PTA im Großhandelslager Carolin Bauer, 01.02.2016 07:57 Uhr
Wer PTA werden will, muss auch Chemie beherrschen. Janina Diessl hat sich gerade wegen Naturwissenschaften für die Ausbildung entschieden. Danach wollte sie Apothekerin werden. Doch es kam anders. Ausgerechnet ihr Lieblingsfach zwang sie letztlich zur Aufgabe des Pharmaziestudiums und führte sie zu ihrem heutigen Traumberuf: Die 30-Jährige arbeitet für den Pharmagroßhändler Kehr im Lager.
Die Arbeit in der Offizin kam für Diessl nie in Frage. Das Pflichtpraktikum nach der Schule sei nicht gut gelaufen, sagt sie. Die Gründe lagen vor allem im zwischenmenschlichen Bereich. Deshalb stand für sie fest, nach der Schulzeit in Magdeburg, Pharmazie zu studieren. Einen Platz bekam sie in Braunschweig. Zum Großhändler kam sie im ersten Semester: „Eine befreundete PTA hat mir gesagt, dass dort Lagerhilfen gesucht werden.“
Das Studium gab Diessl im dritten Semester auf. „Chemie war doch sehr schwer“, sagt sie. Nachdem sie die Universität verlassen hatte, stieg sie 2009 als Vollzeitkraft mit unbefristetem Vertrag bei Kehr ein. Heute ist sie die einzige PTA, die im Lager arbeitet. Mit rund 80 weiteren Mitarbeitern sorgt sie für einen reibungslosen Arzneimittelversand in die Apotheken. Das Team ist gemischt: Unter ihren Kollegen sind PKA, Lagerarbeiter, aber auch Servicekräfte aus der Gastronomie. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen der Brüder Hanns-Heinrich und Ulrich Kehr 240 Mitarbeiter, davon sind zwölf PTA.
Im Gegensatz zu den anderen Mitarbeitern hat Diessl kein eigenes Revier. „Ich werde individuell und flexibel eingesetzt“, sagt sie. Dadurch sei die Tätigkeit sehr spannend. Besonderen Spaß mache ihr etwa die „Räumungsliste“. Dabei würden anhand einer Auflistung Arzneimittel im Lager gesucht, die sich ihrem Verfallsdatum näherten. „Die Medikamente werden dann gestapelt und von der Industrieretourenabteilung an die Hersteller zurückgeschickt.“
Diese Aufgabe führe sie etwa einmal im Monat durch. „Das fällt in meinen Verantwortungsbereich“, sagt Diessl. Wichtig sei, die unterschiedlichen Regelungen der Firmen zu Retouren im Kopf zu haben. Öfter ist sie in der Endkontrolle stationiert. Dabei gehe es hauptsächlich um die Dokumentation von Bestellungen. Allerdings müssten auch die Tourenabfahrtszeiten und die Lieferwünsche der Apotheken abgeglichen werden. „Ich muss dann darauf achten, dass die Kunden die Bestellung rechtzeitig erhalten.“
Auch Auswärtstermine gehören zum Job. Nachdem das Tochterunternehmen Kehr Holdermann vor knapp drei Jahren den Standort des insolventen Großhandels Gesine in Ludwigsfelde südlich von Berlin übernommen hatte, reiste Diessl mit Kollegen regelmäßig in die Hauptstadt. „In der Anfangszeit haben wir beim Aufbau mit geholfen. Das hat Spaß gemacht.“
Ab und zu wird sie auch in die Offizin geschickt. Für Kunden, die umbauen, neugründen oder ein neues Lagersystem haben, richtet Kehr auf Anfrage das Generalalphabet ein. Meist sei man zwischen einem und drei Tagen vor Ort, so Diessl. Die Apothekenmitarbeiter seien sehr dankbar. „In einer Apotheke sind ich und mein Team sogar auf einem Foto im Pausenraum verewigt worden.“ An den HV-Tisch will Diessl nicht zurück.