieden. Für Hosen werde die Farbe Weiß empfohlen, sagt der Apotheker. Die Auswahl sei mit den Angestellten abgestimmt. Melzer hat alle möglichen Shirts und Jacken zur Ansicht bestellt und vom Team beurteilen lassen. „Die Berufskleidung in der Apotheke sollte auch die Exaktheit zum Ausdruck bringen“, sagt er.

Bei den Namensschildern setzt er auch auf die Angabe der Berufsbezeichnung. Für Patienten sei es wichtig, dass die Mitarbeiter als Persönlichkeiten wahrgenommen würden. Die Kleidungsfrage sei ein schwieriges Thema, da Geschmack subjektiv und privat sei, sagt Melzer. Allerdings strahle ein einheitlicher Auftritt auch Professionalität aus.

Das sieht man auch bei Linda so – und hat das Tragen von Kitteln oder Poloshirts sowie Namensschildern mit dem Logo zur Pflicht gemacht. Werden Mitarbeiter von den Bonifizierungshelfern in anderem Outfit erwischt, werden dem Inhaber Punkte für die Rückvergütung abgezogen.

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