Übelkeit kann Nebenwirkung verschiedener Arzneimittel sein, aber auch durch andere Faktoren ausgelöst werden. Die Ursache ist jedoch nicht immer einfach zu bestimmen, ebenso kann es Hürden in der Behandlung geben. Denn auch Wechselwirkungen mit der Dauermedikation müssen beachtet werden. Problematisch kann es bei Amitriptylin und Dimenhydramin werden.
Fall: Eine ältere Kundin klagt über Übelkeit. Seit zwei Tagen fühle sie sich flau im Magen. Ihr sei schlecht, erbrechen müsse sie jedoch nicht. Die Ursache der Symptome lasse sich nicht bestimmen. Weder habe sie etwas Falsches gegessen, noch könnten Arzneimittel Schuld für das Befinden sein. Sie habe bislang pflanzliche Tropfen eingenommen, die jedoch keine Linderung brachten. Sie verlangt nach einem chemischen Arzneimittel. Zur Verfügung steht beispielsweise Dimenhydrinat. Im Gespräch weist die Kundin jedoch auf ihre Dauermedikation hin. Sie nehme seit etwa drei Jahren das Antidepressivum Amitriptylin, das sie immer gut vertragen habe.
Analyse: Dimenhydrinat sollte nicht zusammen mit Amitriptylin eingenommen werden. Das Antidepressivum kann die anticholinergen Nebenwirkungen des Antiemetikums in unvorhersehbarer Weise verstärken. Mundtrockenheit, Obstipation oder Harnverhalten sowie eine Erhöhung des Augeninnendrucks können die Folgen sein. Die kombinierte Anwendung sollte vermieden werden.
Amitriptylin gehört zur Stoffgruppe der trizyklischen Antidepressiva und wird zur Therapie depressiver Erkrankungen wie Episoden einer Major Depression eingesetzt. Weitere Indikationsgebiete sind die Therapie neuropathischer Schmerzen und die Prophylaxe chronischer Spannungskopfschmerzen oder Migräne. Der nichtselektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer besitzt anticholinerge, analgetische und sedierende Eigenschaften. Amitriptylin blockiert die Rückresorption und somit die Inaktivierung der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin. Die antidepressive Wirkung setzt jedoch erst nach etwa zwei bis vier Wochen ein.
Dimenhydrinat ist als Tablette, Saft, Kaugummi oder Zäpfchen gegen Übelkeit und Erbrechen auf dem Markt. Der Arzneistoff unterdrückt die Wirkung des Botenstoffs Histamin und wirkt so Übelkeit und Erbrechen entgegen. Das H1-Antihistaminikum wird nach Gewicht dosiert. Pro Kilogramm Körpergewicht dürfen 1,25 mg Dimenhydrinat verabreicht werden.
Der Arzneistoff sollte ebenfalls nicht mit Monoaminoxidase-(MAO)-Hemmern angewendet werden. Hier liegt eine Kontraindikation vor. Möglich sind eine lebensbedrohliche Darmlähmung sowie analog zu den trizyklischen Antidepressiva Harnverhalt und Erhöhung des Augeninnendrucks. Außerdem kann ein Blutdruckabfall sowie eine Einschränkung der Atmung die Folge der Kombination sein.
Kommunikation: Von einer Kombination ist abzuraten. Die Kundin sollte auf alternative Präparate ausweichen oder mit dem behandelnden Arzt Rücksprache halten. Auch mit Blick auf die unerwünschten Arzneimittelwirkungen von Amitriptylin sollte der Mediziner konsultiert werden, denn Übelkeit zählt zu den häufigen Nebenwirkungen des Wirkstoffes.
Therapie: Für die homöopathische Behandlung stehen Cocculus D6 oder Nux Vomica zur Verfügung. Es kann auch auf das gut wirksame Hausmittel Ingwer in Kapselform (Zintona, Grünwalder) zurückgegriffen werden. Eine andere Alternative sind Akkupresssurbänder. Pflanzlich können Ibergoast (Bayer), Carvomin (Aristo) oder Gasteo (Niehaus) Anwendung finden.
APOTHEKE ADHOC Debatte